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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Spiegel. O Gott, sie musste zum Friseur, sofort, und mit ihren Augenbrauen musste auch etwas passieren! Sie waren drauf und dran, sich auf ihrer Nasenwurzel zu treffen, genau bei der Sorgenfalte, die sie um zehn Jahre älter aussehen ließ. Und diese Klamotten … Vielleicht konnte Diana ja mit ihr ein paar neue Sachen aussuchen gehen?
    Die Tür von Georgs Zimmer öffnete sich, und Georg kam wieder herausgerollt.
    »Ist der Lackpfaffe weg?«, fragte er und war wieder ganz der Alte. »Wahrscheinlich ab auf die Sonnenbank, was? Oder zur Pediküre. Ich wette, der Schönling ist schwul wie eine Natter. Apropos Pediküre: Jemand muss meine Zehennägel schneiden, bevor sie die Schuhe von innen aufsägen.«
    »Ich habe sie doch erst letzte Woche geschnitten«, sagte Irmi, ohne ihn anzusehen. »Außerdem habe ich jetzt keine Zeit. Ich muss zum Friseur! Ich werde ein paar Stunden wegbleiben.«
    »Aber es ist niemand im Haus. Soll ich in der Zwischenzeit hier verrecken?«, fragte Georg.
    »Vielleicht isst du einfach noch ein Stück von dem wunderbaren, preisverdächtigen Apfelkuchen, für den du deinem Schöpfer immer so dankbar bist«, schlug Irmivor. Sprachlos sah Georg zu, wie sie nach den Autoschlüsseln griff, sich den Mantel überzog und das Haus verließ.

Amelie
    W
eißt du, wen ich gerade beim Friseur getroffen habe?«, fragte Amelie.
    »Was, du warst schon wieder beim Friseur?«, fragte Louisa zurück, blickte aber kaum von ihrem Gartenbuch auf.
    »Ja, das musste sein, ich fand’s im Nacken immer noch zu lang«, antwortete Amelie. Außerdem kann ich zum Friseur gehen, so oft ich will , fügte sie in Gedanken trotzig an. Louisa wusste nicht, dass eine neue Frisur zuverlässig von dem schwarzen Abgrund ablenkte, der nach wie vor unter ihr gähnte. Ein kleiner Schritt zur Seite, und sie würde abstürzen, direkt hinein in den weit aufgerissenen Schlund des Ungeheuers, das sie Wahnsinn getauft hatte.
    »Irmi Quirrenberg saß neben mir«, plapperte sie schnell weiter. »Du hättest sie sehen sollen, als sie mit ihr fertig waren. Sie haben ihr eine kastanienbraune Tönung verpasst und einen ganz flotten Haarschnitt. Und die Augenbrauen haben sie ihr gezupft und die Wimpern gefärbt. Am Ende haben sie sie noch richtig geschminkt. Sie war kaum wiederzuerkennen.«
    »Hm«, machte Louisa desinteressiert.
    »Sie sah gleich zehn Jahre jünger aus. Verblüffend! Natürlich ist sie immer noch ein bisschen pferdegesichtig und viel zu dünn. Aber trotzdem, es war verblüffend.« Amelie studierte die eigenen, frisch gezupften und gefärbtenAugenbrauen kritisch im Spiegel. »Meinst du, sie sind zu dunkel im Vergleich mit meinem Haar?«
    »Wer?«, fragte Louisa.
    »Die Augenbrauen«, sagte Amelie ungeduldig.
    »Nein«, sagte Louisa.
    »Du guckst ja gar nicht«, beschwerte sich Amelie.
    Louisa schaute endlich auf. »Himmel, du siehst ja aus wie Räuber Hotzenplotz«, sagte sie. »Fehlt nur noch der Schnurrbart.«
    Entsetzt wandte sich Amelie wieder dem Spiegel zu. »Ich hab’s ja gleich gesagt, die sind viel zu dunkel zu dem blonden Haar! Was mach ich denn jetzt nur?«
    »Heulen«, sagte Louisa kalt und schaute wieder in ihr Buch. »Wo du doch gerade so gut in Übung bist.«
    »Warum bist du eigentlich so ekelhaft zu mir?«, fragte Amelie gekränkt. »Glaubst du nicht, dass ich es im Augenblick schwer genug habe?«
    »O doch, du bist richtig vom Schicksal gebeutelt«, gab Louisa zurück. »Zum Beispiel gestern: Da wolltest du eine Strumpfhose anziehen, aber sie schlug an den Knöcheln Falten! Unfassbar, wie du diesen Schicksalsschlag gemeistert hast, obwohl es ja gleich danach noch dicker kam: Von der Sonnenbank hast du einen Pigmentflecken am Hals bekommen, größer als eine Sommersprosse, und die Apothekerin hat gesagt, es sei ein Altersfleck! Und zu all diesen unmenschlichen Qualen kommt jetzt auch noch die Sache mit den Augenbrauen dazu! Da kommen ja selbst mir die Tränen!«
    Amelie hob abwehrend beide Hände. »Es würde dir wohl kaum lieber sein, wenn deine Mutter in Sack und Asche gekleidet einherginge, mit ungewaschenen Haaren und Trauerrändern unter den Fingernägeln!«
    »Doch«, sagte Louisa. »Das wäre wenigstens normal! Ah, jetzt fließen sie wieder, die Tränen! Verrat mir doch mal, wie du das machst! Du siehst hinterher nicht mal mehr verweint aus. Es fließt einfach aus dir heraus wie aus einem lecken Wasserhahn. Faszinierend.«
    Tatsächlich liefen Amelie die Tränen die Wangen hinab, sie hatte darüber keine

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