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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Bordell geführt hat.«
»Ach ja, richtig.«
»Wir hatten nämlich früher schon mal Ärger mit ihr. Vielleicht hat sie deshalb ihr Unternehmen
nach Norden verlegt. Ich hab also mit einigen von ihren früheren Mitarbeiterinnen
gesprochen.«
»Und?«
»Nichts. Noch nicht mal `nen Rabatt für Blasen mit Hinternversohlen.«
»Nun ja, trotzdem vielen Dank, George.«
»Tut mir Leid, John. Wann sehen wir dich denn mal hier unten?«
»Wann sehen wir dich denn mal hier oben?«
»Nichts für ungut, John, aber diese fettige Wurst und das sprudelnde Bier bekommen mir
nicht.«
»Dann überlasse ich dich jetzt wieder deinem geräucherten Lachs und deinem Scotch. Gute Nacht,
George.«
Er legte den Hörer auf und dachte einen Augenblick nach.
Dann stieg er aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
Die Katze schien mit dieser Entwicklung der Dinge ganz zufrieden zu sein und streckte sich aus.
Rebus suchte nach Papier und einem Stift und schrieb eine kurze Nachricht für Patience. »Einsam
ohne dich. Drehe eine kleine Runde mit dem Auto. John.« Er überlegte, ob er ein paar Küsse
hinzufügen sollte. Ja, ein paar Küsse waren eindeutig angebracht.
»XXX«
Nachdem er nachgesehen hatte, ob er Autoschlüssel, Wohnungsschlüssel und Geld hatte, ging er
hinaus und schloss die Tür hinter sich zu.
Wenn man es nicht wusste, würde man es nicht sehen.
Es war eine ganz angenehme Nacht für eine Fahrt. Die dichte Wolkendecke sorgte für milde Luft,
aber es gab keine Anzeichen von Regen und Wind. Ja, es war gar keine schlechte Nacht für eine
Fahrt. Durch Inverleith und Granton, immer leicht abschüssig Richtung Küste. An William Glass'
ehemaliger Bude vorbei... dann die Granton Road... dann Newhaven. Die Docks.
Wenn man es nicht wusste, würde man es nicht sehen.
Er war ein einsamer Mann, der nur ein bisschen herumfuhr, der ganz langsam herumfuhr. Sie traten
aus düsteren Hauseingängen oder überquerten immer wieder an einer Ampel die Straße, wie eine
Modenschau im Natriumdampflicht. Überquerten immer wieder die Straße.
Während die Autofahrer langsam fuhren und langsamer und noch langsamer. Er sah nicht das, was er
wollte, also fuhr er die ganze Salamander Street entlang und dann wieder zurück. Oh, er war
wählerisch. Schüchtern, einsam, ruhig und wählerisch. Fuhr mit seinem alten verbeulten Auto durch
die nächtlichen Straßen auf der Suche nach...
vielleicht auch nur zum Angucken, es sei denn, etwas würde ihn reizen...
Er hielt an. Sie kam flott auf ihn zu. Nicht dass ihre Klamotten flott waren. Ihre Klamotten
waren billig und trist, ein heller Regenmantel, eine Nummer zu groß, und darunter eine rote Bluse
und ein Minirock. Der Minirock, fand Rebus, war ein großer Fehler, da ihre nackten Beine zu dünn
und unattraktiv waren. Sie sah nicht nur aus, als wäre ihr kalt; sie sah erkältet aus. Doch sie
versuchte, ihn mit einem Lächeln zu gewinnen.
»Steig ein«, sagte er.
»Mit der Hand fünfzehn, blasen fünfundzwanzig, fünfunddreißig das andere.«
Naiv. Er hätte sie auf der Stelle verhaften können. Man redete niemals, niemals über Geld, bis
man sicher war, dass der Kunde in Ordnung war.
»Steig ein«, wiederholte er. Sie musste noch viel lernen.
Sie stieg ein. Rebus holte seinen Ausweis hervor.
»Detective Inspector Rebus. Ich möchte mit Ihnen reden, Gail.«
»Ihr gebt wohl nie auf, was?« Ihre Stimme hatte noch einen leichten Cockney-Touch, aber sie war
schon wieder lange genug im Norden, dass der Akzent ihrer Heimat Fife allmählich die Oberhand
gewann.
Sie lernte nur langsam. »Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte sie schließlich. »Waren Sie bei
dieser Razzia dabei? Sind wohl auf `ne kostenlose Nummer aus, was?«
Weit gefehlt. »Ich möchte mit Ihnen über Gregor sprechen.«
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, bis nur noch Augen- Make-up und ein glänzender roter
Lippenstift übrig waren.
»Wer soll das denn sein?«
»Ihr Bruder. Wir können uns auf der Wache unterhalten, oder wir können uns in Ihrer Wohnung
unterhalten, mir ist beides recht.« Sie unternahm einen halbherzigen Versuch, aus dem Auto zu
steigen, doch eine kurze Berührung seiner Hand reichte, um sie zurückzuhalten.
»Dann in der Wohnung«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
»Aber halten Sie mich bloß nicht die ganze Nacht auf, ja?« Es war ein kleines Zimmer in einer
Wohnung, in der alle Zimmer einzeln vermietet waren. Rebus hatte den Eindruck, dass sie nie
irgendwelche Männer hierher brachte. Es lagen zu viele persönliche

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