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Ehemänner

Ehemänner

Titel: Ehemänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angeles Mastretta
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unergründlicher waren als diese mit zartem Kürbis gefüllten Teigtaschen.
    Am nächsten Tag unternahmen sie einen Spaziergang am Ufer eines Sees, bis sie sich schließlich, ihrer selbst müde, am Wasser niederließen. Die Sonne verschwand hinter der Linie, die den Horizont durchschnitt. Keine Minute verging, ohne dass sie irgendein Rätsel entkernten. Allem widmeten sie sich mit der gleichen Intensität, ob sie wenige Minuten damit verbrachten, sich ein Spaghettigericht zusammenzureimen, oder dreißig damit, kichernd einer Person zu gedenken, die eines Abends endlich den längst fälligen Mut aufgebracht hatte, sich von dem unerträglichen Gebrüll ihres dritten Ehemanns zu lösen, nur um in kürzester Zeit bei dem Gebrüll des vierten zu landen. Egal ob sie sich über einen Tiger ausließen, von dem eine der Schwestern sich die späte Kindheit verblenden ließ, oder einen Pianisten, dessen unsichtbare Liebesdienste die andere frei erfunden hatte. Sie lachten über sich selbst, womit sie den Rat der einzigen Nonne befolgten, die sie in der Schule etwas gelehrt hatte: Lachen hält gesund, und nur wer gesund ist, findet Lösungen.
    Die Dunkelkammer der Erinnerung funktioniert selektiv, und man weiß nie, wie Licht und Schatten für ein erinnerungswürdiges Foto verteilt sein müssen. Man weiß nur, dass sich alles, was sie enthält, als wunderbare Offenbarung erweisen kann. Die Berglandschaft und der leuchtend blaue Fluss in der Umgebung von Udine, wie ein Gemälde von Leonardo, oder der Blick auf Cividale von der Teufelsbrücke aus, bei dem man bei eingehender Betrachtung meint, das 12. Jahrhundert wiederzuentdecken. Ein Nudelgericht mit Tomate und Basilikum, Rucóla und Parmesankäse, das sie in Udine genossen, oder ein junger Mann, der sang, sobald sie das Lokal betraten, als wären sie zwanzig. Zu allem Überfluss verliebte sich Clemencia in ihn. Und nicht nur in ihn, sondern, als sie nach Venedig zurückgekehrt waren wie an den Ort des Unheils oder des Absoluten, obendrein in einen Geiger, der unweit von der Akademie in einer Kirche neben dem Altar Vivaldi übte. Wozu sich ständig den Kopf über die Wunschträume des Ehegatten zerbrechen, wenn man selbst zwischen so vielen Träumen umherwandeln konnte?
    Auf dem Weg zur Rialtobrücke begegnete Clemencia einer Gruppe Jugendlicher, die sich jeder mit zwei Fackeln in den Händen auf einer Eisenbrücke postiert hatten. Über dem Wasser, auf dem zwölf Gondeln mit singenden Ruderern vorbeiglitten, stand die ganze Brücke wie in Flammen. Die Jugendlichen sahen ihnen zu, die Fackeln fest umklammert. Sie beteten, wie sie Clemencia erklärten, für den Frieden im Irak.
    Am darauffolgenden Tag besuchten die Schwestern eine Ausstellung mit Bildern von Turner, der von einem fernen Ort des 19. Jahrhunderts aus im Nu ihre Liebe zu entfachen wusste. Wozu noch andere um ihre Lieben beneiden?
    Seit sie wieder in Venedig waren, strahlten sie nur so vor Glück. Lächerlich und göttlich, wie Venedig nun einmal ist, erinnert es vom Meer aus gesehen an ein gläsernes Schiff, und von der Terrasse des Danielli-Hotels meint man es mit den Augen eines Gottes zu betrachten, der wie der glühendste Tourist nur vom Genuss dieses Anblicks lebt. Denn in Venedig werden wir alle zu Touristen, vielleicht selbst die Tauben. Die drei Damen unserer Geschichte waren überzeugt, ihre familiären Wurzeln reichten bis in den Dogenpalast zurück, anders etwa als der Besitzer eines Ladens mit Muranoglaswaren, der in ernstem Ton bekannte: »Meine Familie war ursprünglich nicht in Venetien beheimatet. Erst im 18. Jahrhundert sind meine Vorfahren hier ansässig geworden.«.
    Diese Erklärung bereitete der jüngsten Schwester ernste Probleme, bis Clemencia mit einer gewagten These die Lösung fand: Angesichts ihrer dunklen Augenschatten sei es durchaus denkbar, dass es einen Reisenden unter ihren Vorfahren gegeben habe, der einer seit dem frühen 13. Jahrhundert in Venetien lebenden Familie entstammte und den seine Neugier im 10. Jahrhundert bis nach Mexiko geführt habe.
    »Gut möglich«, sagte die jüngste Schwester. »Alles ist möglich.«
    Zu der Zeit dachte Clemencia schon lange nicht mehr an die Träume ihres Mannes, und auch ihre Besessenheit, sich völlig abwegigen Spekulationen hinzugeben, hatte sie abgelegt. Nicht eine Sekunde plagte sie mehr die alberne Vorstellung einer Frau, die in der oberen Etage eines abscheulichen Gebäudes tanzte. Vergessen war, dass man sie einmal im Geschäft gefragt

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