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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Crash dem Familienvermögen kaum etwas hatte anhaben können, weshalb die Damen Norb sich ihre Bildungsreise nach Europa leisten könnten.
    Beim Dessert erzählte Scramsfield den Norbs von apogee , seiner Literaturzeitschrift, die als Erste T. S. Eliot gedruckt hatte, und von Der Kummer der Edlen , seinem ersten Roman, an dem er gerade schrieb und den Jimmy Joyce wirklich erst zu Gesicht bekommen sollte, wenn er fertig war. Elisalexa hatte das ganze Essen über nur mit Mordechai gesprochen und vertrieb sich jetzt die Zeit damit, der Echse mit dem Löffelstiel Kuchenstückchen ins Maul zu stopfen und ihr dann die Kiefer zuzuhalten, damit sie sie auch schluckte. Das Spitzenhäubchen des Tiers war mit Schokolade verschmiert, und seine Augen waren es auch ein wenig. Man verstand sich prächtig. Nach dem Essen erlaubte Margaret Scramsfield nicht, seinen Teil der Rechnung zu zahlen, aller Proteste zum Trotz. Sie versuchte kurz, die Höhe des Trinkgelds auszurechnen, dann sagte Scramsfield, sie müsse mindestens 100 Francs geben.
    »Das kommt mir viel vor.«
    »So ist das hier, fürchte ich. Sie können das Essen nur deshalb so billig verkaufen, weil sie wissen, dass wir dem Kellner sein Gehalt zahlen.«
    »Nun, das Essen war wirklich sehr billig.«
    In Wahrheit würde der Kellner 20 Francs davon bekommen, der Geschäftsführer 30, und mit 50 Francs würde Scramsfield seine offenen Rechnungen abbezahlen. Diese Vereinbarung war der einzige Grund, aus dem er die Norbs ins Beau Manchot gebracht hatte; in einem halben Dutzend anderer Lokale in Paris galt sie ebenfalls.
    Beim Gehen hatte Scramsfield fallenlassen, Hemingway sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Dingo zu finden, für den Fall, dass sie ihn kennenlernen wollten. Margaret sagte, sie hätten am Nachmittag eigentlich bei Lanvin und Molyneux einkaufen wollen, aber sie würde viel lieber Hemingway kennenlernen, und Elisalexa sicher ebenso. Also gingen sie ins Dingo, aber Hemingway war nicht dort. Scramsfield riet zum Warten, also warteten sie und setzten eine Liste der anderen Berühmtheiten auf, die die Norbs gern kennengelernt hätten: Fitzgerald, Joyce, Picasso, Chanel und vor allem Djagilew, denn Margaret war eine große Ballettliebhaberin. Scramsfield versicherte den Norbs, nichts sei für ihn einfacher, als diese Begegnungen zu arrangieren. Nach ein paar Runden – Whisky für Scramsfield und citron pressé für die Norbs, die wieder die Rechnung übernahmen – erklärte Scramsfield, man solle es vielleicht im Dôme versuchen. Aber Hemingway war auch nicht im Dôme, also versuchten sie es als Nächstes in der Rotonde, dann in der Closerie des Lilas, im Coupole, im Strix und schließlich in der Falstaff Bar, und nun hatten sie alle wieder Hunger und gingen zum Abendessen ins Maison d’Or. Nach ein paar Gläsern Pinot Noir war klar, dass Margaret Norb etwas zu beichten hatte.
    »Eigentlich gibt es da noch einen anderen Herrn, den ich gern kennenlernen würde, Mr Scramsfield.«
    »Ja, Miss Norb?«
    Sie beugte sich näher zu ihm. Ihr Gesicht hatte den Rotwein aufgesogen wie Löschpapier, und sie hatte einen großen, dunklen Leberfleck auf der Stirn, von dem Scramsfield sich schamlos angestarrt fühlte. »Ich würde wirklich schrecklich gern diesen Dr. Woronoff kennenlernen. Wissen Sie, ich habe gehört, dass er einen dreißig Jahre jünger machen kann. Ich verstehe nicht ganz, wie das vor sich geht, aber es hat etwas mit Drüsen zu tun. Mit Affendrüsen. Ganz wissenschaftlich.«
    Scramsfield war ein wenig verdattert, dann fiel ihm ein, dass Margaret gesagt hatte, Mr Norb wolle keine Zeitungen im Haus haben, weil selbst das Wall Street Journal voller sozialistischer Ideen stecke. Er hatte viel Whisky getrunken und musste jetzt besonders gut achtgeben, nichts zu sagen, was fälschlich den Eindruck erwecken könnte, er sei nicht ganz astrein. »Ich kenne Dr. Woronoff recht gut, Miss Norb. Ich bin mir sicher, dass sich für eine Freundin von mir eine kostenlose Beratung einrichten lassen wird.«
    »Du lieber Himmel, Mr Scramsfield, gibt es in Paris eigentlich irgendjemanden, den Sie nicht kennen?«
    »Einen Menschen kenne ich in Paris nicht, Miss Norb, und das ist der Mann, bei dem ich einen anständigen amerikanischen Haarschnitt bekommen könnte.«
    Gelächter.
    Nachdem er Margaret beschwatzt hatte, wieder 250 Prozent Trinkgeld zu geben, versuchte er, die Norbs noch auf einen Absacker ins Café de Flore zu bugsieren, aber Tantchen hatte schon gut

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