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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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letzten Nerv
rauben.«
»Irgendjemand Bestimmtem?«
»Anscheinend jedem, der irgendwas mit Rechtsmedizin zu tun hat. Hören Sie auf, die Leute
zu schikanieren, John.«
»Ja, Sir.«
»Machen Sie mal eine Pause. Sagen wir, wenigstens für heute Nachmittag. Was ist übrigens mit den
verschwundenen Büchern von dem Professor?«
»Die sind wieder bei ihrem Besitzer.«
»Oh?« Lauderdale wartete auf eine Erklärung.
»Das war eine echte Überraschung, Sir«, sagte Rebus stattdessen und stand auf. »Also, wenn weiter
nichts ist...«
Das Telefon klingelte. »Warten Sie«, befahl Lauderdale.
»So wie die Dinge zurzeit hier laufen, ist das vermutlich für Sie.« Er nahm den Hörer auf.
»Lauderdale.« Dann hörte er zu. »Ich bin sofort da«, sagte er schließlich, bevor er den Hörer
wieder auflegte. »Ts, ts, ts. Nun raten Sie mal, wer da unten ist.«
»Die Dundonald-and-Dysart-Dudelsackkappelle.«
»Nah dran. Jeanette Oliphant.«
Rebus runzelte die Stirn. »Den Namen hab ich schon mal gehört...«
»Sie ist die Anwältin von Sir Hugh Ferrie. Und anscheinend auch die von Mr. Jack. Die beiden sind
zusammen mit ihr unten.« Lauderdale war aufgestanden und zog sein Jackett gerade. »Dann wollen
wir doch mal sehen, was die wollen.«

Gregor Jack wollte eine Aussage machen, eine Aussage über seine Aktivitäten an dem Tag, an dem
seine Frau ermordet worden war. Doch die treibende Kraft hinter dem Ganzen war Sir Hugh Ferrie;
so viel war von Anfang an klar.
»Ich hab heute Morgen diesen Artikel in der Zeitung gelesen«, erklärte er. »Dann hab ich Gregor
angerufen und gefragt, ob das stimmt. Er sagt, ja. Nachdem ich das wusste, ging's mir ein
bisschen besser, trotzdem hab ich ihm gesagt, er sei ein dämlicher Idiot, dass er das nicht
gleich gesagt hat.« Er wandte sich zu Gregor Jack. »Ein dämlicher Idiot.«
Sie saßen um einen Tisch in einem der Konferenzräume - Lauderdales Idee. Offensichtlich war ein
Vernehmungsraum nicht gut genug für Sir Hugh Ferrie.
Gregor Jack hatte man für den Anlass auf Vordermann gebracht: ordentlicher Anzug, frisch
geschnittene Haare, leuchtende Augen. Doch so wie er da zwischen Sir Hugh und Jeanette Oliphant
saß, würde er bei diesem Rennen wohl nur dritter Sieger werden.
»Die Sache ist die«, sagte Jeanette Oliphant, »Mr. Jack hat Sir Hugh über etwas informiert, was
er bisher verschwiegen hat, nämlich dass seine Golfpartie am Mittwoch reine Fiktion war.«
»Dämlicher Idiot...«
»Daraufhin«, fuhr Oliphant mit etwas lauterer Stimme fort, »hat Sir Hugh sich mit mir in
Verbindung gesetzt. Wir sind der Meinung, je eher Mr. Jack eine Aussage über seine wirklichen
Aktivitäten an dem fraglichen Tag macht, umso weniger Zweifel wird es geben.« Jeanette Oliphant
war Mitte Fünfzig, eine große, elegante Frau mit strengem Gesicht. Ihr Mund war ein dünner Strich
Lippenstift, ihre Augen durchdringend - ihnen entging nichts. Die Ohren standen kaum merklich
unter ihrem kurzen, dauergewellten Haar hervor, als wären sie bereit, die kleinste Nuance oder
Zweideutigkeit, jedes falsche Wort und jedes zu lange Zögern zu registrieren.
Sir Hugh hingegen war stämmig und streitsüchtig, ein Mann, der eher gewöhnt war zu reden, als
zuzuhören. Er presste seine Hände so stark auf die Tischplatte, als wollte er sie
durchbrechen.
»Dann lassen Sie uns die Sache jetzt klarstellen«, sagte er.
»Entspricht das denn auch Mr. Jacks Wünschen?«, fragte Lauderdale mit ruhiger Stimme.
»Das tut es«, antwortete Ferrie.
Die Tür ging auf. Es war Detective Sergeant Brian Holmes, der ein Tablett mit Tassen in der Hand
hatte.
Rebus blickte zu ihm auf, doch Holmes weigerte sich, ihn anzusehen. Normalerweise gehörte es
nicht zu den Aufgaben eines DS, Kellner zu spielen, doch Rebus konnte sich gut vorstellen, wie
Holmes denjenigen, der den Tee eigentlich bringen sollte, abgefangen hatte. Er wollte wissen, was
hier vorging. Das wollte anscheinend auch Chief Superintendent Watson, der hinter ihm den Raum
betrat. Ferrie erhob sich tatsächlich halb von seinem Platz.
»Ah, Chief Superintendent.« Sie schüttelten einander die Hände. Watson blickte von Lauderdale zu
Rebus und wieder zurück, aber sie hatten ihm beide nichts zu sagen, noch nicht. Holmes, der das
Tablett auf den Tisch gestellt hatte, blieb abwartend stehen.
»Danke, Sergeant«, sagte Lauderdale und gab ihm zu verstehen, dass er entlassen wäre. In dem
allgemeinen Durcheinander bemerkte Rebus, dass Gregor Jack ihn ansah, ihn mit

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