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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Erfindung verraten. Ich bin vor allem meinem Volk verantwortlich.«
    »Oh, ja, natürlich.«
    Der Butler kam, um Dolores Mutton zu sagen, dass sie drinnen benötigt werde.
    »Sie waren also am Theater?«, sagte Gould. »Was war Ihre letzte Produktion, bevor Sie weg sind?«
    »Lavicini«, sagte Loeser, obwohl das Stück nie zur Aufführung gekommen war.
    »Ach. Das habe ich nicht gesehen. Aber ich kenne viele Theaterleute – irgendwann müssen wir einander schon begegnet sein. Waren Sie auf Brogmanns Fest mit dem ganzen gestohlenen Weinbrand?«
    »Nein.«
    »Und damals, als Vanel das Nacktballett am Stand aufgeführt hat?«
    »Nein.«
    »Ich kann mich auch nicht erinnern, Sie auf dem großen Zeltausflug gesehen zu haben, den Klein organisiert hat.«
    »Nein.« Nicht nur dass Loeser nirgends dabeigewesen war, er konnte sich nicht einmal daran erinnern, zu irgendetwas eingeladen gewesen zu sein. Wer war dieser Arsch, und was bildete er sich ein, dass er Loeser das Gefühl gab, sich damals in Berlin den ganzen Spaß entgehen lassen zu haben?
    »Wirklich seltsam, dass Sie beide bis ganz ans Ende eines anderen Kontinents reisen mussten, um einander zu begegnen«, sagte Stent Mutton.
    »Und da Sie nun hier sind, werden Sie beim Film arbeiten, nehme ich an, Herr Loeser?«, sagte Gould.
    »Warum?«
    »Sie sind Bühnenbildner.«
    »Ja. Für das Theater. Nicht für den Film. Ich verachte das amerikanische Kino.«
    »Was nicht bedeutet, dass Sie nicht in seinen Fängen landen«, sagte Gould. »Ich weiß nicht, warum, aber die Studiobosse haben vor Deutschen offenbar großen Respekt. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, für uns gibt es keinen besseren Weg, in Kalifornien unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Nehmen Sie nur Hecht. Er arbeitet für Goatloft.«
    »Wer ist Goatloft?«
    »Der Regisseur von Narben der Lust . Wirklich stark. Also, Hecht verdient jetzt 500 Dollar die Woche. Das sind fast 1500 Mark. Das hat er in Berlin bestimmt nicht verdient.«
    »Hat man es als Schriftsteller dort schwer?«, fragte Stent Mutton.
    »Manchmal. Besonders, wenn man nicht von den Eltern unterstützt wird und nicht auf Kredit leben will. Ich habe gekellnert.«
    Wie beschissen selbstgerecht, dachte Loeser. »Wo denn?«, fragte er.
    »Im Schwanneke«, sagte Gould.
    Für die versammelten Zeugen sah das Folgende aus, als wäre Loeser plötzlich aus festem Stand ins Stolpern geraten. Was wirklich geschah, war, wie nur eine sorgfältige Analyse nach der Muybridge-Methode hätte ergeben können, dass er versuchte, Gould einen Nasenstüber zu versetzen, sein Schlag aber so ungeschickt ausfiel, dass selbst dessen bestimmungsmäßiger Empfänger ihn nicht zuverlässig als solchen identifizieren konnte. Das Problem waren Loesers Beine, die eben ihre langsame Verwandlung in jene verlängerten Tannenzapfen begannen, die an den Beckenknochen all jener kleben, die, untrainiert wie Loeser, morgens nach einer vierstündigen Wanderung aufwachen und sich daher nicht im richtigen Zustand für eine rachelustige Attacke befinden. So wie auch Loeser selbst, der keine Vorwarnung erhalten hatte, sich im Begriff einer Attacke auf Gould zu befinden – er hatte nur »Schwanneke« gehört, und ohne jede innere Debatte war er nach vorn gegangen, hatte ausgeholt, die Balance verloren und dabei die Hand zu etwas geballt, das man kaum eine Faust nennen konnte. Im Vergleich dazu war Scramsfield im Zellis Max Schmeling gewesen. Wirklich unangenehm wäre es für Loeser geworden, wenn er als Folge seines versemmelten linken Hakens in den Pool gefallen wäre. Aber das tat er nicht, denn Gould packte ihn an der Schulter, damit er nicht umfiel. Dann versuchte Loeser verwirrt und beschämt, Gould wegzustoßen, weil er von ihm keine Hilfe wollte, übertrieb es, rutschte auf einem Zitronenschnitz aus, der sich aus jemandes Gin absentiert hatte, und stürzte in den Pool. Er hatte noch nicht einmal einen Drink bekommen.
    Als er wieder hinausgeklettert war, empfahl Mutton ihm, sich im Schlafzimmer umzuziehen. »Nehmen Sie sich, was Sie brauchen.«
    »Das ist doch nicht nötig.«
    »Leihen Sie sich wenigstens ein Hemd.«
    Tropfnass ging Loeser ins Haus, wobei er die Blicke und das Glucksen zu ignorieren versuchte, und weiter ins große Schlafzimmer, wo er sich aus Muttons enormer Garderobe ein Hemd und ein Paar legere Hosen aussuchte. Genau wie in Blumsteins Haus ging auch hier ein Badezimmer vom großen Schlafzimmer ab, und er beschloss, es zum Umziehen zu benutzen, weil er sich dort

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