Ehemänner
Tag, als sich die Gerüchte bestätigten, aus ihrem Schlafzimmer verbannt, ihn vor seiner Mutter und den Tanten vorgeführt und ihnen die blamable Erkenntnis beschert, dass sie einen Dummkopf großgezogen und mit einer Frau verheiratet hatten, von der man irrtümlicherweise geglaubt hatte, sie kenne die Bedingungen. Ein wenig wunderte es sie aber schon, dass sie plötzlich von Betrug redete, hatte man doch immer mit offenen Karten gespielt. Spätestens am Tag ihrer Hochzeit musste sie Guillermos Herzeleid erkannt haben. Ein offenes Geheimnis war auch, dass ihre Verbindung mit einer Jugendliebe nur am Mangel der nötigen Mitteln gescheitert war. Ebenso bekannt war, dass sie nicht lange nach der Geburt ihrer Kinder in den Armen des Mannes gelandet war, der nicht nur alle in der Stadt erhältlichen Rosen säte, sondern auch jene, die Guillermos Frau mittwochs, wenn sie extra bis nach Adixco fuhr, um sie dort billiger zu erstehen, mit nach Hause brachte.
Die Zeit schritt fort. Vor lauter Frostigkeit ergrauten die wenigen Haare, die Guillermo noch geblieben waren. Aber zum Glück wirkt das Alter ausgleichend, weshalb Guillermo nicht mehr wesentlich hässlicher war als Männer seines Alters, die früher als attraktiv galten. Zum Vorteil gereichte ihm sein erfülltes Liebesleben, das ihm einen beschwingten Gang und weichere Züge bescherte. Auch Carmen profitierte von ihrer Witwenschaft und Trauer und näherte sich denjenigen Altersgenossinnen an, die sich besser gehalten hatten als viele andere. Doch verglichen mit Señora De la Garza, die in der Stadt als Muster an Tugend galt, wirkten beide immer noch wenig ansehnlich, geschweige denn sympathisch.
Die Gerüchteküche brodelte. Sie führten eine Ehe zu dritt, wurde gemunkelt. Denn niemand wollte die Geschichte von Gemeinheit und Verrat, begangen an der armen Ehefrau, durch Spekulationen über eine Ehe zu viert zerstören. Wo immer möglich, zog man Carmen und Guillermo in den Schmutz. Manche behaupteten, er besitze Briefe, in denen es heiße, er zähle die Stunden bis zu ihrem Rendezvous, und in einem wünsche er sich sogar, ihr Slip zu sein, um immer zwischen ihren Schenkeln leben zu können.
Und wieder ging die Zeit dahin. Und schon befand man sich in den Siebzigern, als die Frauen begeistert anfingen, Miniröcke und melierte Hosen zu tragen. Das Interesse an Klatschgeschichten über die De la Garzas war abgeflaut, als Guillermos Gemahlin und der Herr der Blumen an einem Nachmittag ohne Sonne oder Regen ausflogen und erst am Morgen heimkehrten.
»Das mit uns war wohl ein unendliches Missverständnis«, sagte Guillermo, als sie in der Früh auf Zehenspitzen ins Haus schlich.
»Noch könnten wir es ändern«, sagte sie und streckte die Hand aus, um Guillermo über den Kopf zu streichen wie einem Kind.
»Ich nehme alle Schuld auf mich«, sagte er.
»Und was mache ich mit meiner?«
Sie umarmten sich, als wäre es das erste Mal. Endlich hatten sie ausgesprochen, was sie schon vor einer Ewigkeit hätten klären sollen.
»Carmen ist so unattraktiv«, sagte sie.
»Aber immer noch attraktiver als ich«, sagte er.
»Da kann ich dir kaum widersprechen.«
»Dafür siehst du mindestens so gut aus wie der Herr der Blumen. Außerdem habt ihr einen ähnlichen Körpergeruch. Und ihr liebt euch.«
»Mehr als genug.«
»Man kann sich nie genug lieben. Reich du die Scheidung ein und behalt die Hälfte meines dämlichen Besitzes.«
Sie begnügte sich mit einem Viertel, und so wurde die Ehe zwischen der Schönen und dem Biest offiziell geschieden, was alle, die Bescheid wussten, freute. Keiner hielt es für nötig, die anderen in Kenntnis zu setzen.
Das Ganze wirkte wie eine Tragödie, die man vor allem dem sündigen Pärchen anlastete. Mit ihrer törichten, ungehörigen Liebe hätten die beiden hässlichen Entlein Guillermos Angetraute in die Arme eines anderen getrieben. Unaufhaltsam gingen die Jahre dahin. Doch es brauchte lange, bis endlich Gras über die beharrliche Romanze des hässlichen Paares gewachsen war. Carmens Tochter zog in die Hauptstadt, um Graphikdesign zu studieren und den schlechten Geschmack ihrer Mutter durch eine mit Auszeichnung bestandene Abschlussprüfung wettzumachen. Die Entwürfe ihrer schriftlichen Arbeit gelangten im rechten Moment nach New York, wo sie ein Italiener, der Schuhe entwarf und herstellte, für einen Teil seiner Kollektion des Jahres 1975 kaufte. Guillermos jüngster Sohn war Student an der Universität von Mexiko-Stadt. Eines
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