Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)
folglich für die betroffene Regierung nur der Ausweg, ihre Währung im Verhältnis zum Dollar (wie auch gegenüber anderen stabil gebliebenen Währungen) abzuwerten.
Bis zum Anfang der 70er Jahre hatte jedoch die verschwenderische Ausgabenpolitik mehrerer amerikanischer Regierungen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes an den Rand der Katastrophe gebracht. Besonders galt das für die Exportfähigkeit der wichtigsten Unternehmen. Um dem abzuhelfen, hätte der Dollar gegenüber anderen stabilen Währungen – nicht zuletzt der Deutschen Mark – massiv abgewertet werden müssen. Zugleich reichten die im Fort Knox gelagerten Goldbestände bei weitem nicht mehr aus, um der Verpflichtung der Notenbank zum Umtausch von Dollars in Gold nachkommen zu können. Dem damaligen Präsidenten Richard Nixon und seiner Regierung blieb daher nichts anderes übrig, als einseitig den Goldstandard und 1973 schließlich auch die Bindung des Dollar an feste Wechselkurse aufzukündigen.
Der Umgang mit dem nun einsetzenden System flexibler, oftmals täglich wechselnder Wechselkurse bedeutete für alle exportierenden Unternehmen außerhalb der USA eine grundlegend neue, völlig ungewohnte Situation. Stellte man seine Rechnungen in einer anderen als der eigenen Währung – insbesondere in Dollar – aus, musste man damit rechnen, dass sich der für die Kalkulation zugrunde gelegte Wechselkurs bis zum Zahlungseingang ändern konnte. Mit anderen Worten: Ein entsprechender Verlust war zu erwarten, wenn die in der eigenen Währung angefallenen Herstellungskosten als Folge von Währungsschwankungen nicht mehr gedeckt waren. Verstärkt wurde die Gefahr noch dadurch, dass um die gleiche Zeit die Öl erzeugenden Länder ihre Marktmacht entdeckt und zur teils drastischen Erhöhung der Ölpreise genutzt hatten. Die sich daraufhin wie eine Seuche ausbreitende Wirtschaftskrise zog in den meisten westlichen Ländern eine kräftige (wenn auch unterschiedlich hohe) Geldentwertung nach sich. Als Rezept gegen die zwangsläufig damit verbundene, für viele Unternehmen lebensgefährliche Unsicherheit entwickelten daraufhin die Banken eine Art von Versicherung, die sogenannten Währungs-Swaps (Ähnliches galt für die Absicherung gegen Zinsschwankungen bei aufgenommenen Krediten).
Im Rückblick gesehen war dies die Geburtsstunde eines gänzlich neuen Geschäftszweigs im Bankgewerbe: des sogenannten Investment-Bankings. Zwar kannte man diese Bezeichnung auch schon vorher. Ursprünglich ging es vor allem um den Verkauf und die spätere Verwaltung größerer Anleihen von Staaten und Unternehmen, die Platzierung von Aktien an Börsen oder die gestaltende Mitwirkung bei Transaktionen, wie etwa Fusionen oder Übernahmen. Jetzt hingegen kamen Geschäftsmöglichkeiten mit einer Art von Wertpapieren hinzu, die es in der Geschichte des Bankwesens noch nie gegeben hatte. In Windeseile sollte sich daraus ein Tätigkeitsbereich entwickeln, dessen explodierende Ausweitung 2008 ganz wesentlich zum Ausbruch der weltweiten Finanzkrise – und im Anschluss daran der sogenannten »Eurokrise« – beigetragen hat.
Schon seit längerem war es zum Beispiel üblich, mit den eigenen Kunden (gegen eine entsprechende Gebühr) zu vereinbaren, dass sie die in einer fremden Währung anfallenden Forderungen aus Warenlieferungen zu einem festgelegten Kurs in die eigene Währung umrechnen konnten. Jetzt jedoch begannen die Banken, auf eigene Rechnung mit den einschlägigen Papieren zu handeln, also sie an Dritte zu verkaufen oder von Dritten zu kaufen. Schließlich entstand daraus jenes System des Handels mit einer ganzen Bibliothek neu erfundener »Finanzinstrumente«, an der Spitze den sogenannten Credit Default Swaps (CDS). Vorher hatten ohnehin schon gewiefte Spekulanten – wie etwa der legendäre George Soros – herausgefunden, mit welchen Hilfsmitteln des neu verstandenen Investment-Bankings man die Entwicklung von Wechselkursen beeinflussen und im Erfolgsfall riesige Gewinne einstreichen konnte. Das Zeitalter von rein spekulativen Geschäften, die nichts mehr mit realen Abläufen in der Welt von Wirtschaftsunternehmen zu tun hatten, war angebrochen.
Diese Zusammenhänge sind vielfach nachzulesen. Für unser Thema, das Projekt eines vereinten Europa, ist festzuhalten, dass die zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte Einführung flexibler Wechselkurse für nahezu alle wichtigen Währungen (mit der bis heute durch die dortige Regierung beharrlich
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