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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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Vielleicht hat er 1973 in Oxford irgendetwas entdeckt, gemeinsam mit Papa und Llyleworth, etwas, was seine Existenz beendet hat?
    Mrs. DeWitt führt mich in einen Salon im Stile Ludwig XVI. Dort setzen wir uns. Mit verschränkten Beinen. Wie ein Flaschengeist taucht die Haushälterin mit einer Kristallkaraffe auf. » Etwas Bananenlikör? «, säuselt Mrs. DeWitt. Ich nicke höflich. Mrs. DeWitt hat ihrer Haushälterin eingebläut, nie jemandem in die Augen zu schauen, und so gießt sie ein, ohne meinem Blick zu begegnen. Der Likör legt sich wie eine Schicht Zucker an meinen Gaumen. » Verdammt lecker! «, schmatzt Mrs. DeWitt. Es ist kaum ihr Erster an diesem Tag.
    » Was wollten Sie wissen? «, fragt sie und beugt sich vertraulich vor.
    » Ich bin, wie gesagt, Archäologe … «
    » Aber warum haben Sie nach Charles gefragt? «
    » Ich habe einen Fund gemacht, der einige Nachforschungen erfordert. Und in diesem Zusammenhang tauchte der Name ihres –verstorbenen Mannes auf. «
    Der Bananenlikör klebt wie Sirup in meinem Mund. Ich bleibe sitzen und schmatze mit der Zunge.
    » Inwiefern? «, fragt sie.
    Mir wird klar, dass ich keine Ahnung habe, wie ich ihr das alles erklären soll. Und schon gar nicht, dass ihr Mann bei bester Gesundheit ist. Ich versuche, ihre Neugier zu umschiffen. » Sie haben erwähnt, dass die DeWitt-Familie während der Revolution aus Frankreich geflohen ist? «
    » Charles war mächtig stolz auf seine Ahnen. Friggin ’ French frogs! Sie sind der Guillotine mit Müh und Not entkommen. Eine Familie von aristokratischen Emporkömmlingen, wenn Sie mich fragen! Aber sie pflegten Umgang mit dem König und dem Adel, insbesondere die Frauen. Oberklassehuren! Dann setzten sie über den Kanal. Charles ’ Urgroßvater gründete eine Anwaltskanzlei, Burrows, Pratt 6c DeWitt Ltd. Sei n G roßvater und auch sein Vater führten die Kanzlei weiter, und natürlich erwarteten sie, dass Charles in ihre Fußstapfen trat. Charles hatte –Erziehung, wissen Sie. Er begann, Jura zu studieren. Und dann stürzte er sich plötzlich auf die Archäologie. Es war Professor Michael MacMullin, der ihn sozusagen bekehrte. Für Charles ’ Familie war das ein Aufbegehren. Eine verdammte Revolution! Sein Vater hat sich viele Jahre lang geweigert, mit ihm zu sprechen. Erst als Charles Professor wurde, nahm sein Vater wieder Kontakt zu ihm auf. Um zu gratulieren. Aber verziehen hat er ihm nie. «
    » Und Ihr Mann starb … wann? «
    » 1978 «, sagt sie.
    Die Antwort lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich sehe eine Felsnase vor mir. Ein Seil. Ein Häuflein auf dem Geröllfeld.
    Sie bemerkt meine Betroffenheit nicht.
    » Aber sagen Sie mir, junger Mann, was wollen Sie wissen? «, fragt sie wieder.
    » Was wissen Sie über die Umstände des Todes Ihres Mannes? «, stottere ich.
    » Sie haben nach einer Art Schatz gesucht. Diese Idioten! Er tat unheimlich geheimnisvoll. Für gewöhnlich redete er über seine Arbeit mehr, als mir lieb war. Oh, wie er mich mit alldem Geschwafel langweilen konnte! Akademischer Schwachsinn! Aber dieses Mal erfuhr ich nur, dass sie auf der Suche nach irgendeinem Schrein waren. Einem verdammten, prähistorischen Heiligenschrein! «
    Mein Gott …
    » Haben sie ihn gefunden? «, frage ich.
    » Wen interessiert das? Nach Charles ’ Tod reiste ich zu meiner Schwester nach Yorkshire. Ich wohnte ein Jahr bei ihr. Um über den Schock hinwegzukommen. Haben Sie schon einmal jemanden verloren, der Ihnen nahe stand? «
    » Meinen Vater. «
    » Dann wissen Sie, wovon ich spreche. Man braucht Zeit. Ruhe. Zeit und Ruhe, um sich erinnern zu können. Zu reflektieren. Und zu trauern. Vielleicht, um Kontakt zu einem Medium zu suchen. Sie wissen schon. Sagen Sie mir, hat Charles Papiere hinterlassen, die Sie neugierig gemacht haben? «
    » Nur eine Visitenkarte. Wie ist er ums Leben gekommen? «
    » Eine Infektion. Er hatte sich am linken Arm verletzt. Eine Bagatelle, eigentlich. «
    » Die ihn das Leben gekostet hat? «
    » Die Wunde hat sich entzündet. Überall sonst auf der Welt wäre das vollkommen ungefährlich gewesen. «
    » Wo befanden sie sich denn? «
    » Weit ab von jeglicher Zivilisation! Als sie ihn endlich im Krankenhaus hatten, hatte er eine Gangrän. «
    » Wo? «
    » Im Arm, habe ich doch gesagt! Sie haben ihn amputiert! Den ganzen Arm! Aber diese hirnlosen Paviane –pardon my french –kannten sich mit komplizierten Fällen nicht aus. Er starb zwei Tage nach der Amputation. «
    » Aber

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