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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Und zwar fest. Er holte erschrocken Luft. »Ich
bin sehr empfindlich«, sagte er.
»Ich auch!« Sie hatte beinahe Tränen in den Augen, doch diese Befriedigung wollte sie ihm nicht
geben. »Gibt es jemand anders?«
Er sah sie überrascht an. »Nein, wie kommst du denn darauf?«
Der Kater kam über das Bett gekrochen, um sich bei Patience auf den Schoß zu legen. Seine Krallen
zupften Fädchen aus der Bettdecke. Nachdem er sich hingelegt hatte, fing sie an, ihm den Kopf zu
kraulen. »Es ist bloß, dass ich ständig das Gefühl habe, du willst mir etwas sagen. Du siehst
aus, als würdest du deinen Mut zusammennehmen, es zu sagen, und dann kommt doch nichts. Ich würde
es lieber wissen, egal, was es ist.«
Was gab es da zu wissen? Dass er sich immer noch nicht entschieden hatte, ob er bei ihr einziehen
wollte oder nicht?
Dass er immer noch ein wenig für Gill Templer entflammt war? Was gab es da schon zu wissen?
»Du weißt doch, wie das ist, Patience. Das Los eines Polizisten ist kein einfaches und so
weiter.«
»Warum musst du dich in alles reinhängen?«
»Was?«
»In all diese verdammten Fälle, warum musst du dich da so stark reinhängen? Es ist ein Job wie
jeder andere. Ich schaffe es doch auch, meine Patienten mehrere Stunden hintereinander zu
vergessen. Warum kannst du das nicht?«
Darauf gab er ihr so ungefähr die einzige ehrliche Antwort an diesem Abend. »Ich weiß es
nicht.«
Das Telefon klingelte. Patience hob den Apparat vom Boden und hielt ihn zwischen sie. »Für dich
oder für mich?«, fragte sie.
»Für dich.«
Sie nahm den Hörer ab. »Hallo? Ja, hier ist Doctor Aitken. Ja, hallo, Mrs. Laird. Sagt er das?
Ach ja? Könnte es nicht vielleicht nur eine Grippe sein?«
Rebus sah auf seine Uhr. Halb zehn. Patience hatte an diesem Abend Bereitschaftsdienst für ihre
Gruppenpraxis.
»A-ha«, sagte sie gerade, »a-ha«, während die Anruferin immer weiter redete. Sie hielt den Hörer
eine Sekunde lang vom Ohr weg und sandte einen stillen Schrei zur Decke.
»Okay, Mrs. Laird. Nein, lassen Sie ihn ruhig liegen. Ich komme so schnell wie möglich. Wie war
noch Ihre Adresse?«
Sie legte den Hörer auf, stapfte wütend aus dem Bett und begann, sich anzuziehen. »Mrs. Lairds
Mann meint, er ist am Abnippeln. Das ist das dritte Mal in drei Monaten, verdammter
Mistkerl.«
»Soll ich dich hinfahren?«
»Nein, nicht nötig, das schaff ich schon.« Sie zögerte, dann kam sie herüber und gab ihm einen
Kuss auf die Wange. »Aber danke für das Angebot.«
»Gern geschehen.« Um seine Ruhe gebracht, begann Lucky nun, Rebus' Teil der Bettdecke
durchzukneten.
Rebus streckte eine Hand aus, um ihm den Kopf zu streicheln, doch der Kater wich zurück.
»Bis später«, sagte Patience und gab ihm noch einen Kuss. »Dann reden wir aber, ja?«
»Wenn du willst.«
»Ich will.« Und damit war sie fort. Er konnte hören, wie sie im Wohnzimmer ihre Sachen
zusammenpackte, dann die Wohnungstür öffnete und wieder schloss. Die Katze hatte Rebus verlassen
und untersuchte nun den warmen Teil der Matratze, von dem Patience eben aufgestanden war. Rebus
dachte daran, ebenfalls aufzustehen, doch dann entschied er sich dagegen. Das Telefon klingelte
erneut.
Noch ein Patient? Er würde jedenfalls nicht drangehen. Es klingelte immer weiter. Schließlich
meldete er sich mit einem unverbindlichen »Hallo«.
»Das hat aber lange gedauert«, sagte George Flight. »Ich hab dich doch wohl bei nichts
gestört?«
»Was hast du denn, George?«
»Wenn du's unbedingt wissen willst, ich hab Dünnpfiff. Wahrscheinlich von diesem Curry, den ich
gestern Abend bei Gunga's gegessen hab. Außerdem hab ich die Information, um die Sie mich gebeten
haben, Inspector.«
»Tatsächlich, Inspector? Dann spuck sie, verdammt noch mal, aus!«
Flight schnaubte. »Ist das der Dank, den ich bekomme, nachdem ich mich einen ganzen Tag
abgerackert habe?«
»Wir wissen doch alle, wie bei der Metropolitan Police so gerackert wird, George.«
Flight schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Leitungen haben Ohren, John. Wie dem auch sei, die
Adresse, die du mir gegeben hast, war Fehlanzeige. Dort wohnt zwar eine Freundin von Miss
Crawley, aber die hat sie schon wochenlang nicht mehr gesehen. Das Letzte, was sie gehört hat,
ist, dass Crawley in Edinburgh wäre.« Er sprach es Head-in-burrow aus.
»Das ist alles?«
»Ich hab mich ein bisschen bei dem Gesocks umgehört, mit dem Croft zu tun hatte.«
»Wer ist denn Croft?«
Flight seufzte. »Die Frau, die das

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