Ehrensache
für plump...«
»Ja, Inspector?«
Rebus beugte sich ganz dicht zu dem Mann hinüber, um besser in sein Ohr fauchen zu können. »Ich
werd mich dafür ins Zeug legen, dass Sie eine Anzeige wegen Behinderung der Polizei kriegen.«
Damit stellte er sein leeres Glas auf die Theke.
»Bis dann«, sagte Barmann Bill. Er nahm das Glas und stülpte es über die elektrische Spülbürste,
dann stellte er es auf die Abtropfmatte aus Plastik. Als er aufblickte, stand Hector immer noch
so da, wie der Polizist ihn verlassen hatte, das Sherryglas immer noch in der Hand.
»Am Freitag haben Sie mir erzählt«, sagte Rebus, »Sie versuchten, das abzuwerfen, was Sie nicht
brauchten.«
»Ja.«
»Dann gehe ich davon aus, dass Sie der Meinung waren, dass sie das Alibi mit dem Golfspiel brauchten ?«
»Was?«
»Die wöchentliche Partie mit Ihrem Freund Ronald Steele.«
»Was ist damit?«
»Merkwürdig, was? Ich mache die Aussagen, und Sie stellen die Fragen. Sollte
eigentlich umgekehrt sein.«
»Sollte es?«
Gregor Jack sah aus wie ein im Krieg Verwundeter, der immer noch das Kampfgeschehen hören und
sehen konnte, egal, wie weit man ihn von der Front wegzerrte. Die Reporter lungerten immer noch
vor seinem Tor herum, während Ian Urquhart und Helen Greig immer noch drinnen waren. Aus dem Büro
im hinteren Teil des Hauses war das Geräusch eines Druckers zu hören. Dort hatte sich Urquhart
mit Helen in Klausur begeben. Ein neuer Tag, eine neue Pressemitteilung.
»Brauche ich einen Anwalt?«, fragte Jack nun, der vor Schlaflosigkeit dunkle Ringe unter den
Augen hatte.
»Das bleibt ganz Ihnen überlassen, Sir. Ich möchte lediglich wissen, weshalb Sie uns in Bezug auf
diese Partie Golf angelogen haben.«
Jack schluckte. Auf dem Couchtisch vor ihm standen eine leere Whiskyflasche und drei leere
Kaffeebecher.
»Freundschaft, Inspector«, sagte er, »ist... es ist...«
»Eine Entschuldigung? Sie brauchen mehr als Entschuldigungen, Sir. Und was ich jetzt brauche,
sind ein paar Tatsachen.« Er dachte an Hector, als er das Wort aussprach. »Tatsachen«,
wiederholte er.
Doch Jack murmelte immer noch irgendetwas über Freundschaft. Rebus mühte sich ungeschickt aus dem
unbequemen Zuckerwattesessel. Er baute sich vor dem Abgeordneten auf. Abgeordneter? Das war kein
Abgeordneter. Das war nicht der Gregor Jack. Wo war das Selbstvertrauen, das Charisma? Wo
das wählerwirksame Gesicht und jene klare, aufrichtige Stimme? Er war wie eine von diesen Saucen,
deren Herstellung bei Kochsendungen im Fernsehen gezeigt wird - reduzieren, reduzieren,
reduzieren...
Rebus beugte sich hinunter und packte ihn an den Schultern. Er schüttelte ihn. Jack blickte
überrascht auf.
Rebus' Stimme war kalt und schneidend.
»Wo waren Sie an dem Mittwoch?«
»Ich war... ich... war... nirgends. Eigentlich nirgends. Überall.«
»Überall, nur nicht da, wo Sie eigentlich sein sollten.«
»Ich bin ein bisschen durch die Gegend gefahren.«
»Wohin?«
»Die Küste entlang. Ich glaub, ich bin in Eyemouth gelandet, eines von diesen Fischerdörfern,
irgend so was. Es hat geregnet. Ich bin am Meer spazieren gegangen. Ich bin lange spazieren
gegangen. Dann zurück ins Landesinnere gefahren. Überall und nirgends.« Er fing an zu
singen.
»You're everywhere and nowhere, baby.«
Rebus schüttelte ihn erneut und hielt dann plötzlich inne.
»Hat Sie irgendjemand gesehen? Haben Sie mit jemandem gesprochen?«
»Ich war in einem Pub... in zwei Pubs. Eines in Eyemouth, eines irgendwo anders.«
»Warum? Wo war... Suey? Was hatte er vor?«
»Suey.« Jack lächelte, als er den Namen hörte. »Der gute alte Suey. Freunde, verstehen Sie,
Inspector. Wo er war? Er war da, wo er immer ist - bei irgendeiner Frau. Ich bin sein Alibi.
Falls jemand fragt, sind wir Golf spielen. Und manchmal tun wir das tatsächlich. Doch die übrige
Zeit decke ich ihn. Nicht dass es mir etwas ausmacht. Ich find's eigentlich ganz schön, diese
Zeit für mich zu haben. Ich mach mich allein auf den Weg... geh spazieren... denke nach...«
»Wer ist die Frau?«
»Was? Ich weiß nicht. Bin mir noch nicht mal sicher, ob es nur eine ist...«
»Ihnen fallen keine möglichen Kandidatinnen ein?«
»Wer?« Jack blinzelte. »Sie meinen Liz? Meine Liz? Nein, Inspector, nein.« Er lächelte kurz.
»Nein.«
»Okay, was ist mit Mrs. Kinnoul?«
»Gowk?« Nun lachte er. »Gowk und Suey? Vielleicht als sie fünfzehn waren, Inspector, aber nicht
heute. Haben Sie Rab Kinnoul mal gesehen? Er ist der reinste
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