Ehemänner
hatte, wie sie mit den zwei Computern zurechtkomme, die ihr Mann ihr zu Weihnachten gekauft habe. Zwei? Wenn sie den PC bekommen hatte, für wen war dann der Laptop gewesen? Vergessen auch die Tante der Freundin eines Teufelsweibs, die ihr von einer Frau mit Piepsstimme, Birnenhintern und Glubschaugen erzählt hatte, die vor aller Welt von ihrer Liaison mit dem Besitzer einer Fabrik schwärme, die wohl nicht zufällig das hochgeschätzte Erbe eines Herrn sei, der mit Vor- und Zunamen haargenau so heiße wie Clemencias allseits bekannter Ehegatte. Sie vergaß auch, sich zu fragen, ob noch jemand die lichte Gestalt ihres Gatten mit dem Nebel der Erinnerung an sich band wie ein Pferd, dem man freien Lauf lassen sollte. Vergessen die Rechnungen, die er eines Abends auf dem Waschbeckenrand hatte liegen lassen, von einer Pension, die geschmackloser war als eine Nachspeise auf einem Jungmädchengeburtstag. Und was am wichtigsten war, sie dachte nicht mehr daran, sich ständig den Kopf zu zermartern über Fragen wie: Welche Kleidung mochten diese Damen tragen? Wie damenhaft waren sie überhaupt? Hatten die mit den geschmeidigen Körpern womöglich das dreisprachige Gymnasium besucht? Womit tranken sie sich ihren Rausch an, und wo gabelte man sie überhaupt auf? Wer, wann und wie? Von welcher Farbe waren ihre Pantöffelchen? War ihr Schamhaar dicht und buschig? Wie lang und oft schrie solch eine Eroberung? Wie leicht oder schwer waren sie zu gewinnen? Und wo genau hatte jede ihre Klitoris? Denn das war ein Glaubensdogma: Bei keiner Frau befindet sich die Klitoris an der gleichen Stelle, und bei vielen verbirgt sie sich jedes Mal in einer anderen Hautfalte.
Sie hatte aufgehört, sich den Kopf zu zerbrechen, und war nur noch ein einziger See des Friedens und des Vergessens.
Sie fuhren wieder nach Spanien, um die älteste Schwester auf einen Feministenkongress in Jaén zu begleiten. Dort lernte Clemencia die glattesten Pfirsiche kennen, die sie je gesehen hatte, und war kaum überrascht festzustellen, dass Frauen, die Frauen lieben, kicherten wie beste Freundinnen, weshalb man nicht übel Lust bekam, sich in sie zu verlieben.
Am letzten Tag in Madrid gingen sie im Corte Inglés einkaufen: Clemencia erwarb zwei italienische Halstücher und ihre Schwestern dreihundert. Denn aufgrund der Sache mit dem vereinten Europa waren sie dort billiger zu haben als in Venedig, und, obwohl kaum zu glauben, auch viel schöner.
Wenn man von einer fernen Reise heimkehrt, fühlt man sich immer besser als beim Aufbruch. Sogar als Kaschmirschal, dachte Clemencia auf dem Heimflug in ihr Land, zu ihrem Mann und den Liebsten ihrer Schwestern.
In Mexiko war es elf Uhr abends, in Europa Nachmittag.
Clemencia betrat ihr Haus wie im Traum ohne weitere Vorankündigung als den unregelmäßigen Hall ihrer Schritte auf den Steinen im Patio.
»Endlich kommst du heim«, sagte ihr Mann. »Seit du fort bist, habe ich nicht eine Nacht gut geschlafen.«
»Ich werde in Zukunft öfter verreisen«, sagte Clemencia, während sie ins Bett schlüpfte, nur in den Reiz eines Baumwollhemdchens gekleidet, denn das Leben bleibt nichts schuldig, und alles ist möglich.
Nur glauben, was man sieht
Nachdem er zwanzig Jahre lang an Paulas Seite gelebt hatte, hielt es ihr Gatte für nötig, sich in eine junge Frau im Alter seiner Töchter zu verheben. Als Paula davon erfuhr, wollte sie auf der Stelle sterben. Und sie erfuhr es rasch, denn dergleichen bleibt nie geheim, und in diesem Fall trug der Überbringer die Kunde in seinem Lächeln.
Ein Meister weiser Sprüche behauptet, Geilheit vernebele, ähnlich wie Macht, klugen Köpfen den Verstand, während sie ihn Schwachköpfen vollends raube. Letzteres traf ohne Zweifel auf Paulas Gatten zu. Von einem Tag auf den anderen war er reif fürs Irrenhaus und brachte Paula mit zwei Bemerkungen ebenfalls soweit: Er liebe sie nicht mehr und habe sie im Grunde genommen nie geliebt.
Zwanzig Jahre lang? Und erst jetzt rückte er damit raus? Paula mochte es nicht glauben. Ein Leben lang hatte sie ihm alles nachgesehen und zu jedem Unsinn, den er sich hatte einfallen lassen, applaudiert. Zwanzig Jahre, in denen sie mal die Naive und mal die Heilige gegeben hatte. Im einen Fall hatte sie Kuchen gebacken, im anderen ihren Gatten zu seinen Stierkämpfen begleitet.
Während dreier Wahlkämpfe hatte sie von der Ladefläche eines Lieferwagens herab verkündet, ihr gefalle, was ihr nicht gefiel, und obendrein gearbeitet, ohne auch nur einmal
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