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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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Bin ich kein Gefangener? «
    Er lacht. » Gefangene sind wir wohl alle. Aber Sie sind nicht mein Gefangener! «
    » Ich würde mir gerne über ein paar Dinge meine Gedanken machen. «
    Er fährt sich mit den Fingern durch sein silbernes Haar.
    » Sie haben in Ihrem Leben wohl nie etwas Übereiltes getan, Bjørn? «
    » Ich kann schon mal spontan sein. Aber der Reihe nach. Wo ist Diane? «
    » Diane? « Sein Blick verfinstert sich. Er sagt nichts. Er öffnet den Mund, hält dann aber wieder inne. Ich versuche, sein Gesicht zu lesen.
    » Ich weiß, dass Sie ihr Vater sind. «
    Er antwortet nicht sofort. Er scheint nachdenken zu müssen, doch dann erwidert er: » Ja. « Leise. Es klingt wie ein Seufzen. Als sei er sich nicht ganz sicher.
    » Das erklärt eine ganze Menge. «
    Streng sieht er mich an. » Hören Sie! Sie hat nie etwas gegen Sie unternommen. Sie hat Sie niemals verraten! Niemals! «
    » Sie … «
    Abwehrend hebt er die Hände. » Das reicht «, sagt er. » Für den Augenblick. « Ein Gedanke, der ihn anscheinend amüsiert, lässt sein Gesicht wieder aufleben. Seine Lippen bewegen sich stumm, halb lächelnd. Wie verzaubert betrachte ich seinen innerlichen Szenenwechsel. Es ist, wie den Monolog eines Einsiedlers zu belauschen. » Wir sind schon zwei störrische Esel, Bjørn «, sagt er.
    » Reden Sie. «
    » Sie wollen den Schrein nicht herausgeben, ehe Sie nicht alles wissen, was ich weiß. «
    » Es geht mir nicht um Ihr Wissen, MacMullin. «
    » Worum dann? «
    » Um die Wahrheit. Den Schrein. Was sich in ihm befindet. «
    Er sieht mir in die Augen und atmet schwer. » Das, mein Freund, ist ein Geheimnis, das zu bewahren schon Menschen gestorben sind. «
    » Manchmal «, merke ich an, » sind Sie ein bisschen melodramatisch. «
    Sein überraschter Gesichtsausdruck wandelt sich zu einem frischen, trillernden Lachen. Beleidigungen fechten ihn nicht an. Für alle, die Ironie und Sarkasmus als Waffe nutzen, eine unangenehme Eigenschaft.
    » Es ist schon verrückt, wie wir zwei Starrköpfe an den jeweiligen Enden dieses Taus ziehen «, sagt er. » Ich will den Schrei n u nd sein Geheimnis bewahren. Und Sie wollen ihn nicht herausgeben, ehe Sie nicht wissen, was er birgt. «
    » Sie müssen nicht glauben, dass Sie mir Leid tun. «
    » Darum bitte ich auch nicht. «
    » Sagen Sie mir – warum sollte ich Ihnen glauben? «
    Er legt den Kopf fragend zur Seite.
    » Sie haben mir von einer Zeitmaschine erzählt. Winthrop hat behauptet, es handele sich um ein Raumschiff. Peter redete von seinen vagen theologischen Theorien. Was soll ich glauben? Sie lügen doch, alle zusammen! «
    Er sieht mich lange an. Sein Lächeln ist tiefgründig. » Wir wollten Sie verwirren «, sagt er.
    » Das ist Ihnen gelungen, herzlichen Glückwunsch! Mission accomplished. Ich bin verwirrt! «
    » Wir tun nichts ohne Grund. «
    » Das glaube ich Ihnen aufs Wort. «
    » Aber versuchen Sie nach Möglichkeit einmal zu verstehen. Es war nie geplant, dass der Schrein in Ihren Händen landet. Sie sind nur ein störender Faktor, Bjørn. Sie dürfen uns nicht verurteilen, nur weil wir alles tun, was in unserer Macht steht, um ihn zurückzubekommen. «
    » Alles, was in Ihrer Macht steht? «
    » Sie verstehen, was ich meine. «
    » Ja doch. Sie wollten mich verwirren … «
    » … und Ihnen eine Erklärung geben, die keiner glauben würde, wenn Sie sie weitererzählen sollten. Die aber trotzdem so fantastisch war, dass sie all unsere Anstrengungen, den Schrein in Sicherheit zu bringen, erklären würde. «
    » In Sicherheit bringen? Aber ich habe ihn doch? «
    » Eben deshalb. «
    Er steht auf und ergreift vorsichtig meine bandagierte Hand. Er sieht mich lange an. Schließlich muss ich meinen Blick abwenden. Er beugt sich vor und streichelt mir über die Haare.
    Seine Augen scheinen zu glänzen. Das muss ein Lichtreflex sein.
    » Wer sind Sie? «, frage ich.
    Er sieht weg. Antwortet nicht.
    » Eigentlich? «, presse ich über meine Lippen. » Wer sind Sie eigentlich? «
    » Bald werden sich unsere Wege trennen. Für immer. Sie gehen zurück nach Oslo. Die Ärzte sagen, in ein paar Tagen werden Sie das Schlimmste überstanden haben. «
    » Die Ärzte? «
    » Sie werden eine Salbe mitbekommen. Gegen das Jucken und Brennen. «
    » Wunderbar. «
    » Wir werden Ihnen einen Flug besorgen. «
    » Wir? «
    » Sie sind so skeptisch, Bjørn. «
    » Ich bin es nicht gewohnt, dass alle hinter mir her sind. «
    » Vielleicht sind nicht Sie es, hinter dem alle

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