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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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sonstigen Stammkundschaft gar nicht so schrecklich unangenehm war.
    »Eigentlich müsste ich jetzt keine Angst mehr vor ihr haben, aber das habe ich trotzdem.«
    »Willst du die Telefonnummer von meinem Kumpel in Washington?«
    »Deinem Lovecraft-Mann im Außenministerium? Wozu?«
    »Wahrscheinlich einfacher, als aus heiterem Himmel beim FBI anzurufen.«
    »Wozu sollte ich beim FBI anrufen?«
    »Ihnen erzählen, was in den Palisades läuft.«
    »Das erzähle ich niemandem außer dir. Wenn Drabsfarben sich wirklich nur noch retten kann, indem er Bailey nach Moskau schafft, dann kann er mich jetzt nicht mehr zwingen, etwas für ihn zu tun. Das ist alles nicht mehr mein Problem. Ich kann mich einfach zurücklehnen und zugucken.«
    »Aber das ist ein Spion von den Roten. Wahrscheinlich will der hier den Umsturz.«
    »Ich dachte, du bist unpolitisch.«
    »Bin ich auch, aber man hat doch eine Verantwortung für den Ort, wo man lebt.«
    »Ich nicht«, sagte Loeser. »Ich bin das, was sie manchmal einen wurzellosen Kosmopoliten nennen. Ich hatte keine Verantwortung für Berlin, und für Los Angeles habe ich erst recht keine. Und was, wenn Drabsfarben hier den Umsturz schafft? Was gäbe es da, dem man nachtrauern müsste? Götterspeisesalat mit Mayonnaise?«
    »Du bist jetzt fünf Jahre in Amerika und tust immer noch so, als würdest du es hassen? Fünf Jahre, und du hast immer noch Angst davor, was deine Kumpel in der Heimat sagen würden, wenn sie hörten, dass du’s hier vielleicht doch irgendwie magst?«
    Blimk war noch nie so streng mit ihm gewesen. »Hör mal, letztes Jahr habe ich in The Nation den Artikel irgendeines britischen Schriftstellers gelesen«, verkündete Loeser, »und da hat er gesagt: ›Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich mein Land verraten soll‹ – na ja, nicht, dass das hier mein Land wäre, aber egal –: ›Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich mein Land verraten soll oder meinen Freund‹ – na ja, nicht dass Drabsfarben mein Freund wäre, aber trotzdem –: ›Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich mein Land verraten soll oder meinen Freund, dann hätte ich hoffentlich …‹ – na ja, ich weiß nicht genau, wie es weiterging, aber worauf es ankommt, ist … Bevor du nicht Dolores Mutton in einem roten Kleid gesehen hast, kannst du nicht verstehen, in welcher Lage ich mich befinde.«
    »Und es wäre dir völlig egal, wenn die Roten diesen Teleportations-Typen in die Finger bekommen? Hast du nicht von all diesen Deals gelesen, die Hitler und Stalin dauernd machen?«
    »Ich versuche, das zu verdrängen.«
    Blimk stellte seine Kaffeetasse ab. »Raus aus meinem Laden.«
    »Wie bitte?«
    »Vielleicht liebe ich mein Land nicht so, wie ich sollte, aber es gefällt mir ganz gut, und ich glaube, es war netter zu dir, als du verdient hast.«
    »Und wenn sie dir den Laden wegnehmen, würdest du dein Land dann noch genauso lieben?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Waren diese Männer vom Straßenverkehrsamt noch mal da?«
    »Und wenn schon.«
    Beinahe hätte Loeser Blimk alles über den Bahnhof für die Hochbahn erzählt, aber er wusste, dass er sein kostbares Wissen nicht so einfach preisgeben durfte. »Vielleicht änderst du deine Meinung irgendwann, mehr wollte ich nicht sagen.«
    »Raus aus meinem Laden, habe ich gesagt. Raus!«
    Loeser fand, dass er am Tag der Premiere von Der Weihnachts-Teleportationsunfall nicht die Kraft hatte, ein Zerwürfnis mit seinem besten Freund zu kitten; aber er konnte nicht geradewegs ins Gorge-Auditorium gehen, weil er zu Premieren immer eine berkeleysch-idealistische Haltung eingenommen hatte und glaubte, dass richtige Probleme erst auftauchten, wenn der Regisseur da war, um sie zu lösen; und nach Hause wollte er auch nicht, wegen der Stinktierbombe. Also setzte er sich lange genug in einen Drugstore am Elysian Park, um noch ungefähr eine Stunde vor Beginn im Caltech zu sein, was gerade eben reichen würde, um Baileys neuen Bühneneffekt endlich einem Probelauf zu unterziehen. Aber als er auf dem Weg zum Gorge-Auditorium an den Obediah Laboratories vorüberkam, sah Loeser zu seinem Ärger Bailey hineingehen. Er folgte dem Physiker nach oben in Raum 11 und klopfte vor lauter Ungeduld nicht einmal an.
    »Herr Professor Bailey? Entschuldigen Sie die Störung, aber wir sollten jetzt wirklich beide im Theater sein.«
    »Nur einen Augenblick, Mr Loeser.« Bailey beugte sich schon über das Schaltbrett des Ultramarinakkusativs oder wie das Teil auch immer

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