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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
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wahrhaft lebensgefährlichen beiden Krisen der zurückliegenden Jahre, der durch die amerikanische Immobilienblase ausgelösten Krise des weltweiten Finanzsystems und der sich anschließenden Schuldenkrise der europäischen Staaten. Als eine der wenigen aus dem Kreis der Staats- und Regierungschefs hat die Bundeskanzlerin, mit tatkräftiger Unterstützung durch ihren Finanzminister, von Anfang an und immer wieder neu darauf hingearbeitet, dass zumindest die Mitgliedsstaaten des Euroraums – wenn nicht gar diejenigen der gesamten Europäischen Union – künftig zwingend eine in ihren wesentlichen Grundzügen einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik realisieren.
    Heute hat es fast den Anschein, als sei diese Zielsetzung unumkehrbar geworden. Doch selbst wenn es dabei bleiben sollte: Das reicht eben nicht. Ein vereintes Europa, wenn es den Namen verdienen und noch rechtzeitig Wirklichkeit werden soll, bedarf mehr als nur der handwerklichen Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit. Gefragt ist die Fähigkeit, eine breite Mehrheit der Wählerinnen und Wähler ebenso glaubhaft wie beständig davon zu überzeugen, dass hinter allem – auch künftig unvermeidlichem – Tauziehen, ja Feilschen, ein großes Ziel steht, ein Ziel, bei dessen Durchsetzung Rückschläge unvermeidlich sind, für das Kompromisse in Kauf genommen werden müssen, vor allem aber ein Ziel, dessen Erreichen spürbare eigene Opfer erfordern wird. An ebendieser Fähigkeit aber hat es bisher kläglich gefehlt, vielleicht nicht in allen, aber doch in allzu vielen der Mitgliedsländer – und leider auch in Deutschland.
    Die Bundeskanzlerin als nüchtern-pragmatische Handwerkerin: Den einen oder anderen Schritt nach vorn hat sie auf diese Weise zweifellos erreicht, den einen oder anderen Schiffbruch verhindert. Dass die Vereinigung Europas von einer begeisternden Vision getragen sein muss, das allerdings hat sie weder durch ihr Handeln noch durch ihr Auftreten jemals überzeugend zu vermitteln vermocht.
    Noch einmal: Ohne die Nüchternheit, den Pragmatismus und die Beharrlichkeit von Angela Merkel hätte die Griechenlandkrise durchaus in einer wahrhaften europäischen Katastrophe enden können. Ihre unterkühlte Behandlung nicht nur der Sachfragen, sondern genauso auch ihr Umgang mit den Partnern hat hingegen für jedermann immer wieder deutlich gemacht, wie schwer es ihr fällt, zu verstehen, dass sich politische Führung, wenn es um die grundlegende Gestaltung der Zukunft geht, nicht darauf verlassen darf, die Bürgerinnen und Bürger allein mit Argumenten des Verstandes überzeugen zu können. Meisterschaft beim Spiel um die Macht, ob im Inneren oder im Äußeren, mag über eine lange Wegstrecke hinweg Erfolg versprechen. Eine Leistung zu vollbringen, die vor der Geschichte Bestand hat – dafür reichen weder biederer Starrsinn noch der Mut zur Unpopularität aus …
    Auf der europäischen Tagesordnung steht, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, weit mehr als nur die sogenannte Eurokrise und ihre Folgen. Noch immer hat die überwiegende Mehrzahl der Mitgliedsländer in der EU nicht wirklich begriffen, dass die Zeit unwiderruflich zu Ende ist, in der sie meinen durften, ihren nationalen Interessen am besten durch Alleingänge auf den Gebieten der Außen- oder gar der Verteidigungspolitik dienen zu können. Ganz im Gegenteil: Immer wieder scheint für die jeweils regierenden Politikerinnen und Politiker die Versuchung unwiderstehlich zu sein, ihrem Wahlvolk eine heile Welt vorzugaukeln, indem sie ihm weiszumachen versuchen, dass es nicht sie selbst, sondern allein die jeweils anderen sind, die sich gefälligst am Riemen zu reißen haben.
    Genau dieses Prinzip des »Hannemann, geh’ du voran« pflegt keineswegs nur dann das Denken und Handeln zu vernebeln, wenn die eigenen wirtschaftlichen Interessen auf dem Spiel stehen. Nicht weniger deutlich rückt es in den Vordergrund, sobald außenpolitische oder gar militärische Fragenkomplexe auf die Tagesordnung kommen, bei denen – vermeintlich oder wirklich – mit negativen Zensuren der eigenen Bevölkerung zu rechnen ist. Stattdessen wären Offenheit, Mut und Überzeugungskraft gefragt. Das übliche Taktieren und Reden um den heißen Brei mag zwar dem eigenen Machterhalt – gegenüber innerparteilichen Konkurrenten oder bei den nächsten Wahlen – dienlich sein. Für das Zusammenwachsen Europas ist es regelmäßig Gift. Gleich zu Anfang, nach dem so hoffnungsvollen Beginn in Tunesien, ist das am Beispiel

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