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Ehemänner

Ehemänner

Titel: Ehemänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angeles Mastretta
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Alleinsein eine gute Übung ist, um zu erkennen, was man will. Da sie gelernt hatte, allein zu sein, wusste sie in dem Moment genau, was sie wollte. Sie mietete sich in der zehnten Etage eines Hotels ein und rief Doktor Menéndez an:
    »Dein Freitag ist gekommen«, sagte sie.
    »Hat lange genug gedauert«, sagte er und eilte herbei.
    Den Bolero »Ich habe ein viel, aber wirklich viel zu großes Herz« vor sich hin summend, kehrte Claudia zu später Stunde heim. Sie hatte den Teufel versucht und bereute ihre Eskapaden nicht.
    Als sie am nächsten Morgen die Treppe herunterkam, hatte sie ein helles Kleid an, schillernde Augenschatten und Musik im Körper. Ihr Ehemann starrte sie an, als hörte er einen Mix aus Opern und Boleros. Manchmal ist es hilfreich, aus der Ordnung auszubrechen, um die Ordnung wiederherzustellen. Es gibt nichts Heilsameres, als einen Krieg anzuzetteln, um seinen Frieden zu finden, dachte Claudia, während sie gemächlich ihren ersten Nachkriegskaffee schlürfte.

Das Reich der Hunde
    Die Probleme von Enrique Sodi, der das Glück hatte, der Ehemann von Leonor Macías zu sein, begannen, als es dem Mann von Lupe Garza einfiel, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen, was niemand so recht verstand, denn es hieß, er sei nüchtern gewesen, aber sein Zustand, der des Wagens und der des Baumes, gegen den er geprallt war, sprachen auf eine Weise für sich, dass jeder nur denken konnte, am Steuer habe ein Trottel gesessen.
    Letztlich hatte alles seine Richtigkeit, obwohl Lupe Garza sich das nur insgeheim eingestehen wollte, wenn sie allein im Bett lag und den Kopf in den Kissen vergrub.
    »Keine Frau, so lasterhaft sie auch gewesen sein mag, hat nicht das Anrecht auf paar Witwenjahre«, sagte sie sich, womit sie nur den Ausspruch einer berühmten Dame wiederholte, die sich noch am gleichen Tag, als ihr Mann die Stadt verlassen hatte, um einer italienischen Sängerin zu folgen, zur Witwe erklärt hatte.
    Doch das ist eine andere Geschichte. Was diese hier betrifft, so begann Lupe Garza, kaum war sie verwitwet, das fortdauernde Glück zu fordern, das die Witwenschaft nach landläufiger Meinung mit sich bringt. Hier kommt Enrique Sodi ins Spiel, der unter den nachsichtigen Blicken Leonors, seiner Gemahlin, und dem üblen Gerede der halben Stadt zu dem Zeitpunkt, als Lupes Ehemann umkam, bereits seit mehr als einem halben Jahr mit ihr, einer Frau, die sich durch ihr ausgeprägtes Hinterteil und ihre Hartnäckigkeit auszeichnete, eine mehr oder weniger stürmische, aber vor allem heimliche Liaison unterhalten hatte, was allein schon einen Teil des Reizes ausmachte.
    Doch nun, da Lupe verwitwet war, wollte sie einen Liebhaber ohne Kompromisse, einen, der Zeit hatte wie sie und weder mit öffentlichen Huldigungen noch mit Komplimenten oder Blumen geizte. So kam es, dass Enrique Sodi mit der Zeit eine Reihe von Forderungen im Genick saßen, ihm, dem neugierigen Streuner und glücklichen Ehemann von Leonor Macías, einer eher wortkargen Frau, mit fester Taille und entsprechendem Charakter.
    Nun stellte sich also in vollem Umfang heraus, dass Lupe, wiewohl verwitwet, nicht immer allein war und bereits als verheiratete Frau, der ehelichen Pflichterfüllung seit langem entwöhnt, den Kitzel des Liebesabenteuers außerhalb des eigenen Bettes gesucht hatte. Bis in den letzten Winkel gelangte die Kunde, Lupes Herz gehöre seit einiger Zeit einem Herrn, dessen Ehefrau auf dem Mond lebe, von wo aus sie eines Nachmittags, als er sich auf den Weg zur Arbeit machen wollte, herabgestiegen sei, um ihm zu sagen:
    »Du solltest mit Lupe zusammenziehen, denn ohne dich kann sie nicht weiterleben, und so, wie es momentan aussieht, kann ich nicht weiterleben, wenn du bleibst.«
    Aus Enrique Sodis Gesicht wich für immer die Farbe, zehn Tage lang verweigerte er jeden außerhäuslichen Kontakt, bis er schließlich eines Freitags mitsamt dem Gepäck, das seine Frau ihm vor die Tür gestellt hatte, das Haus verlassen musste. Leonor fand ihren Frieden, und eine neue Freiheit hielt Einzug in ihr Haus, neu auch für die Hunde, die, kaum war Herrchen verschwunden, hereinstürmten und in allen Ecken schnüffelten, bevor sie sich an dem Fenster mit Blick auf die Vulkane zusammenrollten.
    »Warum hast du hingenommen, dass dein Mann dich wegen dieser dummen Gans verlässt?«, fragte die Mutter, als sie sonntags zum Essen kam.
    »Die dumme Gans hat er sich ausgesucht, ich habe nur beschlossen, dass er geht.«
    »Gut gemacht«, sagte ihre

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