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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erst bewusstlos geschlagen und
dann noch mal von hinten zugeschlagen, damit es wie das Werk des Dean-Bridge-Mörders aussieht.
Doch egal, wie es passiert ist, ich glaube nicht, dass William Glass es getan hat.«
Lauderdale zuckte die Schultern und rieb sich übers Kinn, als wollte er die Qualität seiner Rasur
überprüfen. »Er behauptet immer noch, er hätte es getan. Sie können gern die Protokolle lesen. Er
sagt, er wäre untergetaucht, weil er wusste, dass wir hinter ihm her waren. Er brauchte Geld, um
was zu essen zu kaufen. Da wäre er Mrs. Jack begegnet und hätte ihr eins über den Schädel
geschlagen.«
»Womit?«
»Mit einem Stein.«
»Und was hat er mit ihren ganzen Sachen gemacht?«
»In den Fluss geworfen.«
»Also bitte, Sir...«
»Sie hatte kein Geld dabei. Deshalb ist er so wütend geworden.«
»Das denkt er sich aus.«
»Für mich klingt es plausibel...«
»Nein! Bei allem Respekt, Sir, das klingt nach einer schnellen Lösung, einer, die Sir Hugh Ferrie
gefallen wird. Macht es Ihnen denn nichts aus, dass es nicht die Wahrheit ist?«
»Nun hören Sie mal...« Lauderdales Gesicht wurde rot vor Zorn. »Sie müssen doch einsehen,
Inspector, alles, was Sie mir bis jetzt gesagt haben... wie soll man das nennen? Es ist
eigentlich nichts. Nichts Konkretes oder Greifbares. Nichts, woran man ein Hemd aufhängen könnte,
geschweige denn einen Fall vor Gericht. Nichts.«
»Wie ist sie nach Queensferry gekommen? Wer hat sie dorthin gefahren? In was für einer Verfassung
war sie?«
»Verdammt noch mal, ich weiß, dass das nicht alles hieb- und stichfest ist. Es gibt immer noch
Lücken...«
»Lücken! Das sind schwarze Löcher.«
Lauderdale lächelte. »Jetzt fangen Sie schon wieder an zu übertreiben, John. Können Sie denn
nicht einfach akzeptieren, dass da weniger dahinter steckt, als man auf den ersten Blick
glaubt?«
»Hören Sie, Sir... klagen Sie Glass ruhig wegen des Mords an der Dean Bridge an, hab ich
überhaupt nichts dagegen. Aber sollten wir im Fall von Mrs. Jack nicht vorläufig für alles offen
bleiben? Zumindest, bis das Labor mit dem Auto fertig ist.«
Lauderdale dachte darüber nach.
»Bloß bis die mit dem Auto fertig sind«, drängte Rebus.
Er wollte nicht aufgeben. Montagmorgen war für Lauderdale die Hölle, und er würde vermutlich fast
allem zustimmen, damit Rebus aus seinem Büro verschwand.
»Also gut, John«, sagte Lauderdale, »machen Sie, was Sie wollen. Aber lassen Sie sich in nichts
reinziehen. Ich bin nämlich nur so lange für alles offen, wie Sie das auch sind.
Okay?«
»Okay.«
Lauderdale schien sich ein wenig zu entspannen. »Haben Sie den Chief Superintendent heute Morgen
schon gesehen?« Hatte Rebus nicht. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt schon da ist.
Hatte vielleicht ein hartes Wochenende, was?«
»Das geht uns eigentlich nichts an, Sir.«
Lauderdale starrte ihn an. »Natürlich nicht. Aber wenn die persönlichen Probleme des Chief
Super anfangen, mit seinen dienstlichen...«
Das Telefon klingelte. Lauderdale nahm den Hörer ab.
»Ja?« Er setzte sich plötzlich kerzengerade hin. »Ja, Sir. Sollte ich, Sir?« Er blätterte in
seinem Tischkalender. »O ja, um zehn.« Er sah auf seine Uhr. »Ich bin sofort da. Ja, Sir, tut mir
Leid.« Zumindest hatte er den Anstand zu erröten, als er den Hörer auflegte.
»Der Chief Super?«, riet Rebus. Lauderdale nickte.
»Ich sollte vor fünf Minuten zu einer Besprechung bei ihm sein. Hab ich total vergessen.«
Lauderdale stand auf.
»Haben Sie genug zu tun, John?«
»Reichlich. Ich glaube, DS Holmes hat ein paar Autos, die ich mir ansehen soll.«
»Ach? Haben Sie vor, Ihre alte Rostlaube zu verschrotten? Wird aber auch langsam Zeit.«
Da dies seine Vorstellung von Humor war, lachte Lauderdale tatsächlich.
Brian Holmes hatte Autos für ihn, jede Menge Autos. Das heißt, die eigentliche Arbeit hatte wohl
ein Detective Constable gemacht, Holmes lernte anscheinend bereits zu delegieren. Eine Liste von
Autos, die Freunden der Jacks gehörten und von ihnen gefahren wurden. Marke, Kennzeichen und
Farbe. Rebus überflog sie rasch. Na wunderbar, die einzige Besitzerin eines blauen Wagens war
Alice Blake (die Sexton Blake aus der »Meute«), doch sie wohnte und arbeitete in London. Es gab
weiße, rote, schwarze und ein grünes Auto. Ja, Ronald Steele fuhr einen grünen Citroen BX. Rebus
hatte ihn an dem Abend, an dem Holmes die Mülltonnen inspiziert hatte, vor Gregor Jacks Haus
stehen sehen...

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