Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
Vom Netzwerk:
mag Essiggurken nicht sonderlich, vielleicht möchten Sie …«
    Aber Gorge hatte ihm die Serviette schon aus der Hand gerissen. »Mehr für mich!«, rief er fröhlich und stopfte sie sich in den Mund. Dann sah Loeser mit Schrecken, wie der Tycoon zu kauen begann.
    Woodkin trat vor. »Das ist keine Essiggurke, Sir, das ist nur die Tintenzeichnung einer Essiggurke auf einer Serviette.«
    Gorge spuckte das durchgeweichte Baumwollknäuel aus. Sein Kiefer hatte so heftig gemahlen, dass es an den Rändern schon ausgefranst war. »Serviette! Natürlich. Verzeihung.« Er lachte maschinenhaft. »Toller Streich, Krauto. Verdammt toller Streich.«
    Woodkin, der vermutlich wusste, dass Rackenham und nicht Loeser der Schuldige war, sagte: »Sir, möglicherweise sind nicht alle am Tisch mit den Einzelheiten Ihres Leidens vertraut.«
    »Ach ja? Nun gut – Erklärung: Kann den Unterschied zwischen Bildern und echten Sachen nicht erkennen. Kapiert? Kann einfach nicht. Sehe den Unterschied, bin nicht blind, merke es aber einfach nicht. Verdammt verwirrend. Muss Woodkin holen, damit er mich dran erinnert. War früher in Ordnung, die Politur ist schuld. Sky-Shine. Über die Jahre zu viel davon geschnüffelt, an der Formel gearbeitet, das Produkt getestet, im Lager geschlafen. Hat mir einfach was aus der Birne poliert. Wissen nicht, was sie tun sollen, die Ärzte. Kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Weshalb ich nicht trinken kann: Macht es noch schlimmer. Komme aber gut durch. Ansonsten immer noch schlau wie nur was. Außer Rechtschreibung. Rechtschreibung konnte ich aber noch nie, auch als kleiner Lümmel nicht – hat nichts mit der Politur zu tun. Sowieso Zeitverschwendung, Rechtschreibung. Verschissene Zeitverschwendung!«
    »Wie Colonel Gorge schon sagte, seine schwere visuelle Agnosie hat seinen Geschäftssinn nicht beeinträchtigt«, fügte Woodkin hinzu. »Er muss nur in einem Büro ohne Fotografien, Diagramme oder figurative Kunst jeder Art arbeiten.«
    »Genau. Keine Bilder. Genau wie die verdammten Muselmänner! Kann auch nicht ins Kino gehen. War vor ein paar Jahren in Shanghai-Express . Hätte ich nicht machen sollen, aber die Dietrich. Erzähl ihnen, was passiert ist, Woodkin.«
    »Als der Film anfing, glaubte Colonel Gorge, er sei unter Drogen gesetzt, entführt und nach China gebracht worden. Er überwältigte einen der Popcornverkäufer, floh und fand sich auf dem Hollywood Boulevard wieder, wo er eine Werbung für ein Enthaarungsprodukt entdeckte, das humorigen Nutzen aus der Abbildung eines Berggorillas zog, und versuchte, das Tier niederzuringen, bevor es zur Gefahr für eine in der Nähe befindliche Dame wurde.«
    »Hab meinen Fehler natürlich ziemlich schnell eingesehen. Kam mir ganz schön blöd vor. Hab den ganzen Schaden bezahlt.« Gorge trug sieben oder acht Löffel Senf auf seinen Hamburger auf und wandte sich dann seiner jüngsten Bekanntschaft zu. »Sie wohnen wo, Krauto?«
    »Im Chateau Marmont«, sagte Loeser, der gehofft hatte, sich verhört zu haben, als Gorge ihn das erste Mal »Krauto« genannt hatte.
    »Ich verstehe nicht, wie Sie es im Hotel aushalten können«, sagte Marsh. »Man hat keinerlei Privatsphäre.«
    »Ja, er sollte unbedingt umziehen. Gehören Ihnen hier in der Gegend nicht ein paar Häuser, Colonel?«, sagte Rackenham.
    »Glaub schon. Woodkin?«
    »Gegenwärtig nur eines, Sir. Sie besitzen ein Haus in dem ungünstig gelegenen Dreieck zwischen Ihrem Tennisplatz und dem Anwesen der Spragues. Es ist momentan ohne Mieter.«
    »Ohne Mieter, Scheiße, warum?«
    »Es ist recht klein, Sir, und man kann nirgendwo ein Auto abstellen.«
    »Wollen Sie es haben, Krauto?«
    »Entschuldigung?«
    »Wollen Sie es mieten? Handeln Sie mit Woodkin einen Preis aus. Müssen nicht viel zahlen. Soll ja nicht leer stehen.«
    »Immer langsam, Colonel, nicht jeder möchte in Pasadena wohnen«, sagte Plumridge. »Sie haben ihn ja nicht einmal gefragt.«
    »Guter Einwand. Möchten Sie in Pasadena wohnen, Loeser?«
    »Es ist schön hier, aber ein bisschen ab vom Schuss«, sagte Plumridge.
    »Nicht, wenn man am Institut arbeitet«, sagte Marsh.
    »Das tut er aber nicht«, sagte Plumridge.
    »Ich würde es so sagen, Loeser«, sagte Rackenham. »Alle Neuankömmlinge aus Berlin lassen sich offenbar in Pacific Palisades nieder. Und kaum ein Ort ist weiter von Pacific Palisades entfernt als Pasadena.«
    Und da nahm in Loeser etwas Konturen an, auf das er zum ersten Mal einen schemenhaften Blick erhascht hatte, als er

Weitere Kostenlose Bücher