Ehemänner
verrückt.«
»Das ist vorbei. Du wirst schon sehen. Ich war einmal verrückt nach ihm, doch jetzt will ich Oscar Wildes Beispiel folgen und eine Romanze mit mir selbst beginnen. Eine erfüllte Romanze, auch sexuell.«
»Verschon mich bitte«, lachte Isabel. Sie hatte eine Puderdose mit einem Spiegel und einen Lippenstift aus ihrer Handtasche gekramt. Sie begutachtete sich kurz in dem Spiegelchen, um gleich alles wieder unbenutzt zu verstauen. »Ich habe mir noch nie so recht gefallen.«
»Dann wird es aber Zeit, meine Hübsche. Noch ist es nicht zu spät. Die letzten zwanzig kamen uns kurz vor, aber die kommenden zwanzig Jahre könnten uns verdammt lang werden, vor allem in schlechter Gesellschaft«, sagte der Ingenieur.
»Wie viele Selbsthilfebücher hast du in letzter Zeit denn gelesen?«, wollte Isabel wissen, während sie die Beine auf den weißen Sessel legte, den der Mapache in seiner Eigenschaft als Hausfrau gehegt und gepflegt hatte wie eine kostbare Statue. In seinem Beisein hätte sie sich niemals so hingefläzt. Auch nicht im Beisein ihres Ehemanns. Sie dachte, wie schön es hier war ohne die beiden. »Du hast es wirklich gemütlich«, sagte sie.
»Dann zieh doch hier ein. Ich habe allerdings nur ein Bett.«
»Ich passe nicht zu dir. Ich koche nicht, backen tue ich auch nicht, und vor allem bin ich kein Mann. Allerdings musst du wenigstens nicht für mich aufkommen, denn ich verdiene das Geld, das ich ausgebe, selbst. Ich bin mindestens so produktiv wie ein braver Ehemann.«
»Ich weiß. Die Einzige, die nicht an ihre guten Eigenschaften glaubt, bist du selbst.«
»Heute ja, weil ich mir ganz klein vorkomme, aber ich habe auch gute Tage. Das wird schon wieder«, sagte Isabel mit einem melancholischen Giraffenlächeln. »Scheißmittvierziger: dein Freund und die Freundin meines Mannes. Sie schaffen es, dass man sich alt fühlt. Wenn sie wenigstens erst zwanzig wären.«
»Dann wären sie es wenigstens wert«, sagte Luis, während er sich die Schuhe auszog und um sich blickte. Dort unten lag der Park, und der Freitagabend dämmerte. Sein Apartment roch nach reiner Luft. Um seiner Liebe zu dem Mapache willen, der Allergiker und Phobiker war, hatte Luis fünf Jahre zuvor das Rauchen aufgegeben. Nach Isabels Auffassung hatte sich schon allein dafür sein Auftauchen im Leben ihres Freundes gelohnt.
»Der Plattenaufleger raucht wie verrückt«, sagte Luis. »Als der Mapache von seinen heimlichen Rendezvous heimkam, roch er meist nach einem Besuch im Casino Asturiano. Selbst seine Allergien hatte er vergessen. Einmal habe ich zu ihm gesagt: ›Deine Freunde vom Montagsessen qualmen ja wie der Cowboy von Marlboro.‹ Und da hat er doch gewagt, sich über die Raucher zu ereifern, wie rücksichtslos sie seien und wie sehr er darunter leide, sie ertragen zu müssen.«
»Ganz schön dreist, dieser Mapache! Wie hat er den Plattenaufleger überhaupt kennen gelernt?«
»Angeblich übers Internet. Kannst du dir das vorstellen?«
»Inzwischen kann ich mir alles vorstellen. Wie lange kennen wir denn schon diese Maruja Lavanda? Ich wäre nie darauf gekommen, dass sie meinem Mann gefallen könnte«, sagte Isabel.
»Das ist in der Tat kaum vorstellbar. Vielleicht stimmt es ja gar nicht. Von wem hast du es denn?«
»Es gibt immer Menschen, die sich nicht benehmen können. Man hat mir zwei E-Mails zugespielt.«
»Wer hat sie dir geschickt?«
»Anonym@hotmail. Ich glaube, ihr Ehemann. Oder seine Sekretärin.«
Alle in dieser gigantischen Stadt, die, sobald es um Klatsch ging, auf einmal ganz klein wurde, seien im Bilde: Der Ehemann der Mittvierzigerin, die eine einschüchternde Besserwisserin war, habe zwei Kinder mit seiner Sekretärin, denn manchmal sehne er sich danach, mit jemandem zu reden, der ihn auch mal in geistigen Pantoffeln herumschlurfen lasse. Er sei ein echter Schuft.
Deshalb habe Isabel, als die Affäre von ihrem Mann begann, der seinerseits ein Riesentheater mit dieser Frau machte, zunächst gedacht, was zwischen ihnen laufe, habe mit dem Schuft und seiner Sekretärin zu tun.
»Das stand in der E-Mail? Du bist ja noch kybernetischer als der Mapache. Er hat sich einen Freund gesucht und du einen Roman.«
»Eine Schmierenkomödie. Und wie lange ich jetzt brauchen werde, um alles, was man mir erzählt hat, wieder zu vergessen. So schlecht mein Gedächtnis auch sein mag, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Zu Recht sagen meine Kinder, man solle alle E-Mails mit unbekanntem Absender sofort
Weitere Kostenlose Bücher