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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Drabsfarben ein Geheimnis über Bailey hütete, das irgendwie zu groß und gefährlich war, um es für eine Erpressung zu nutzen; und sogar dass etwas merkwürdig Gelassenes an Baileys Gesichtsausdruck gewesen war, als damals im Jahr 1938 im Keller der Obediah Laboratories Marshs Leiche aus dem Lagerschrank gefallen war.
    »Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen würden, Herr Professor«, sagte Loeser. Damit drehte er sich um und eilte so schnell wie möglich zu den Kostümständern, wo Ziesel, der in diesem Jahr vom Licht- und Tontechniker zum Inspizienten befördert worden war, mit seinem Klemmbrett stand. Loeser wusste nicht, ob es ihm allein gelingen würde, Bailey zu überwältigen, aber Ziesel hatte auf jeden Fall die nötige Masse. »Komm mit«, sagte er.
    »Ich glaube, es fehlt eine Karnevalsmaske«, sagte Ziesel.
    »Komm sofort mit«, wiederholte Loeser. Also folgte Ziesel ihm an den Requisitentisch – aber Bailey und Adele waren verschwunden.
    Loeser blickte sich um. Er versuchte die wenig hilfreiche Erinnerung daran abzuschütteln, wie Rackenham ihm Adele in der Korsettfabrik ausgespannt hatte, und wollte sich gerade auf die Suche nach den beiden machen. Doch da wurde ihm klar, was geschehen sein musste.
    Bailey wusste, dass er es wusste.
    Mit seinem Hüsteln allein hätte Loeser sich nicht verraten, aber etwas in seinem Blick oder etwas in seiner Stimme oder einfach etwas in den übersinnlichen Windungen des Raumes zwischen ihnen musste Bailey klargemacht haben, dass Loeser endlich eins und eins zusammengezählt hatte.
    »Feuer!«, rief Loeser. Niemand beachtete ihn. »Feuer!«, rief er erneut, und diesmal drehten sich ein paar studentische Bühnenarbeiter nach ihm um. »Feuer! Es brennt! Es brennt lichterloh!«
    »Was um Himmels willen machst du da, Egon?«, sagte Ziesel.
    Loeser lief durch die Gassen und trat durch den Vorhang auf die Vorderbühne. Leiser, verwirrter Applaus ertönte. »Feuer!«, rief er. Niemand rührte sich. »Feuer! Feuer! Feuer! Feuer! Feuer! Raus mit euch, wenn euch euer Leben lieb ist!« Stent Mutton stand als erster auf.
    Als er zurück auf die Seitenbühne lief, wäre er beinahe mit Slate zusammengestoßen. »Sorgen Sie dafür, dass das Theater geräumt wird«, sagte er dem Hausmeister. »Komplett!«
    »Wo ist der der der der der der der der der der der der der der der der der –«
    »Egal. Tun Sie einfach, was ich gesagt habe.«
    Hinter der Bühne stieß er wieder auf Ziesel. »Wenn dein Lampenfieber wirklich so schlimm ist, Egon, hättest du doch einfach –«, setzte Ziesel an, aber da packte Loeser ihn am Arm und zerrte ihn Richtung Ausgang. Mit beachtlicher Geschwindigkeit liefen sie gemeinsam über den Rasen zu den Obediah Laboratories, dann treppauf zu Raum 11. Loeser stieß die Tür auf.
    »Keinen Schritt weiter bitte, Mr Loeser«, sagte Bailey. Eine Hand hatte er seiner Assistentin auf den Mund gelegt, damit sie nicht schreien konnte, und mit der anderen hielt er ihr die Nagelschere mit dem Perlmuttgriff an die Halsschlagader, leicht geöffnet wie ein Zirkel, der einen kleinen Kreis auf die blasse Fläche ihres Halses ziehen wollte. Hinter Bailey stand die schwere Stahltür der Teleportationskammer sperrangelweit offen, und das Ultraschallakkordeon jaulte wie ein Handstaubsauger. Loeser spürte, wie sich seine Armhaare elektrostatisch aufluden.
    »Wir haben das Theater geräumt«, sagte Loeser. »Ich weiß nicht, wie Ihr ›neuartiger Bühneneffekt‹ wirklich ausgesehen hätte, aber er kann jetzt niemandem mehr schaden.«
    »Dann wird Miss Hister als alleiniger Gegenstand dieses Experiments herhalten müssen«, sagte Bailey. »Es gibt im Innern der Dinge das Leere. Denken Sie immer daran, Mr Loeser, was auch geschieht. Es gibt im Innern der Dinge das Leere. Durchqueren Sie dieses Land in einer Schubkarre, dann sehen Sie es auch.« Ruckhaft, als würde er mit einer widerspenstigen Partnerin einen neuen Tanzschritt üben, zog er Adele rückwärts auf die Teleportationskammer zu. Loeser hatte die Hände panikartig zu Fäusten geballt, aber er wusste nicht, was er tun konnte, außer neben Ziesel zu stehen und zuzusehen. Seit zwölf Jahren kannte er Adele, länger als sonst jemanden auf diesem Kontinent, und jetzt sollte sie vor seinen Augen als Menschenopfer dargebracht werden.
    Dann stieß sich Bailey, der nicht sehen konnte, wohin er sich bewegte, das Bein an einer Tischkante an. Und für eine Sekunde lockerte er seinen Griff ein wenig, doch nicht genug, als dass

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