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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gelesen hatte. Er konnte es nicht aus der Hand legen.
Es hatte einfach alles ...
Als er am nächsten Morgen steif und frierend erwachte, konnte er sich an keine Zeile, nicht mal
ein Wort aus dem Buch erinnern. Er stand auf und streckte sich, um sich wieder in eine
menschliche Form zu biegen. Dann öffnete er die Badezimmertür, trat ein und blickte zu der
Stelle, an der die Gläser stehen sollten.
Die Gläser standen noch da. Obwohl ihm alles wehtat, hätte Rebus fast gelächelt.

Er stand lange unter der Dusche und ließ das Wasser auf seinen Kopf, seine Brust und seine
Schultern prasseln. Wo war er? Er war in der Wohnung in Oxford Terrace.
Eigentlich sollte er jetzt schon bei der Arbeit sein, aber dafür gab es eine gute Entschuldigung.
Er fühlte sich kaputt, aber nicht so kaputt, wie er befürchtet hatte.
Erstaunlicherweise war es ihm auf der Rückfahrt gelungen zu schlafen, allerdings wurde die
Rückfahrt auch in einem gemächlicheren Tempo zurückgelegt als die Hinfahrt.
»Probleme mit der Kupplung«, hatte Pond nur zwanzig Meilen hinter Kingussie gesagt. Er war an den
Straßenrand gefahren und hatte einen Blick unter die Motorhaube geworfen. Es war reichlich Motor
unter der Haube. »Ich wüsste überhaupt nicht, wonach ich schauen sollte«, hatte er zugegeben. Das
Problem mit diesen schicken Autos war, dass es nur wenige Mechaniker gab, die Ahnung davon
hatten. Er musste das Auto sogar für jede Inspektion nach London bringen. Also waren sie ganz
gemächlich durch den frühen Morgen gefahren, nachdem sie das Cottage unter den Blicken eines
verwunderten Detective Sergeant Knox und zweier überarbeiteter Labortechniker verlassen
hatten.
Und Rebus hatte geschlafen. Zugegebenermaßen nicht genug, was auch der Grund war, weshalb er der
Versuchung widerstanden hatte, sich ein Bad einzulassen und sich stattdessen für eine Dusche
entschieden hatte.
Schwierig, in einer Dusche einzunicken, aber umso leichter in einem heißen Bad am Morgen. Und er
hatte Patience' Wohnung den Vorzug vor seiner gegeben - eine einfache Entscheidung, da Oxford
Terrace direkt auf dem Weg lag.
Auf der Forth Bridge hatten sie mitten im Pendlerverkehr gesteckt, der sich im Kriechtempo
Richtung Innenstadt bewegte. Eine überaus peinliche Situation. Vertretertypen in Astras warfen
abschätzige Blicke auf das italienische Auto und trösteten sich mit dem Gedanken, dass die beiden
Insassen wie Gauner aussahen, wie Zuhälter oder Kredithaie...
Er stellte die Dusche ab, rieb sich trocken, zog saubere Sachen an und begann den Prozess, wieder
ein menschliches Wesen zu werden: rasieren, Zähne putzen, dann ein Becher frisch aufgebrühten
Kaffee. Lucky mauzte draußen vor einem Fenster, und Rebus ließ die Katze herein. Er kippte sogar
etwas Futter in einen Napf. Lucky blickte misstrauisch zu ihm hinauf. Das war überhaupt nicht der
Rebus, den er kannte.
»Freu dich, solange es anhält.«
Was für ein Tag war heute? Dienstag. Mehr als vierzehn Tage waren seit der Razzia auf das Bordell
vergangen, und fast zwei Wochen, seit Alec Corbie den Streit in der Parkbucht beobachtet und
entweder zwei oder drei Autos gesehen hatte. Es hatte einige Fortschritte gegeben, die meisten
dank Rebus selbst. Wenn er doch nur seine Vorgesetzten dazu kriegen könnte, sich William Glass
aus dem Kopf zu schlagen...
Ein Zettel lehnte an der Uhr auf dem Kaminsims: »Vielleicht sollten wir mal versuchen, uns zu
treffen? Heute Abend zum Essen oder sonst - Patience.« Keine Küsse, immer ein schlechtes Zeichen.
Keine Kreuze bedeutete, dass sie sauer war. Dazu hatte sie auch guten Grund. Er musste sich
wirklich darüber klar werden, was er wollte. Einziehen oder ausziehen. Aufhören, die Wohnung als
eine öffentliche Einrichtung zu benutzen, als einen Ort, an dem man duschen, sich rasieren,
scheißen und gelegentlich bumsen konnte. War er eigentlich besser als Liz Jack und ihr
mysteriöser Begleiter, die einfach das Cottage von Tom Pond benutzt hatten? Verdammt, in
mancherlei Hinsicht war er noch schlimmer. Heute Abend zum Essen oder sonst. Was bedeutete: oder
sonst verliere ich Patience.
Er nahm den Kuli aus seiner Tasche und drehte die Notiz um.
»Wenn kein Abendessen, dann wenigstens Dessert«, schrieb er. Absolut zweideutig natürlich, aber
es hörte sich ganz schön clever an. Er fügte seinen Namen und eine Reihe Küsse hinzu.

Chris Kemp hatte seinen Knüller. Und zwar einen Knüller auf der ersten Seite. Der junge Reporter
hatte nach dem

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