Ehemänner
als die einzige wirkliche Entdeckung ihres Lebens schienen.
Wenn man sie noch vor wenigen Tagen gehört hätte, wie sie Amanda ausgelacht und bezweifelt hatte, dass der Bauch in die eine und der Kopf in die andere Richtung gehen könnte.
Wer am lautesten tönt, fällt am ehesten auf die Nase, dachte sie selbstkritisch. Nichts außer der Stimme dieser jungen Frau, die jetzt ihre Hand nahm und sie mitzog, um einen Blick auf den Garten hinter dem Haus mit den vielen Büchern zu werfen, schien ihr jetzt noch von Bedeutung.
Innerhalb einer halben Stunde war die ganze Skepsis, mit der sie die Liebe und all ihre Albernheiten und Unbeholfenheiten so lachend abgetan hatte, wie weggeblasen.
Dem Testamentsverwalter, der sich schwer ins Zeug legte, um ihnen die Bibliothek zu verkaufen, versprachen sie, auf jeden Fall wiederzukommen. Zunächst bezahlten sie, wie jemand, der den ersten Schritt tut, die vier Bücher und gingen zu Amanda zum Essen.
Es war schon halb vier, als die ihnen die Tür aufmachte. In der Hand hielt sie ein Glas Tequila und auf dem Tisch Gläser und Zitronen bereit. Dolores stürzte wie ein Wirbelwind auf Amanda zu und umarmte sie, als wollte sie sich verstecken. Hinter ihr trat Mariana ein, stellte sich vor und machte aus dem traditionellen Essen zu zweit ein Treffen von drei Busenfreundinnen.
Mariana war nicht nur fast zwanzig Jahre jünger als Dolores, sondern auch zwanzigmal verrückter als beide Freundinnen zusammen. Nach dem Essen fläzten sie sich auf den Teppich und unterhielten sich, bis sie ziemlich beschwipst waren. Doch selbst dann wollte Dolores noch nicht glauben, wie ihr geschah. Abends gegen neun komplimentierte Amanda sie sanft hinaus, ihr damaliger und ewig selber Freund würde bald kommen.
»Wir wollen aber noch nicht gehen«, sagte Dolores, die auf einmal Angst bekam. Panische Angst vor dieser jungen Frau, die sie gerade an den Fußsohlen kitzelte.
»Na los, geh schon«, sagte Amanda. »Jetzt, wo du sie gefunden hast, deine bessere Hälfte.«
Im Park
Als Isabel Covarrubias, die heiter war wie die Nachmittage im September, zu Ohren kam, dass ihr Mann eine spießige Geliebte mit dem Aussehen einer Laienbetschwester und der Sprache einer Weltverbesserin hatte, befiel sie eine Trübsal wie an einem verregneten Morgen. Gleichzeitig fühlte sich ihre Seele klamm an und stank vor Wut, die Kiefer waren zusammengepresst, und am liebsten wäre sie auf der Stelle davongerannt, um sich im Staub ihrer eigenen Schritte aufzulösen. Sie wusste nicht, was tun. In ihre Wut mischte sich Trotz. Sie fühlte sich zu alt, um einen Skandal heraufzubeschwören, zu vernünftig, um einen Streit vom Zaun zu brechen, und zu intelligent, um Tränen wegen einer Sache zu vergießen, die nicht zu ändern war.
Da rief sie ihren Freund Luis an, den einzigen Mann, der in der Lage war, einem seelischen Straucheln so viel Gewicht beizumessen wie einer politischen Krise in der schlecht regierten Republik, in der sie lebten. Schon ihr halbes Leben lang waren sie befreundet, und dieses halbe Leben umfasste für beide nahezu dreißig Jahre voller Glücksmomente und Enttäuschungen.
»Wie findest du das?«, sagte Isabel, nachdem sie bei Luis angekommen war und ihn mit einem Schwall von Informationen überschüttet hatte, die er gar nicht benötigt hätte, denn er wusste zur Genüge, wer diese Frau war und was anlag. »Es ist doch durchaus konsequent, dass ein Mann kurz vor seinem sechzigsten Lebensjahr sich nur zu gerne von einem dummen Ding anhimmeln lässt, das zwölf Jahre jünger ist und ihm das Gefühl gibt, mindestens der Erbe des Sonnenkönigs zu sein, oder?«, suchte sie nach einer Erklärung.
»Alle Männer sind eitle Gockel«, sagte Luis.
»Und warum findest du dann Gefallen an ihnen?«, fragte Isabel.
»Weil ich, wiewohl meine Mama es nicht glauben will und der Mann meines Lebens behauptet, er schwärme nur für echte Kerle, keine Schwulen, weshalb er so gerne mit mir zusammen sei, zwar in der Haut eines Mannes stecke, aber darunter genauso eine Närrin bin wie du.«
Isabel wollte wissen, für wie närrisch er sie denn halte, woraufhin er meinte, für reichlich närrisch, wenn auch nicht ganz so wie ihren Mann.
»Ich kann kaum glauben«, sagte er im Ton der besten Freundin, die im passenden Moment immer die richtigen Worte findet, »dass er in den Armen einer Frau liegt, die einen Arsch hat wie frisch versohlt, die schwer ist wie Blei, langweilig wie die Siebenuhrmesse und schlecht gekleidet wie eine
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