Ehre sei dem Vater (German Edition)
aufgefallen!“
„Der muss aber blind gewesen sein!“,
erwiderte David betont fröhlich. „Allerdings ist das Kleid nicht halb so
bezaubernd wie seine Trägerin!“
„Bitte, mach du dich nun nicht auch noch über
mich lustig. Ich habe mich heute schon genug zum Deppen gemacht.“ Eva lag
inzwischen auf seinen Knien. Das knappe Kleid ließ ihre nicht ganz schlanken,
hellen Beine hervorblitzen . David fand seine Schwester
ehrlich attraktiv, obwohl sie keine Schönheit im herkömmlichen Sinn war.
Überhaupt fand er eine fülligere Frau bei weitem attraktiver als diese dürren
Dinger. Der knabenhafte Haarschnitt traf zwar nicht hundertprozentig seinen
Geschmack, aber im Großen und Ganzen war seine Schwester super okay und er
konnte sich eigentlich nicht vorstellen, warum sie nicht längst einen passenden
Mann an ihrer Seite hatte. Wobei er natürlich andererseits ganz froh darüber
war, dass sie niemanden hatte, weil er auf diese Weise hier wohnen bleiben
konnte. In seiner derzeitigen Situation käme es einer Katastrophe gleich, wenn
er auch noch eine Wohnung finanzieren müsste. Trotzdem tat ihm das Häufchen
Elend auf seinem Schoß Leid. „Kein Mensch macht sich über dich lustig, ich
finde nur, dass du heute, mal abgesehen von deinen verweinten Augen, besonders
attraktiv aussiehst. Nun erzähl schon, was ist eigentlich heute Abend
passiert?“
„Du hast doch selbst genug Sorgen, ich will
dich nicht auch noch mit meinen belasten“, wiegelte sie ab, doch David ließ
nicht locker. „Wie oft hab ich dir schon vorgeheult! Ich will endlich auch
einmal für dich da sein können. Nun, sag schon, wer dir das angetan hat, ich
werde mir den Typen mal vorknöpfen, wenn du willst.“
Eva zog einen Zettel aus der kleinen, schräg
angesetzten Seitentasche ihres eleganten Kleides. „Das hat er mir
zurückgegeben. Er hat gesagt, dass es ihm furchtbar Leid täte, aber er würde nichts für mich empfinden. Dabei weiß ich, dass es nicht so
ist. Schon allein, wie er mich an diesem Abend angesehen hat, wie er mich
meistens angesehen hat, wenn wir einander zufällig getroffen haben, sagte mir
eindeutig, dass er mich liebt.“
„Warum sollte er dann so etwas sagen?“ fragte
David verwundert.
„Was weiß ich, vielleicht hatte er einfach
nicht den Mut sich die Wahrheit einzugestehen!“ Evas Stimme klang schrill und
hysterisch. Noch immer hielt sie das zusammengelegte Stück Papier in ihrer
rechten Hand.
„Darf ich mal lesen?“
Eva sah David für einen Augenblick völlig
entrückt an, was ihn plötzlich unangenehm berührte. Das Weiße in Evas Augen war
längst einem kräftigem Rot gewichen und ihr Blick schien ins Leere zu
gehen.“Lies ruhig, dann hast du was zu lachen!“
Hast du gewusst, was in mir lebt,
was mir Lebensfreude schenkt,
was mich bewegt?
Was meine Gedanken lenkt?
Was es ist, das mich aufrecht hält -
so wie ein Stab die Orchidee,
oder die Schwerkraft den Lauf der
Welt?
An manchen Tagen tut’s sogar weh…….
Trotzdem ist’s mir teurer als jeder
Nerz –
das kleine Geschöpf voller Flausen!
Mit Wucht drückt’s mir mitten ins Herz,
lässt es ungestüm hämmern und sausen!
Kein Computer der Welt könnte ermessen,
was es alles anstellt im Bauch!
Dennoch bin ich völlig darauf
versessen,
ist’s doch ein wunderschöner Brauch!
Wie ein Highway mit Millionen von Daten,
so vielfältig ist mein Lebenselixier
Ja, du hast schon richtig geraten:
Es ist die Liebe zu dir!
„Willst du damit
sagen, du hast ihm das geschrieben und er hat nicht reagiert?“, fragte David
verwundert. Er war kein großer Fan von Gedichten, aber wenn ihm selbst jemand
solche Zeilen widmen würde, hätte er sich auf jeden Fall ziemlich geschmeichelt
gefühlt.
„Natürlich hat er reagiert. Nur leider nicht
so, wie ich mir das vorgestellt hätte.“ Eva erzählte ihrem Bruder, nun schon
ein wenig ruhiger, den gesamten Verlauf des Abends. Sie begann mit einer
ausführlichen Beschreibung ihrer Vorbereitungen für den Abend. Mit der
verschlüsselten Einladung, aus der nicht herausging, warum sie ihn treffen
wollte. Dann schilderte sie haarklein wie der Tisch im Restaurant gedeckt war
und was sie beide zum Essen bestellt hatten. Er überhörte ihre kleine
Enttäuschung nicht, als sie erwähnte, dass ihr Schwarm in Jeans und T-Shirt
erschienen war. „Er hat mich während des gesamten Abends nicht aus den Augen
gelassen. Er ist regelrecht an meinen Lippen gehangen, als ich von meiner
Fotografie und von meinem Plan,
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