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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sogar sehr
nachlässig. Hat bloß einen Blick auf die Reservierungen geworfen und war anscheinend zufrieden.
Ich erinnere mich, dass er es eilig hatte... er war mit seiner Frau verabredet.«
Soso, dachte Rebus, dann musste Broome ordentlich eins draufkriegen. Trotzdem...
»Trotzdem, Sir, war es Ihre Pflicht...«
»Ich habe seine Fragen beantwortet, Inspector. Ich hab nicht gelogen.«
»Dann wollen wir mal sagen, Sie waren etwas ökonomisch mit der Wahrheit.«
Colin schnaubte verächtlich. Hector warf ihm einen eisigen Blick zu, doch seine Worte waren an
Rebus gerichtet. »Er war nicht gründlich genug, Inspector. So einfach ist das. Ich erwarte ja
auch nicht, dass meine Patienten mir helfen, wenn ich nicht gründlich genug bei der Behandlung
bin. Sie sollten nicht von mir erwarten, dass ich Ihre Arbeit tue.«
»Hier geht es um ein schweres Verbrechen, Sir.«
»Warum streiten wir dann rum? Stellen Sie Ihre Fragen.«
Der Barmann mischte sich ein. »Moment mal. Bevor ihr anfangt, hab ich noch eine Frage.« Er
sah einen nach dem anderen an. »Was möchtet ihr trinken?« Bill, der Barmann, schenkte die
Getränke aus. Die Runde ging auf ihn. Er rechnete alles zusammen und schrieb den Betrag in ein
kleines Notizbuch, das in der Kasse lag. Die Bloody Marys vom Fenster kamen herüber und gesellten
sich zu ihnen. Der Biertrinker wurde Rebus als David Cassidy vorgestellt - »Keine Scherze, bitte.
Meine Eltern konnten das schließlich nicht ahnen!« -, und der Mann namens Colin trank tatsächlich
Milch - »Magengeschwür, Anweisung des Arztes.«
Hector nahm ein schmales zerbrechliches Glas entgegen, das bis zum Rand mit trockenem Sherry
gefüllt war. Er sprach einen Toast auf »unser aller Gesundheit« aus.
»Aber nicht auf den National Health Service, was, Hector?«, fügte Colin hinzu und erklärte dann
Rebus, dass Hector Zahnarzt war.
»Privatpraxis«, fügte Cassidy hinzu.
»Genau das, was dieser Club auch sein sollte«, erwiderte Hector. »Privat. Die
Privatangelegenheiten der Mitglieder sollten niemanden hier etwas angehen.«
»Und deshalb«, vermutete Rebus, »haben Sie für Jack und Steele als Alibi fungiert?«
Hector seufzte. » Alibi ist ein ziemlich starkes Wort, Inspector. Als Mitglieder des Clubs
haben sie das Recht, zu reservieren und kurzfristig wieder abzusagen.«
»Und das taten sie?«
»Manchmal, ja.«
»Aber nicht jedes Mal?«
»Gelegentlich haben Sie auch gespielt.«
»Wie gelegentlich?«
»Das müsste ich nachsehen.«
»Ungefähr einmal im Monat«, sagte Barmann Bill. Er hielt das Geschirrtuch fest, als wäre es ein
Talisman.
»Sie haben also drei von vier Malen abgesagt?«, stellte Rebus fest. »Wie haben sie
abgesagt?«
»Telefonisch«, sagte Hector. »Normalerweise hat Mr. Jack angerufen. Hat sich immer vielmals
entschuldigt. Wahlkreisangelegenheiten... oder Mr. Steele war krank... oder, nun ja, es gab eine
Reihe von Gründen.«
»Du meinst wohl Ausreden«, sagte Cassidy.
»Manchmal ist Gregor aber trotzdem gekommen, oder etwa nicht?«, erwiderte Bill.
Colin räumte ein, dass das stimmte. »An irgendeinem Mittwoch hab ich mal eine Runde mit ihm
gespielt, als Steele nicht aufgetaucht ist.«
»Mr. Jack kam also häufiger in den Club als Mr. Steele?«, fragte Rebus.
Das wurde allseits nickend bestätigt. Manchmal sagte er ab, kreuzte aber trotzdem auf. Er spielte
dann nicht, sondern setzte sich in die Bar. Aber es passierte nie andersherum: Steele kam nie
ohne Jack. Und an dem fraglichen Mittwoch, dem Mittwoch, für den Rebus sich interessierte?
»Da hat es wie aus Eimern geschüttet«, sagte Colin. »An dem Tag ist kaum einer rausgegangen, und
die beiden schon gar nicht.«
»Sie hatten also abgesagt?«
O ja, sie hatten abgesagt. Und nein, Mr. Jack war auch nicht gekommen. Nicht an dem Tag und auch
danach nicht mehr. Die Nachmittagsflaute war nun vorbei. Mitglieder kamen auf einen schnellen
Drink vor dem Spiel oder auf einen schnellen Drink, bevor sie nach Hause fuhren. Sie gesellten
sich zu der kleinen Gruppe, schüttelten Hände, erzählten sich die neuesten Geschichten. Dann fing
die Gruppe an, sich aufzulösen, bis nur noch Rebus und Hector übrig waren. Der Zahnarzt legte
Rebus eine Hand auf den Arm.
»Nur noch eines, Inspector«, sagte er.
»Ja?«
»Ich hoffe, Sie halten mich nicht für plump...«
»Ja?«
»Aber Sie sollten wirklich mal zum Zahnarzt gehen.«
»Ich weiß«, sagte Rebus. »Das hat mir schon mal jemand gesagt. Übrigens, und ich hoffe, Sie
halten mich nicht

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