Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
nicht mehr sein Typ zu sein«, hatte sie gesagt. »Ich bräuchte etwas, was ihn … ähm … so richtig scharfmacht!«
»Genau das ist der Punkt«, hatte Heidemarie gesagt. » Viagra macht nicht scharf, es macht nur einen Mordsständer. Es ist was für Männer mit Erektionsproblemen.«
Carola war enttäuscht gewesen.
»Probier es lieber mal mit Reden«, hatte Heidemarie zu allem Überfluss vorgeschlagen. »Wenn das nicht hilft, dann können wir es ja immer noch damit versuchen.«
Nun ja, dann also kein Viagra , sondern Reibekuchen. Und ein paar mütterliche Ratschläge.
»In dieser Angelegenheit sollten Sie wirklich etwas unternehmen«, kam sie noch einmal auf das zu sprechen, was Hagens »die Jahnsberger Spendenaffäre« nannten. »Frau Hagen trägt bereits in der ganzen Gemeinde herum, dass Sie Spendengelder nach Gutdünken verschenken und dass Sie Dieben und Verbrechern Tür und Tor öffnen. Ich muss sagen, auch ich fand es ziemlich gewagt, der Frau den geklauten Hunderter auch noch zu schenken. Und die ganze Kollekte gleich dazu!«
»Ich denke, das war klüger, als die Polizei zu rufen«, meinte Pfarrer Hoffmann kühl. »Die Frau hat echte Reue gezeigt, und sie hatte das Geld wirklich nötig. Was lag da näher, als ihr finanziell unter die Arme zu greifen?«
»Frau und Herr Hagen sagen, wenn Sie so mit dem Geld aasen, wird das nie etwas mit der neuen Orgel.«
»Ich denke, die alte Orgel tut es noch ganz gut. So lange wir keinen anderen Organisten haben, ist es sowieso egal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tochter der Hagens auf einer anderen Orgel weniger schlecht spielt.«
Carola lächelte. »Das stimmt. Sie spielt wirklich miserabel. Aber Herr und Frau Hagen haben die allerbesten Verbindungen zum Presbyterium – Sie sollten sie nicht gegen sich aufbringen.«
»Lieb von Ihnen, dass Sie so besorgt um mich sind, aber ich fürchte mich weder vor den Hagens noch vorden Damen und Herren des Presbyteriums«, sagte Pfarrer Hoffmann. »Ich bin einzig und allein Gott unserem Herrn verpflichtet.«
»Wenn Sie meinen«, murmelte Carola. Und ich bin einzig und allein meinen Eierstöcken verpflichtet , rief sie sich in Erinnerung und reichte Pfarrer Hoffmann noch einen Reibekuchen, begleitet von einem innigen Blick. Reibekuchen waren zwar keine Aphrodisiaka, aber sie bewirkten eine entspanntere Grundstimmung als Korinthen und scharfe Gewürze. Carola hatte auch bei ihrem Outfit noch eins draufgesetzt. Wieder trug sie einen eng anliegenden Body, diesmal aus schwarzem Lycra und ziemlich tief ausgeschnitten. Dazu flache Schuhe und die ausgewaschene 501, weil ihr Hintern darin gut aussah und es nicht zu fein gemacht aussehen sollte. Die Haare hatte sie diesmal lässig aufgesteckt und ein paar Strähnen herausgezupft, die ihr mädchenhaft ins Gesicht fielen. Der dunkelrote Lippenstift und die mit schwarzem Eyeliner betonten Augen mochten zwar etwas übertrieben wirken, aber im schummrigen Licht der Küche – draußen war einer dieser nieselregnerischen Novembertage heraufgedämmert, an denen es gar nicht richtig hell wird – war es genau richtig. Carola hatte auch das Parfüm gewechselt, um ganz sicherzugehen, dass es das letzte Mal nicht daran gelegen hatte. Gewöhnlich benutzte sie »Allure« von Chanel, das neue Parfüm hatte sie nach dem Namen ausgesucht. Sogar das Bett im Gästezimmer, das sie frisch überzogen hatte, duftete jetzt nach »Falling in love«.
Sie wusste, dass alles bestens vorbereitet war. Jetzt musste sie nur noch vom Reibekuchenessen zum Kinderzeugen übergehen. Was ungefähr so einfach war,wie den Mount Everest an einem einzigen Tag zu erklimmen. Aber Carola war voller Optimismus.
»Freut mich, dass es Ihnen schmeckt«, sagte sie. »Noch ein Schluck Wein?«
»Ein Glas reicht, danke«, sagte Pfarrer Hoffmann. »Ich muss heute noch so viel durch die Gegend fahren.«
»Nun, dann müssen wir eben mit dem Rest anstoßen«, sagte Carola forsch und hob ihr eigenes Glas. »Wo wir doch so eng miteinander arbeiten, bin ich dafür, dass wir uns duzen. Also, ich bin die Carola!«
Pfarrer Hoffmann dachte nicht daran, sein Glas zu heben. Er lächelte ein wenig herablassend. »Liebe Carola, wie kommt es eigentlich, dass Sie mir immer so eilig vorauspreschen? Zuerst erteilen Sie mir gute Ratschläge, und jetzt bieten Sie mir so mir nichts dir nichts das Du an. Finden Sie nicht, dass es an mir wäre, Ihnen das Du anzubieten, wenn ich die Zeit für gekommen halte?«
Carola, die wusste, dass er
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