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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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mehr mit Ihnen sprechen», begann sie wütend. «Aber ich möchte wissen, wie Sie auf diesen Unsinn kommen!»
    «Nilgün hat wenige Stunden vor ihrem Tod am Montag mit Roman Schluss gemacht.»
    Cornelia Rodewaldt lachte schrill auf. «Was für eine lächerliche Behauptung! Die beiden waren verliebt ineinander. Was meinen Sie, warum mein Sohn seit Tagen nur noch heult. Seine große Liebe ist tot. Und jetzt behaupten Sie, er soll etwas damit zu tun haben   …»
    «Wir haben eine SMS von Nilgün auf Romans Handy gefunden. Darin schreibt sie Ihrem Sohn in knappen Sätzen, dass sie sich wegen eines anderen Mannes von ihm trennen will.»
    «Nilgün? Ein anderer Mann?» Cornelia Rodewaldt suchte Halt am Türrahmen. «Das ist nicht möglich. Das glaube ich nicht.»
    «Warum nicht, Frau Rodewaldt? Viele junge Leute kommen zusammen und trennen sich wieder», sagte Navideh.
    «Ich habe die beiden doch oft miteinander erlebt. Noch in der Woche vor ihrem Tod wirkten sie so fest und unerschütterlich als Paar. Sie   … sie gehörten einfach zusammen. Daran hätte auch Nilgüns Schwangerschaft nichts geändert.»
    «Wie hat Roman am Montagabend auf Sie gewirkt? Sie hatten ihn doch noch kurz nach seinem Training gesehen, als sie in der Küche die Schmerztabletten zu sich nahmen?»
    Cornelia Rodewaldt schien angestrengt nachzudenken. Vorsichtig ließ sie sich auf dem Sofa nieder. Dann schüttelte sie den Kopf. «Roman war wie immer. Etwas erschöpft vom Training, aber trotzdem fürsorglich. Er fragte mich, ob er noch andere Schmerztabletten für mich besorgen sollte. Ich hatte ja diese furchtbaren Beschwerden nach meiner Zahnbehandlung. Ja, das hat er mich gefragt!» Sie sah die beiden Beamten hoffnungsvoll an, als könnte dieses Detail alle Verdachtsmomente entkräften.
    «Ich meine, noch nicht einmal mein Mann geht so fürsorglich mit mir um wie mein Sohn. So einer bringt doch nicht vorher seine Freundin um und macht sich anschließend Gedanken, wo er stärkere Schmerztabletten für seine Mutter herbekommt.»
    Steenhoff und Petersen schwiegen.
    «Das passt doch nicht zusammen, oder?»
    Statt einer Antwort auf ihre Frage bat Steenhoff Cornelia Rodewaldt um die Handynummer ihres Mannes. «Die beiden müssen sofort nach Bremen zurückkommen.»
    Sie notierte die Nummer und reichte Steenhoff den Zettel. «Darf ich Ihr Telefon benutzen?»
    Cornelia Rodewaldt schien verwundert, ging aber ohne Proteste in den Flur, um es für Steenhoff zu holen. Steenhoff wollte es Roman selbst sagen und seine Reaktion hören, ohne dass seine Mutter ihn vorwarnen konnte. Doch er kam nicht an Romans Vater vorbei.
    Klaus Rodewaldt geriet völlig außer sich, als ihn Steenhoff aufforderte, sofort mit dem Jungen nach Bremen zurückzukehren. Cornelia Rodewaldt zuckte zusammen, als Steenhoff schließlich barsch ins Telefon bellte: «Entweder Sie sind bis morgen Nachmittag mit Roman wieder in Bremen, oder ich komme zu ihm ins Internat.»
    Endlich schien Klaus Rodewaldt einzulenken, denn Steenhoffs Stimme wurde wieder etwas freundlicher. Kurz darauf reichte er den Hörer an Frau Rodewaldt weiter. «Ihr Mann möchte Sie sprechen. Wir kommen morgen wieder.»
    Sie verzichtete darauf, die beiden Beamten zur Tür zu bringen. Mit zitternden Händen nahm sie den Hörer entgegen.
     
    Steenhoff sah auf die Uhr. Ihre Besprechung im Präsidium würde erst in anderthalb Stunden beginnen. Er wollte die Zeit nutzen, um gemeinsam mit Petersen die Pressekonferenz am nächsten Tag vorzubereiten. Navideh war einverstanden. Schweigend fuhren sie zurück ins Büro.
    Während sich Steenhoff einen Kaffee aufsetzte, verschwand Petersen, um sich eine Kanne persischen Teezu kochen. Dann machten sie sich Notizen, was sie den Journalisten am nächsten Tag sagen und was sie ihnen auf jeden Fall verschweigen wollten, um kein Täterwissen preiszugeben. Sie hatten das in der Vergangenheit schon häufiger praktiziert. Abwechselnd schlüpften sie in die Rolle der Journalisten und stellten sich gegenseitig die Fragen, die unweigerlich kommen würden. Das kleine Rollenspiel half, über heikle Momente in einer Pressekonferenz besser hinwegzukommen.
    «Wie weit lag Nilgün Cetin von dem Ort entfernt, an dem vor einigen Jahren die Kurdin ermordet wurde?», fragte Petersen, die die zweite Runde übernommen hatte.
    «Gute Frage», antwortete Steenhoff und machte einen gequälten Gesichtsausdruck. «Wie wär’s damit?: Die Fundorte stehen in keinem Bezug zueinander.»
    «Hm.» Navideh wirkte nicht

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