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Ehemänner

Ehemänner

Titel: Ehemänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angeles Mastretta
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großen Publikum sang, besuchte sie mit Dolores nach dem Konzert noch einige Nachtclubs, wo verschiedene Trios spielten, und sang weiter, alles durcheinander, wie wenn man alles durcheinander trinkt. Schließlich versackten sie im Garibaldi und waren am Ende mehr als beschwipst. Gegen fünf Uhr morgens traten sie in die Novemberluft hinaus und gingen in Richtung Amandas Wohnung.
    »Heute sehe ich den Mond und dich auf ihm«, machte sie ihn nach. »Ja, ich weiß, es klingt albern. Ich auf dem Mond. Es erfordert schon einiges, sich das vorzustellen«, entschied sie, wobei sie sich die Worte mit ihrer Tequilafahne auf der Zunge zergehen ließ, »und noch mehr, dergleichen mit über fünfzig zu sagen.«
    »Ein Lügner wie fast alle«, sagte Dolores und zog sich die beiden Enden ihres Schals überkreuz fest, so als schnallte sie sich einen doppelten Kanonengürtel um, bevor sie ins Auto stieg.
    »Genau, nur dass er mehr Theorien hat«, grollte Amanda, als sie die Haustür öffnete. »Theoretiker sind gefährlicher als Toreros«, sagte sie.
    Mehr schlecht als recht erreichte sie ihre Wohnungstür und sank, kaum war sie eingetreten, auf dem Teppich nieder, wo sie eine Sekunde später in Schlaf fiel. Sechs Monate waren vergangen, seit Saldívar sie an jenem Donnerstag verlassen hatte. Die Hunde rollten sich neben ihr auf dem Boden zusammen. Der eine war schon sehr alt, der andere gerade erst geboren. Sie ahnten nichts von ihrem Kummer, und es war ihnen auch egal. Zwei Stunden später, als das erste Tageslicht durchs Fenster sickerte, fingen sie an, ihr das Gesicht abzulecken.
    Für alle, die singen, ist der Montag wie Sonntag. Am Montag wurde ausgeschlafen, was jedoch weder die Hunde zu wissen schienen noch die Person, die sich mit dem Schlüssel an der Wohnungstür zu schaffen machte. Amanda dämmerte wieder weg, während sie vage eine von lautem Gebell übertönte Stimme vernahm. Aber in ihrem Halbschlaf ließ etwas ihr Herz hüpfen. Nach einer Weile erfüllten zarte Musikklänge von Schubert den Raum. Sie schlief weiter. Mit dem Schlüssel in der Hand, betrachtete Saldívar ihr Gesicht und dachte bei sich, man müsste es auf eine Münze prägen. Ihre Haare waren wirr, wie vom Wind zerzaust, und die Wimperntusche hatte den Verlauf der Tränen nachgezeichnet. Sie hatte die unerschrockenen Züge einer verletzten Göttin. Als Nächstes erklang das Ave Maria. Amanda erkannte die ferne Abfolge der CD, die ihr abends Gesellschaft leistete. Sie schlug die Augen auf. Direkt vor sich erblickte sie Saldívar, der so, wie er war, in Anzug und Krawatte mitsamt seinen Büchern, neben ihr auf dem Boden lag. An einem Arbeitstag.
    »Was willst du hier?«, fragte sie.
    »Trübsal blasen«, sagte er und rückte näher.
    »Hättest du dir nicht einen besseren Platz aussuchen können?«
    »Nein«, erwiderte er.
    Amanda lag immer noch bäuchlings auf dem Boden. »Egal«, dachte sie. Dieser Mann war ein echter Luxus. Auch wenn er es selbst nicht wusste.
    »Nichts Schöneres, als zweihundert Jahre mit dir zu leben«, sagte Saldívar.
    Amanda verzieh ihm, dass er fortgegangen war, und ließ ihn bleiben. An dem Tag redeten sie über viele Dinge, selbst die Grundlagen des römischen Rechts wurden in ihrem Bett erörtert. Alles kam zur Sprache, von den Hundeseelen und den Wänden der ersten Kathedrale bis hin zum Sonnenaufgang und wie traurig der Gedanke sei, sich nicht mehr zu sehen.
    Amanda führte ein unregelmäßiges Leben. Zu jener Zeit sang sie dreimal pro Woche in einem kleinen Theater, das sich exklusiv gab und nicht lange überlebte, unter anderem, weil sie es schon nach kurzer Zeit verließ. Sie ging wieder auf Reisen, gemeinsam mit Saldívar, der angeblich nicht mehr mit seiner Frau zusammenlebte. Bloß nicht dran rütteln: So hatte er es gesagt, und Amanda wollte ihm glauben.
    Manchmal hat man den Eindruck, es gibt Gehirnregionen, die nicht mehr zu retten sind, was etwa bei Saldívar zu unglaublichen Geschmacksverirrungen führte. So probierten sie alles Mögliche aus, um irgendwie in süßlichem Schmelz zu schwelgen. Sie fuhren in einer Gondel, reisten an die blaue Donau und nach Oaxaca, wo Saldívar sich so sehr am Mezcal berauschte, dass Amanda, nur weil sie überzeugt war, es lohne sich nicht, ihn an Ort und Stelle zurückzulassen, ihn buchstäblich ins Hotel tragen musste. Wenn sie ihn nicht gleich mitten auf der Straße davonjagte, dann nur, weil ihr Exzesse wie an jenem Abend, wonach er eineinhalb Tage durchschlief, gelegen

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