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Eheroman (German Edition)

Eheroman (German Edition)

Titel: Eheroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Seddig
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du», sie deutet auf Ava, «kommst mit. In diesem Kleid. Wegen mir, lüg ruhig auch ein bisschen. Wann, Ava, hattest du das letzte mal richtig Spaß? Ohne dein Kind?»
    Ihr Kind hat sich in seiner Scherenentzugstrauer auf den Boden geschmissen und strampelt, während Johnny daneben kauert und ihr mit seiner Patschehand probehalber ein wenig auf den Rücken haut.
    Sie weiß jetzt schon, wie Danilo darauf reagieren wird. Natürlich wird er auf Merve aufpassen. Natürlich kann er es nicht ablehnen, wenn er nichts anderes vorhat. Er wird sogar versichern, wie gerne er auf sein Kind aufpasst. Aber nett wird es nicht sein, und wegen des Kleides muss sie wirklich lügen. Das wäre dann insgesamt doch zu viel. Dass sie sich von seinem Geld ein so teures Kleid kauft und dazu noch verlangt, dass er auf das Kind aufpasst. Während sie all dies überlegt, wächst eine unverschämte Freude in ihr. Wenn sie erst mal raus ist, bei Danilo und Merve, wenn sie all das hinter sich hat, dann wird sie in ihrem phantastischem Kleid auf eine echte Party gehen, mit wildfremden Leuten und mit Merve.

    Danilo sitzt in der Küche am Tisch und liest, zumindest tut er so. Das gespülte Geschirr müsste abgetrocknet werden. Ava hat es eben noch schnell abgewaschen, damit Danilo es nicht abwaschen muss. Aber sie hätte es vielleicht auch abtrocknen sollen. Jetzt steht es auf der Spüle und tropft und bekommt sicherlich Flecken. Nicht, dass sie das stören würde. Aber was stört sie dann an dem unabgetrockneten Geschirr?
    Merve grummelt in ihrem Bett. Ava wirft vorsichtig einen Blick durch die angelehnte Tür. Merve sitzt, in ihren hellblauen Schlafsack gehüllt, mit ihrer Bärchendecke zugedeckt, in ihrem Bett und blättert in einem Buch. Eine Lampe steht auf einem Hocker neben ihrem Bett und spendet ihr Licht. Die Seiten des Buches schleifen beim Umblättern an der Bettdecke entlang, und dann geschieht das Vorhersehbare. Merve reißt die Seite zu heftig an der Bettdecke entlang, und die Seite reißt. Merve legt sie ordentlich neben sich auf das Laken und reißt jetzt gezielt die nächste Seite ab. Ava würde ihrem Kind gerne sagen, dass die Seiten eines Buches nicht abgerissen gehören, aber sie will Merve nicht auf sich aufmerksam machen. Sie muss los. Sie trägt ihr neues Kleid, sie hat ihre Augen dunkel geschminkt und ihr Haar hochgesteckt. Sie ist mit Merve zur Party verabredet und muss los. Ava läuft barfuß auf ihren Strumpfhosenfüßen in die Küche und wagt es, Danilo in seine stumme Revolte hinein anzusprechen. Danilo hat nicht gesagt, dass Ava nicht zu dieser Party gehen soll. Danilo hat nicht einmal nach dem Preis des Kleides gefragt. Er hat sich ziemlich still verhalten, und Ava ahnt, dass er abwartet, um Munition zu sammeln. Deshalb wäre es ihr auch lieber, wenn der Abwasch schon weggeräumt wäre. Wenn sie kein neues Kleid anhätte, sondern ein altes, weniger Hübsches. Wenn Merve schon schlafen würde. Sie sagt: «Merve reißt die Seiten aus ihrem Buch.»
    Danilo blickt von seinem Buch hoch. «Soll ich da jetzt was unternehmen, oder warum sagst du mir das?»
    «Nein.» Ava ärgert sich, dass sie Danilo das überhaupt erzählt hat. Warum ist sie nicht längst weg? Warum mischt sie sich ein, schließlich hat Danilo jetzt die Verantwortung. «Es ist nur das neue Buch, und es ist schade darum, dachte ich.»
    «Welches neue Buch denn?», fragt Danilo und sammelt weiter Munition. Warum hat sie überhaupt davon angefangen? Sie hätte gar nicht in das Zimmer sehen und hätte es gar nicht wissen sollen.
    «Das mit den Tieren.»
    «Das? Das lässt du sie zerreißen?»
    Ava hat es geahnt. Es ist ein teures Buch. Fadil hat es Merve geschenkt. Ein schickes, geschmackvolles Buch für Kleinkinder. Es ist wirklich schade, dass Merve es zerreißt. «Ich sag es dir ja. Weil es schade ist, sag ich es dir ja.»
    Danilo steht auf. «Danke, Ava, danke für den Hinweis», sagt er und geht ins Schlafzimmer rüber, wütend. Sie hört ihn reden, ruhig und ernsthaft redet er auf Merve ein. Merve fängt an zu weinen. Danilo redet weiter ernsthaft auf sie ein, als würde sie das noch interessieren, als würde sie jetzt noch etwas verstehen. Merve schreit, und Danilo schließt die Tür, kommt in die Küche, in der Hand das Buch und die zerrissenen Seiten. Er wirft alles auf den Tisch und schaut Ava an.
    «Mist», sagt sie bedauernd.
    «Tja», sagt Danilo.
    «Es tut mir leid», sagt Ava. Nebenan schreit Merve wie am Spieß. Ava würde sofort rübergehen und

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