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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klopfen. Rebus fiel auf, dass er
rauchte, ohne zu inhalieren.
Er behielt den Rauch einen Augenblick im Mund und stieß ihn dann wieder aus. Während die beiden
anderen standen, saß er auf einem hohen Barhocker.
Rebus musste sich eingestehen, dass er fasziniert war. Ein merkwürdiges kleines Dreiergespann.
Und es sollte alles noch viel merkwürdiger werden...
Ein paar Leute waren in den Salon gekommen und sahen so aus, als ob sie dort auch bleiben
wollten. Der Barmann huschte durch einen Durchgang zwischen den beiden Räumen, um die neuen Gäste
zu bedienen. Das war offenbar der Auslöser für ein Gespräch zwischen den beiden Männern und der
Frau.
»Der hat vielleicht Nerven. Lässt uns einfach stehen.«
»Na, komm schon, Jamie, wir sind ja nicht gerade am Verdursten.«
»Das mag auf dich vielleicht zutreffen. Ich hab jedenfalls den Ersten kaum runterrutschen
gespürt. Wir hätten am besten gleich Vierfache bestellen sollen.«
»Trink meinen«, sagte die Frau, »wenn du dich so anstellst.«
»Ich stelle mich nicht an«, sagte der sich lässig an die Theke lehnende Schläger und stellte sich
fürchterlich an.
»Dann kannst du mich mal.«
Rebus musste ein Grinsen unterdrücken. Die Frau hatte das so gesagt, als ob es Teil einer
höflichen Konversation wäre.
»Du mich auch, Louise.«
»Pscht«, warnte der Liebhaber französischer Zigaretten.
»Wir sind nicht allein hier.«
Der andere Mann und die Frau sahen zu Rebus, der an der Bar saß und geradeaus starrte, das Glas
an den Lippen.
»Doch, das sind wir«, sagte der Mann. »Wir sind ganz allein.«
Diese Äußerung schien das Ende des Gesprächs zu signalisieren. Der Barmann tauchte wieder
auf.
»Noch mal das Gleiche, wenn Sie so freundlich wären ...«
Der Betrieb ging jetzt so richtig los. Drei Stammgäste kamen herein und begannen an einem Tisch
in der Nähe Domino zu spielen. Rebus fragte sich, ob sie dafür bezahlt wurden, sich hierher zu
setzen und zum Lokalkolorit beizutragen. Da hatte allerdings ein Freundschaftsspiel zwischen
Meadowbank Thistle und den Raith Rovers mehr Farbe. Zwei weitere durstige Gäste kamen herein und
zwängten sich zwischen Rebus und das Dreiergespann. Sie schienen es als Beleidigung aufzufassen,
dass andere Gäste vor ihnen in der Bar waren und dass einige von diesen Gästen dann auch noch an ihrem Platz an der Theke standen. Also tranken sie mürrisch schweigend und tauschten
lediglich Blicke, wann immer der Engländer oder seine beiden Freunde etwas sagten.
»Wie ist das«, sagte die Frau, »fahren wir heute Abend noch zurück? Wenn nicht, sollten wir uns
besser um eine Unterkunft kümmern.«
»Wir könnten in der Lodge schlafen.«
Rebus stellte sein Glas hin.
»Sei doch nicht so geschmacklos«, entgegnete die Frau.
»Ich dachte, deshalb wären wir überhaupt hierher gekommen.«
»Da bekäme ich kein Auge zu.«
»Vielleicht heißt es deshalb auch Totenwache.«
Das Lachen des Engländers erfüllte die Stille der Bar und erstarb dann. Ein Dominostein fiel
klappernd auf den Tisch.
Ein anderer fuhr kratzend darüber. Rebus ließ sein Glas stehen und ging auf die Gruppe zu.
»Hab ich richtig gehört, dass Sie von einer Lodge sprachen?«
Der Engländer blinzelte. »Was geht Sie das denn an?«
»Ich bin Polizeibeamter.« Rebus zog seinen Ausweis hervor. Die beiden mürrischen Stammgäste
tranken aus und verließen die Bar. Merkwürdig, was so ein Ausweis manchmal bewirkte...
»Detective Inspector Rebus. Welche Lodge haben Sie gemeint?«
Alle drei wirkten auf einen Schlag nüchtern. Das war zwar gespielt, aber gut gespielt, und zeugte
von jahrelangem Training.
»Also, Officer«, sagte der Engländer, »was haben Sie denn für ein Interesse daran?«
»Kommt ganz darauf an, von welcher Lodge Sie geredet haben, Sir. In Dufftown gibt es eine hübsche
kleine Polizeiwache, wenn Sie lieber dorthin möchten...«
»Deer Lodge«, sagte der Liebhaber französischer Zigaretten. »Gehört einer Freundin von
uns.«
»Gehörte ihr«, korrigierte die Frau.
»Dann waren Sie also Freunde von Mrs. Jack?«
Das waren sie. Sie stellten sich vor. Der Engländer war in Wirklichkeit Schotte, nämlich Jamie
Kilpatrick, der Antiquitätenhändler. Die Frau war Louise Patterson-Scott, Gattin (getrennt
lebend) des Einzelhandelstycoons. Der andere Mann war Julian Kaymer, der Maler.
»Ich habe bereits mit der Polizei gesprochen«, sagte Julian Kaymer. »Die haben mich gestern
angerufen.«
Ja, sie waren alle befragt worden, ob sie wüssten, wo sich

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