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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Mühe zurückgehalten, nicht schon eher loszuplatzen. Wenn sie etwas abgrundtief hasste, dann waren das Heuchelei und Lüge. Und was sie hier sah, war ihr zutiefst zuwider. Sie konnte nicht mehr an sich halten. Sie drängte den Ratsherrn zur Seite.
    »Ihr könnt jetzt aufhören, die Ohnmächtige zu spielen. So etwas solltet Ihr den Schaustellern überlassen. Die können das besser. Eine Ohnmächtige wackelt nicht so nervös mit den Füßen.«
    Alle Augen richteten auf die Fußspitze, die ein kleines Stück unter dem Kleid der Witwe hervorschaute. Alle Anwesenden bemerkten, wie die Bewegungen plötzlich einfroren, und zwar gerade zu dem Zeitpunkt, als die Fußspitze den höchsten Punkt erreicht hatte. Ganz langsam senkte sich der Fuß. Im Zimmer herrschte absolute Stille. Brigitta ließ die Hand ihrer Mutter los und taumelte rückwärts gegen die Wand.
    Anna Bode öffnete die Augen, setzte sich wieder gerade hin und ordnete ihr Kleid. Aber sie sagte nichts. Sie schaute an den Anwesenden vorbei zum Fenster, als wäre nichts geschehen.
    Agnes war jedoch noch nicht fertig. »Ihr wisst doch sicher, was der Apostel Paulus an die Römer geschrieben hat? Ein Christ soll doch den obrigkeitlichen Gewalten untertan sein:
Die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet
. 22 Nicht wahr? Und der Stadtrat in Person des Herrn von Leteln ist heute als obrigkeitliche Gewalt hier. Als vorbildliche Christin habt Ihr ihm zu antworten.«
    Langsam drehte die Witwe ihren Kopf der jungen Frau zu. Ihre Stimme verriet nichts von Anspannung oder gar Scham über ihre verpatzte Vorstellung. »Seid vorsichtig. Ihr seid kurz davor, Euch zu versündigen. Wenn Euch Euer Seelenheil lieb ist, solltet Ihr nicht so frevelhaft sprechen. Ich werde antworten, auch wenn es mein Leben kosten sollte und meine arme Tochter dann in bitterer Armut leben müsste.«
    »Da sind wir ja schon beim richtigen Thema«, mischte sich nun auch Ludolf ein. »Wann hat sich denn die Hochzeit Schäfermanns mit Brigitta ergeben? Doch bestimmt nicht so kurzfristig. Oder?«
    Die Tochter eilte aufgeregt zu ihrer Mutter. »Ist das wahr? Ich soll heiraten?«
    »Ja, mein Kind.«
    Brigitta war ganz blass geworden. »Warum habt Ihr mir nichts gesagt? Warum muss ich das von Fremden hören?«
    »Ich wollte dir am Mittag davon erzählen. Der Händler Schäfermann wird nämlich heute Nachmittag offiziell um deine Hand anhalten.«
    Die Tochter griff sich an die Schläfen, als plagten sie plötzlich Kopfschmerzen. »Und wenn ich nicht will?«
    »Ach, sei still, Kind. Von so etwas hast du noch keine Ahnung! Du solltest froh sein, dass ich dir den reichsten Junggesellen Mindens besorgen konnte.«
    Brigitta Bode setzte sich weinend auf einen Stuhl und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    »Wann wurde die Heirat beschlossen?«, meldete sich Ludolf zu Wort.
    Die Witwe antwortete gelassen: »Gestern Nachmittag.«
    »Und worauf habt Ihr Euch geeinigt?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wie sieht die Mitgift aus?«
    Anna Bode schwieg einen Augenblick. Als sie von Letelns erbosten Blick bemerkte, entschloss sie sich zu sprechen. »Leider kann ich keine Mitgift im üblichen Sinne zahlen. Das Geschäft und das Haus wird dem Händler Röttger Schäfermann übertragen. Dafür bekomme ich einen Betrag über zwanzig Jahre verteilt zur freien Verfügung. Die Differenz zu dem, was Haus und Lager wirklich wert sind, ist die Mitgift. Außerdem lebe ich im Schäfermannschen Haus und beaufsichtige den dortigen Haushalt. Und im Alter werde ich von meiner Tochter gepflegt. So sieht der Kontrakt aus.«
    »Wie hoch ist Eure Rente, und welcher Wert wurde für Geschäft und Haus angesetzt?«
    »Das geht Euch nichts an. Das ist eine private Angelegenheit zwischen mir und meinem zukünftigen Schwiegersohn.«
    Der Ratsherr von Leteln hatte bisher geschwiegen, doch nun ermahnte er die Witwe energisch. »Hier gibt es jetzt nichts Privates mehr. Wenn Ihr nicht wollt, dass Euch ein Gericht zwingen muss, antwortet gefälligst.«
    Anna Bode atmete tief durch. »Na schön. Bevor man es wagen sollte, mich in den Kerker zu werfen und zu foltern: Ich bekomme insgesamt fünfhundert Gulden. Und der Wert wurde mit achthundertfünfzig festgesetzt. War’s das?«
    »Wer hat diesen Wert festgelegt?«
    »Der ehrenvolle Händler Schäfermann.«
    Albert von Leteln wollte gerade lospoltern, aber Ludolf bemerkte es noch früh genug. »Einen Moment bitte. Wartet noch.« Und zur Witwe gewandt fragte er: »Und

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