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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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auf Grethe.
    Mrs. DeWitt schnaubt. » Diese Hure! Eine schreckliche Nymphomanin aus Norwegen. «
    Dann geht ihr auf, dass auch ich Norweger bin. Und dass die Frau rein theoretisch meine Mutter hätte sein können. Dass ich deshalb gekommen bin. » Kennen Sie sie? «, fragt sie hölzern.
    » Ein wenig «, lüge ich, » sie lehrte an der Universität. «
    » Sie wurde schwanger «, sagt sie.
    Ich bleibe mit offenem Mund stehen.
    » Schwanger? «, stottere ich. Von Papa? Oder von DeWitt? Er hat ja selbst gesagt, sie wären sweethearts gewesen. Aber ich wage es nicht, diese Frage zu stellen.
    » Alle taten so, als wüssten sie nichts «, schnaubt sie.
    Ich deute auf Charles DeWitt. » Und das «, sage ich leise und muss mich anstrengen, um nicht zu zeigen, was in mir vorgeht, » ist Ihr verstorbener Mann? «
    » Aber nein! «, erwidert sie mit einem Lachen. » Obgleich ich nichts dagegen hätte! «
    Sich über ihren frivolen Ausbruch amüsierend, deutet sie auf einen unscheinbaren Kerl mit dunklem Bart am äußers ten linken Bildrand. Er sieht aus wie ein schlecht gelaunter, spanischer Marktkrämer. » Das ist mein Charles! Gott hab ihn seelig! «
    » Aber … «, frage ich, noch immer verständnislos, und deute mit dem Zeigefinger auf den Mann in der Mitte des Bildes , » wer ist das? «
    » Das «, sagt sie belustigt, » ist der Leiter der Ausgrabung. Ein überaus anerkannter Archäologe und Wissenschaftler. Ein guter Freund von meinem Charles. Habe ich ihn nicht erwähnt? Michael MacMullin! «
    19
    DER UMZUGSWAGEN IST GROSS wie ein Tanker und er blockiert den Bürgersteig der Sheffield Terrace, sodass die Fußgänger weit auf die Straße gehen müssen. Ich bitte den Taxifahrer zu warten. Erfüllt von einer rätselhaften Endzeitstimmung gehe ich zu einem der Möbelpacker. Er hat dumme Augen und Arme wie Schraubstöcke. Ich frage nach dem Besitzer des Hauses. Er versteht mich nicht. Er ruft nach einem anderen Mann, vermutlich seinem Vorgesetzten. Ich wiederhole die Frage. Sie sehen mich an und machen sich über meinen Akzent lustig. Für sie bin ich eine höchst lebendige Zirkusattraktion, ein kleiner, leichenblasser, aufgedrehter Hampelmann, der direkt vor ihren Augen herumhüpft. » Der Besitzer des Hauses? «, wiederholt der Mann schließlich. » Dunno nuthin ’ bout ’ im. «
    » Wer hat hier gewohnt? «, rufe ich, um ein vorbeifahrendes Motorrad zu übertönen. Sie zucken mit den Schultern. » Das ist wichtig «, beharre ich, » ich bin ein ausländischer Chirurg, es geht um eine Herztransplantation, es eilt, es geht um da s L eben eines Kindes! « Sie sehen sich verunsichert an, dann klettert der Vorarbeiter in die Wagenkabine und ruft die Zentrale. Als er zurückkommt, sieht er verwirrt aus. » Man muss Ihnen die falsche Adresse gegeben haben, das hier ist eine Mietwohnung «, sagt er. » Wir haben keinen Namen, und wir können den Namen unseres Auftraggebers nicht herausgeben, company policy. « Die fünf Pfund, die ich ihm in die Hemdentasche stecke, verwirren ihn, und er beugt sich zu mir herunter. » Außerdem müssen Sie mit den Behörden reden, nicht wahr, denen die Wohnung gehört. Schließlich ist das nicht irgendeine Wohnung. «
    ∗ ∗ ∗
    N atürlich kann das ein Zufall sein. Zufälle können mitunter amüsant sein. Manchmal hängen sie aneinander und bilden ein Muster.
    Charles DeWitt, Papas Studienkamerad und Forscherkollege aus Oxford im Jahre 1973, starb in einer Augustnacht im Jahre 1978 in einem sudanesischen Dschungel. Nur einen guten Monat nachdem Papa bei einem Unglück zu Tode stürzte, das die Polizei nach Beweislage nicht weiter untersucht hat.
    Beweislage.
    Bei der Formulierung läuft es mir kalt den Rücken herunter. Als ob sie wüssten. Aber nicht alles.
    ∗ ∗ ∗
    D ie London Geographical Association ist samstags geschlossen, aber ich klingele so lange, bis eine mürrische Stimme durch die Sprechanlage antwortet. Ich frage nach Michael MacMullin. » Wir haben geschlossen «, sagt der Wachmann. Ich hebe meine Stimme und frage noch einmal nach Michael MacMullin, betone, es sei wichtig. » Sie müssen am Montag wiederkommen «, sagt der Wachmann. Ich bitte ihn, Michael MacMullin zu kontaktieren und ihm zu sagen, dass Mr. Belt ø f rom Norway nach ihm sucht. Es sei extrem wichtig, dass Mr. MacMullin diese Nachricht erhält. You miss a bell thrum from nowhere?, krächzt die Stimme. Beltø!, schreie ich so laut, dass sich die Fußgänger erschreckt umschauen und dann schnell

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