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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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stirbt sie.
    Meine Antwort verblüffte sie. Eine ganze Weile stand sie an meinem Tisch und sah mich an.
    Was für eine Antwort hatte sie denn erwartet? Ein Kaktus?
    6
    DIE NACHRICHT IST MIT einer Mädchenschrift voller Schleifen und Kringel auf einen der Nachrichtenzettel geschrieben, auf denen oben in gotischen Buchstaben steht: A Message To Our Guests.
    ∗ ∗ ∗
    T o Mr. Bu l to, room 432:
    Please call Ms Grett Lidwoyen immediatley! Linda/Reception / Thursday 14:12 PM
    ∗ ∗ ∗
    » Sind Sie Linda? «, frage ich das Mädchen an der Rezeption.
    » Sorry, Linda ist um drei gegangen. «
    Dann muss Linda diese langbeinige Katze gewesen sein, die an der Rezeption war, als ich eingecheckt habe. Linda the foxy ferret. Sie kann viele gute Eigenschaften haben. Sie ist bestimmt nett und lieb. Sie ist hübsch. Unter den kundige n H änden eines Folterknechts würde ich sicher nicht leugnen, dass ihr Vorbau meine Blicke wie magisch angezogen hat. Aber das Buchstabieren ist nicht ihre starke Seite.
    Mit der Nachricht und der Schlüsselkarte in der Hand gehe ich die Treppe nach oben und schließe meine Zimmertür auf.
    Ich wähle die Nummer und lasse das Telefon lange klingeln.
    Draußen vor dem Fenster haben die Geräusche einen anderen Charakter als früher am Tag. Ein Bus, vielleicht ein Lastwagen, lässt die Fensterscheibe vibrieren. Ich sitze auf dem Bett. Das Sonnenlicht flutet über die Tapete. Ich streife die Schuhe ab, ziehe die Strümpfe aus und massiere meine Füße. Ich habe Flusen zwischen den Zehen.
    Am anderen Ende der Leitung hebt jemand den Hörer ab. Ein langer Augenblick des Schweigens folgt.
    » Grethe? «, frage ich.
    » Hallo? « Grethes Stimme. Entfernt. Eingeschlossen.
    » Hier ist Bjørn. «
    » Oh. «
    » Ich habe gerade deine Nachricht erhalten. «
    » Ja. « Sie seufzt. » Ich wollte dich nicht … « Sie seufzt wieder.
    » Grethe? Stimmt etwas nicht? «
    » Ach? Nein, es ist nichts. «
    » Du hörst dich so entfernt an. «
    » Das sind die … Pillen. Kannst du später noch mal anrufen? «
    » Klar. Da steht, es sei dringend? «
    » Doch ja, aber ich … Es passt jetzt nicht. «
    » Grethe? Wer ist Charles DeWitt? «
    Sie beginnt zu husten. Ein rasselnder Anfall. Mit einem Knallen landet der Hörer auf dem Tisch, und ich bilde mir ein zu hören, wie ihr jemand auf den Rücken klopft. Nach eine r l angen Weile nimmt sie den Hörer wieder in die Hand und flüstert: » Kannst du später anrufen? «
    » Grethe, geht ’ s dir schlecht? «
    » Das … geht … vorbei. «
    » Ist jemand bei dir? «
    Sie antwortet nicht.
    » Du musst deinen Arzt anrufen «, sage ich.
    » Ich … komme … schon zurecht. «
    » Von wem hast du Besuch? «
    » Lillebjørn, ich … kann jetzt nicht … kann jetzt nicht reden. «
    Dann legt sie auf.
    ∗ ∗ ∗
    M eine Jugend hat mich hellhörig werden lassen. Als introvertierter Albino lernt man schnell, auf den Pulsschlag der Sprache zu hören. Sogar durch eine Telefonverbindung von der Bayswater Road, London W2, bis in die Thomas Heftyes Gate in 0264 Oslo, durch unterirdische Kabel und über einen Telekommunikationssatelliten auf einer geostationären Bahn spüre ich Grethes Angst. Sie hat gelogen.
    Ich lege mich platt aufs Bett und schalte den Fernseher ein. zappe mich mit der Fernbedienung von Programm zu Programm.
    Nach einer Stunde rufe ich erneut bei Grethe an. Sie nimmt nicht ab.
    Ich dusche mich kurz und sehe mir den Schluss einer uralten Starsky & HutchFolge an, ehe es ich noch einmal probiere. Ich lasse es zwanzigmal klingeln.
    Eine Stunde lang lese ich in der Abhandlung, die Papa gemeinsam mit Llyleworth und DeWitt geschrieben hat. Als Schlaftablette ist sie völlig unbrauchbar. Ihre Thesen gehen derart weit, dass ich mich frage, ob sie das ernst meinten. Mit der äußersten Konsequenz würde der Fund des Shrine o f S acred Secrets die Weltordnung ändern, behaupten sie, ehe sie mit der für Wissenschaftler typischen Vorsicht so viele Vorbehalte äußern, dass die Aussage beinahe sinnlos wird.
    Als ich auf Seite 232 blättere, fällt ein Zettel heraus. Er ist handgeschrieben und trägt das Datum vom 15. August 1974. Der Brief ist nicht signiert. Es geht auch nicht daraus hervor, an wen er gerichtet ist. Zuerst glaube ich, er ist von Papa. Die Schrift ist wie seine. Aber das kann doch nicht stimmen? Allerdings erkenne ich die Schleifen des G und des J wieder und die Striche über dem U. In dem Brief spricht er über die Pläne für eine Expedition in den

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