Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)
wie wir handfest genug erfahren mussten – schon bei der ersten Lage Bier oder Wein darin einig, wie unverantwortlich es wäre, sich durch die chronischen Betrüger- und Faulenzerstaaten in die Falle locken zu lassen, indem man auch nur den kleinen Finger für die Errichtung einer »Transferunion« und damit für die Vergeudung unseres mühsam erarbeiteten Wohlstandes durch die Vergeudervölker hergibt. Was zählt da schon der Hinweis auf gemeinsame geschichtliche Errungenschaften und irgendwelche abstrakten Wertvorstellungen abgehobener Besserwisser?
In der Tat: Das Projekt der fortschreitenden Vereinigung Europas, mag es für die Zukunftssicherung unserer Kinder und Kindeskinder noch so lebensnotwenig sein, wird endgültig scheitern, wenn wir uns als Rettungsanker allein nur darauf verlassen, dass es eine wie auch immer geartete Identität der Europäerinnen und Europäer gibt (worauf noch einzugehen sein wird). Bei allem Respekt, bei aller Hochachtung vor denjenigen, die sich – mit teilweise unvorstellbar hohem Einsatz – darum bemühen, wenigstens Schritt um Schritt weiter voranzukommen: Es bleibt eine kardinale politische Führungsaufgabe, die Frau und den Mann auf der Straße von der Kraft zu überzeugen, die von einer weiter wachsenden Gemeinsamkeit Europas ausgehen kann – mit anderen Worten: die fortschreitende Vereinigung Europas unwiderleglich zu »legitimieren«.
*
Schauen wir auf den heutigen Zustand Europas, müsste es wohl als ein misslungener Witz erscheinen, wollte jemand ernsthaft behaupten, dass es in jüngster Zukunft auch nur ansatzweise gelungen sei, die Erreichung dieses Ziels in einigermaßen greifbare Nähe zu rücken. Wer – wie ich – darauf beharrt, dass es trotzdem keinen anderen Weg in die Zukunft gibt, wird also gut beraten sein, sich etwas genauer zu vergegenwärtigen, warum wir nach einem so entschlossenen, durch Jean Monnet verkörperten Aufbruch und nach so vielen Jahrzehnten des gemeinsamen Bemühens vieler bedeutender Europäer so drohend Gefahr laufen, vor einem Scheiterhaufen zu stehen. Dabei zeigt die Entwicklung der deutsch-französischen Zusammenarbeit auf, wie stark das Projekt eines vereinten Europa von einzelnen herausragenden Persönlichkeiten abhängt – und ganz besonders von ihrer Fähigkeit, die einzelnen Menschen auf diesem Weg »mitzunehmen«, sie davon zu überzeugen, dass es um ihre eigene Zukunft und ihr eigenes Wohl geht, anstatt im stillen Kämmerlein der hohen Politik Lösungen zu finden, die dem Wahlvolk anschließend als »alternativlos« hingestellt und verkauft werden.
Mit vier sich klar voneinander unterscheidenden Perioden haben wir es in diesem Zusammenhang zu tun: mit der Zeit, in der Konrad Adenauer als deutscher Bundeskanzler mit Charles de Gaulle als dem französischen Präsidenten zusammengearbeitet hat, sodann mit der gemeinsamen Zeit von Präsident Valery Giscard d’Estaing und Bundeskanzler Helmut Schmidt, darauf folgend mit dem Zusammenwirken zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident François Mitterrand und schließlich mit dem Schulterschluss zwischen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy.
Konrad Adenauer hatte den Aufbau einer unauflöslichen gegenseitigen Bindung mit Frankreich von Anfang an als zentralen Kern seines politischen Wirkens verstanden. Dem stand nicht entgegen, dass er – nicht zuletzt auf der Grundlage seines besonders engen Vertrauensverhältnisses zu dem langjährigen amerikanischen Außenminister John Foster Dulles – gleichzeitig auf die Einordnung Deutschlands in die Allianz westlicher Staaten als Schutzmacht gegen die Sowjetunion setzte, waren diese doch unverzichtbar auf die militärische Stärke der USA angewiesen. Trotz der sich daraus ergebenden Bündnisverpflichtungen war es jedoch die europapolitische Zielsetzung, deren Rang aus der Sicht des ersten deutschen Bundeskanzlers durch nichts übertroffen werden konnte. Nach den ersten erfolgreichen Ansätzen auf dem Weg zu einem vereinten Europa, von denen bereits die Rede war, fand diese Strategie ihren wichtigsten Niederschlag in dem sogenannten Élysée-Vertrag. Er wurde Anfang 1963 durch Adenauer und de Gaulle unterzeichnet und bildet bis heute den Grundstein für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Sie hat sich seitdem als Triebfeder für das kontinuierliche weitere Zusammenwachsen zur Europäischen Union bewährt – während der letzten Jahre mit der Bundeskanzlerin Merkel und dem Präsidenten Sarkozy freilich in Erscheinungsformen,
Weitere Kostenlose Bücher