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Ego: Das Spiel des Lebens (German Edition)

Ego: Das Spiel des Lebens (German Edition)

Titel: Ego: Das Spiel des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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sich ab 2008 gespannt, wie die ökonomische Profession selbst mit dem Desaster ihrer Fehlprognosen umgehen würde. Totaler Kontrollverlust in einem System, das noch vor Kurzem unter dem Stichwort »Great Mo deration« als so stabil wie der Vatikan und als so rational wie Mr. Spock verkauft wurde, ist natürlich noch schlimmer als Kontrollverlust in einer ohnehin fragilen Umgebung.
    Alles, buchstäblich alles, was die Krise auslöste, die mit der Lehman-Pleite begann und in die Euro-Krise mündete, war als Risikovermeidungsstrategie konzipiert. Alles basierte auf der Überzeugung, dass der große Automat der Finanzmärkte mit den besten mathematischen Modellen von Mensch und Märkten gefüttert worden sei, um jede »Kernschmelze«, jede »Massenvernichtung« und alle Monster auszuschließen. Und weil das alles nicht stimmte, fand man hinterher nicht nur im amerikanischen Kongress, dass ein paar Leute ein paar Fragen beantworten müssten. 39
    Sie sind, wie mittlerweile auch von selbstkritischen Ökonomen penibel nachgewiesen wurde, niemals beantwortet worden. Und alle Anzeichen sprechen dafür, dass das System nach einer Schrecknanosekunde noch geschlossener geworden ist. 40
    Man unterschätzt die Krise, wenn man meint, es ginge dabei nur um einen Notenbankpräsidenten namens Alan Greenspan oder um eine Philosophin namens Ayn Rand, die damals wie heute in Büchern, die erfolgreicher als die Bibel sind, den Egois mus predigt; es geht noch nicht einmal in erster Linie um Ökonomen wie Friedrich Hayek oder um den Chef von Lehman oder darum, »Gier« und »Selbstsucht« anzuprangern. Selbst ultra orthodoxe Ökonomen der Universität Chicago, die sogenannten Neoklassiker ebenso wie die Neoliberalen, lassen sich bei der moralischen Verurteilung der Protagonisten von niemandem die Show stehlen.
    Es geht vielmehr um die Frage, ob die Doktrin des »rationalen Selbstinteresses«, also des vernünftigen Egoismus, nicht gerade im Begriff ist, puren Irrsinn zu produzieren?
    In einem atemberaubenden Dialog zwischen dem amerikanischen Kongressabgeordneten Henry Waxman und dem früheren Notenbankchef Alan Greenspan vor dem amerikanischen Kongress fragte der demokratische Abgeordnete: »Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Ideologie Sie zu Entscheidungen verleitet hat, die Sie lieber nicht getroffen hätten?«
    »Um zu existieren, braucht man eine Ideologie«, antwortete Greenspan. »Die Frage ist, ob sie richtig ist oder nicht. Und heute sage ich Ihnen: Ja, ich habe einen Fehler gefunden.«
    »Sie haben einen Fehler in der Wirklichkeit entdeckt?«, fragte Waxman daraufhin.
    »Einen Fehler sozusagen in dem Modell, das entscheidend definiert, wie die Welt funktioniert.« 41
    Kaum jemand ist aufgefallen, dass Greenspan von einem Monster sprach. Er redete hier nicht nur über ein paar Fehler bei der Zinspolitik und der Regulierung. Der Mann stellte, wie der amerikanische Journalist Scott Patterson recherchierte, in einer Minute großer Klarheit nicht nur die Vernunft eines Systems infrage, das behauptete, die eigennützigen Interessen von »ökonomischen Agenten (Trader, Geldverleiher, Hausbesitzer, Konsumenten usw.) würden die beste aller möglichen Welten schaffen«. Er schwor – zumindest in diesem schwärzesten Augenblick seiner Karriere – auch dem Glauben ab, dass sich eine »effiziente Marktmaschine« bauen ließ, wenn man den Computerkalkulationen nichts anderes als den Egoismus des Einzelnen zugrunde legt. 42
    Um das zu verstehen, muss man nicht Mathematiker sein. Jeder spürt, dass die Markt- und Ego-Modelle in ständige Selbstwidersprüche mutieren, die von Menschen »vernünftige« Verhaltensweisen verlangen, die objektiv irrwitzig sind.
    Worin besteht beispielsweise der Unterschied zwischen dem Ratschlag, sich im Falle eines Atomangriffs unter einen Tisch zu verkriechen, den amerikanische Kinogänger in den Fünfzigerjahren auf der Leinwand sehen konnten, und dem Ratschlag, finanziell für sein Alter in Märkten vorzusorgen, die eben diese Altersvorsorge vernichten?
    Und damit sind wir ein weiteres Mal in den Räumen der Fün fzigerjahre, in denen eine objektiv irrationale Situation – wie kann man sich rational zum objektiven Wahnsinn eines Atomschlags verhalten? – zur Massenproduktion eines neuen Genres führte.

5 Script
    »Ich hoffe es funktioniert« – die Krise als Film
    E in Systemfehler des Ausmaßes, mit dem wir heute zu tun haben, müsste eine große Revision einleiten.
    »Das ganze wissenschaftliche Gebäude ist

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