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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Kind nicht zu bekommen. Ich bin weder minderjährig noch drogenabhängig, noch mittellos. Ich möchte dieses Kind haben.«
    »Aber ich nicht«, sagte Andi. Wenn es sein musste, konnte auch er klare Worte sprechen.
    »Dann haben wir also einen klassischen Interessenskonflikt«, stellte ich fest, und von dem Glücksgefühl vom Morgen war nichts mehr zu spüren.
    »Das ist wohl etwas mehr als ein Interessenskonflikt!Du kannst so eine Entscheidung nicht einfach über meinen Kopf hinweg treffen. Du kannst doch nicht über mein Leben bestimmen!«
    »Umgekehrt aber auch nicht«, sagte ich. »Ganz abgesehen davon, dass das Leben des Kindes in deinen Überlegungen gar nicht vorkommt. Nur dein Vater und euer sogenanntes Familiengeheimnis, bei dem ihr eine arme kleine Italienerin um ihr Baby gebracht habt!«
    »Komm mir jetzt nicht so!«, sagte Andi. »Du willst dieses Kind doch nur haben, damit du eine Ausrede hast, dich vor dem Leben zu drücken.«
    Ich verstand nicht, was er damit meinte. »Es sieht mehr danach aus, als wolltest du dich drücken!«
    »Ich will mich nur nicht fremdbestimmen lassen! Ich will kein Kind, verdammt noch mal!« Den letzten Satz brüllte er ins Telefon.
    »Manchmal bekommt man eben Dinge, die man nicht haben will«, brüllte ich wütend zurück. »Das musst du wohl noch lernen!«
    Es entstand eine längere Pause. »Wenn du dieses Kind bekommst, ist es aus mit uns«, sagte Andi schließlich.
    Ich schluckte schwer. »Ich liebe dich, Andi. Lass mich jetzt nicht hängen.«
    »Das ist keine Liebe, das ist nur die Angst vor dem Alleinsein«, sagte Andi.
    Ich suchte nach einer passenden Erwiderung, aber ich fand keine. Stattdessen legte ich einfach auf, in der Hoffnung, das würde ihn irgendwie aufrütteln.
    Als Andi nach ein paar Minuten nicht wieder angerufen hatte, wählte ich seine Nummer.
    »Meintest du das ernst?«
    »Bitterernst«, sagte Andi bitterernst. »Wenn du dein Lebenverpfuschen willst – bitte schön! Aber über mein Leben bestimme immer noch ich. Und wehe, du kommst auf die Idee, das irgendwie meinen Eltern zu stecken! Dann bringe ich dich um.«
    Wieder mangelte es mir an einer passenden Erwiderung.
    »Mistkerl«, sagte ich schließlich lahm und legte wieder auf. Mörder wäre vielleicht passender gewesen. Hatte die Sache mit der schwangeren Italienerin Andis Familie nur deshalb so viel gekostet, weil sie sie hatten umbringen lassen?
    Mit vor Wut zitternden Händen wählte ich Bettys und meine Nummer in Berlin.
    Betty war nach dem ersten Klingeln am Apparat.
    »Du kannst Andi auf deine Liste setzen«, sagte ich zu ihr. Betty führte nämlich eine Liste, auf der alle Leute standen, die sie im Falle einer Tollwutinfektion beißen wollte.
    Betty schwieg ein paar Sekunden.
    »Du willst also tatsächlich ein Baby bekommen?«, fragte sie dann bekümmert.
    »Ich will nicht ein Baby bekommen. Ich will mein Baby bekommen, das ist ein Unterschied«, sagte ich.
    »Hä?«, machte Betty.
    »Wenn ich nicht schwanger geworden wäre, dann würde ich jetzt immer noch kein Baby bekommen wollen. Aber es ist nun mal passiert, und aufgrund der veränderten Umstände habe ich mich entschieden, das Baby zu bekommen. Verstehst du?«
    »Nein«, sagte Betty.
    »Andi versteht es auch nicht. Er will nichts damit zu tun haben. Wir haben gerade Schluss gemacht.«
    Wieder schwieg Betty ein paar Sekunden.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich weigern wird, Unterhalt zu zahlen«, sagte sie.
    »Das soll er mal versuchen!«
    »Aber mehr kannst du doch wirklich nicht von ihm verlangen.«
    »Sag mir, wenn ich mich täusche, aber das hört sich an, als wäre meine beste Freundin auf der Seite dieses Mistkerls«, sagte ich.
    »Ich finde nur, dass du einen Fehler machst«, meinte Betty. »So einen Mann wie Andi lässt man doch nicht einfach sausen. Ich habe mit ihm geredet, ich verstehe ihn. Ihr kennt euch einfach noch nicht lange genug, um eine Familie zu gründen, und da ist diese Geschichte mit seinem Bruder, die hat die ganze Familie traumatisiert.«
    »Jetzt fängst du auch noch damit an!«, rief ich. »Nur weil sein Bruder vor vielen Jahren mal eine Frau geschwängert hat, muss Andi ja wohl nicht sein Leben lang kinderlos bleiben.«
    »Er will aber nun mal keine Kinder haben«, sagte Betty. »Er hat noch so viele Pläne.«
    »O ja! Unter anderem den Plan, mich umzubringen, wenn ich auf die Idee kommen sollte, seinen Eltern von dem Baby zu erzählen. Aber ich wette, du hast auch dafür vollstes

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