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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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bereits mit Amelie und Irmi und wahrscheinlich auch mit Hinz und Kunz, ja, der ganzen Gemeinde, per Du war, biss sich auf die Lippen. Was fiel dem Kerl denn ein, sie so herunterzuputzen?
    »Meinen Sie, weil Sie der Ältere von uns beiden sind? Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so auf Etikette bedacht sind«, sagte sie beleidigt.
    »Nein.« Pfarrer Hoffmann lächelte immer noch. »Sondern weil ich Pfarrer und Ihr Arbeitgeber bin, liebe Carola.« Er legte den Kopf schief und betrachtete sie. »Wissen Sie, dass Sie mich fatal an meine Frau erinnern?«
    Carola spürte, wie ihr der Kinnladen herabklappte. »Sie sind verheiratet? «
    »War«, verbesserte Pfarrer Hoffmann. »Wir sind geschieden. Jedenfalls so gut wie.«
    Carola brauchte eine Weile, bis sie die Neuigkeit verarbeitet hatte. Himmel Herrgott! Der Mann ging überall herum und behauptete, Junggeselle zu sein. In Wirklichkeit war er noch nicht mal geschieden!
    »Anne ist Ihnen wirklich ähnlich«, fuhr Pfarrer Hoffmann fort. »Von einer beneidenswerten Selbstsicherheit. Couragiert, engagiert und selbstständig.«
    »Klingt, als wäre sie eine tolle Frau«, sagte Carola eifersüchtig.
    »O ja. Aber leider fehlten ihr jegliche weiblichen Attribute«, sagte Pfarrer Hoffmann.
    Carola hatte sofort ein vierschrötiges Mannweib vor Augen, ohne Brüste und ohne Hintern, dazu eine fatale Neigung zu Bartwuchs. Was bitte hatte eine solche Person mit ihr gemein? Und warum hatte Pfarrer Hoffmann sie geheiratet?
    »Letzten Endes ist unsere Ehe daran gescheitert, dass Anne glaubte, gänzlich ohne diese weiblichen Attribute leben zu können«, sagte Pfarrer Hoffmann. »Und ich fürchte, Sie machen den gleichen Fehler.«
    »Wie bitte?« Carola reckte ihm ihren Oberkörper mit zwei unübersehbaren weiblichen Attributen entgegen und traute ihren Ohren nicht.
    »Sie und Anne, Sie gehören zu den Frauen, die glauben, Gleichberechtigung hieße, auf die gottgewollten geschlechtsspezifischen Privilegien zu verzichten.«
    »Die da wären?«, fragte Carola.
    »Es ist nun mal so, dass die Frauen das schwache Geschlecht sind«, führte Pfarrer Hoffmann aus. »Warum dürfen sie das denn nicht auch mal zeigen? Ist es dennso schlimm, einem Mann zu sagen, dass man ihn braucht? Stattdessen versuchen sie ständig einem Mann zu sagen, was er tun und was er lassen soll.«
    Carola merkte, dass ihr Mund offen stand, und schloss ihn schleunigst. Sie brachte es immerhin fertig, den Kopf zu schütteln.
    »Sehen Sie, Frauen wie Sie und Anne sitzen einem großen Irrtum auf. Sie glauben, alles zu können, was ein Mann auch kann. Und jetzt frage ich Sie, wozu brauchen Sie dann überhaupt einen Gefährten?«
    Zum Kinderzeugen , dachte Carola. Oder zum Müllraustragen – wollte er sie zu derart diskriminierenden Äußerungen hinreißen? Laut sagte sie: »Also, wenn zwei Partner gleichberechtigt sind, dann können sie sich doch trotzdem gegenseitig brauchen. Es muss doch nicht immer so sein, dass einer von beiden den anderen dominiert.«
    Pfarrer Hoffmann schüttelte traurig lächelnd den Kopf, so als habe er gewusst, dass sie ihn nicht verstehen würde.
    »Sie sind wirklich genau wie Anne«, sagte er. »Sie wollen es nicht verstehen. Es gibt nun mal das männliche und das weibliche Prinzip auf dieser Welt. Sie sind Teil von Gottes Schöpfung. Es geht nicht darum, dass einer den anderen unterdrückt oder sich einer dem anderen unterwirft. Aber die Frau soll Frau bleiben und der Mann immer ein Mann. Yin und Yang, stark und schwach, schutzsuchend und beschützend, weich und hart – das ist das Naturgesetz, das das Fortbestehen unserer Rasse gewährleistet. Es ist Gottes Gesetz.«
    Es ist der größte Unsinn, den ich jemals gehört habe , dachte Carola. Sie starrte den Pfarrer sprachlos an. Wasfür ein Chauvi! Kein Wunder, dass diese Anne die Scheidung eingereicht hatte.
    Als habe Pfarrer Hoffmann ihre Gedanken erraten, sagte er: »Schauen Sie, als ich Anne das Eheversprechen gegeben habe, war ich ganz sicher, dass wir zusammenbleiben, bis dass der Tod uns scheidet. Aber ich ging davon aus, dass wir als Mann und Frau zusammenblieben, als eine unsterbliche Einheit, und nicht als … als zwei selbstständige, unabhängige Individuen.«
    Er steigert sich ja noch , dachte Carola ungläubig. Er redet noch mehr Blödsinn! Unsterbliche Einheit! »Und weil Ihre Frau ein selbstständiges Individuum ist, wollen Sie sich nun scheiden lassen?«
    Pfarrer Hoffmann nickte. »Es war für Anne sehr schwer zu verstehen, dass ich

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