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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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so. Da steckst du aber tief drin, was?«
Tief drin... ich versuche lediglich abzuwerfen, was ich nicht brauche.
»Das könnte man so sagen, George.«
»Wie ist sie denn?« Damit meinte er Patience, nicht Gail.
»Sehr häuslich, George. Viele Haustiere und die Abende zu Hause bei Kerzenlicht am
Kaminfeuer.«
»Hört sich perfekt an.« George Flight hielt inne. »Ich geb der Sache maximal drei Monate.«
»Schweinehund«, sagte Rebus grinsend.
»Dann vier Monate«, sagte er. »Aber das ist mein letztes Angebot.« Nachdem das erledigt war,
begab Rebus sich ins Nervenzentrum der Polizeiwache, an den einen Ort, wo er Stellung beziehen
konnte - die Herrentoilette. Ein Teil der Decke war eingestürzt und durch ein Stück braune Pappe
ersetzt worden, auf die irgendein Witzbold einen riesigen Augapfel gemalt hatte. Rebus wusch sich
die Hände, trocknete sie ab, plauderte mit einem der anderen Detectives und rauchte mit ihm eine
Zigarette. In einer öffentlichen Toilette wäre er wegen Herumlungerns verhaftet worden. Und er
lungerte tatsächlich herum, lungerte vorsätzlich herum. Die Tür ging auf. Bingo. Es war
Lauderdale, häufiger Besucher von Toiletten, wenn er gerade dabei war, jemanden zu
vernehmen.
»Mit jedem Kommen und Gehen«, so hatte er Rebus erklärt, »schwitzt der Verdächtige noch ein
bisschen mehr, fragt sich, was los ist, ob sich vielleicht irgendwas Neues ergeben hat.«
»Wie läuft's?«, fragte Rebus nun. Lauderdale lächelte und ging an ein Becken, um sich Wasser ins
Gesicht zu spritzen, und klopfte sich auf Schläfen und Nacken. Er wirkte sehr zufrieden mit sich.
Und was noch schlimmer war, er roch nicht.
»Sieht aus, als hätte unser Chief Super ausnahmsweise mal Recht gehabt«, räumte Lauderdale ein.
»Schließlich hat er ja gesagt, wir sollten uns auf Glass konzentrieren.«
»Er hat gestanden?«
»So gut wie. Sieht so aus, als wäre er bereits dabei, sich eine Verteidigung
zurechtzuzimmern.«
»Und die wäre?«
»Die Medien«, sagte Lauderdale, während er sich abtrocknete. »Die Medien hätten ihn dazu
getrieben. Ich meine, erneut zu töten. Er sagt, es wäre vom ihm erwartet worden.«
»Klingt für mich, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank.«
»Ich lege ihm keine Worte in den Mund, falls Sie das meinen. Es ist alles auf Band.«
Rebus schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich meine, wenn er sagt, er hätte es getan, dann ist das
ja okay. Nichts gegen einzuwenden. Und ich war übrigens der, der JFK erschossen hat.«
Lauderdale betrachtete sich in dem fleckigen Spiegel. Er wirkte immer noch triumphierend. Sein
Hals ragte so weit aus dem Hemdkragen hervor, dass sein Kopf darauf saß wie ein Golfball auf dem
Tee.
»Ein Geständnis, John«, sagte er gerade, »ist eine gewichtige Sache, so ein Geständnis.«
»Selbst wenn der Kerl nächtelang im Freien geschlafen hat? Irgendwelche Reinigungsmittel
geschnüffelt hat und tagelang von Edinburghs Superpolizei gejagt wurde? Ein Geständnis mag zwar
gut für die Seele sein, aber manchmal ist es nicht mehr wert als eine Schüssel Suppe und ein paar
Tassen heißen Tee.«
Lauderdale strich über seine Haare, dann drehte er sich zu Rebus um. »Sie sind ein Pessimist,
John.«
»Denken Sie nur an all die Fragen, die Glass nicht beantworten kann. Stellen Sie ihm doch
mal ein paar davon. Wie ist Mrs. Jack nach Queensferry gelangt? Wieso hat er sie ausgerechnet dort in den Fluss geworfen? Fragen Sie ihn das einfach mal. Ich würde gern das Protokoll
lesen. Ich glaube, Sie werden das Gespräch sehr einseitig finden.«
Abgang Inspector Rebus, zurück bleibt Chief Inspector Lauderdale, der mit der Hand über seinen
Anzug fährt wie eine Statue, die sich auf angeschlagene Stellen untersucht.
Er scheint auch eine zu finden, denn er bleibt länger als beabsichtigt im Waschraum...

»Ich brauche ein bisschen mehr, John.«
Sie lagen zusammen im Bett, alle drei: Rebus, Patience und Lucky, der Kater. Rebus antwortete mit
aufgesetzt amerikanischem Akzent.
»Ich hab dir alles gegeben, was ich hab, Baby.«
Patience lächelte, ließ sich aber nicht beschwichtigen. Sie schlug gegen ihr Kopfkissen, setzte
sich auf und zog die Knie bis ans Kinn. »Ich meine«, sagte sie, »ich muss wissen, was du tun
wirst... was wir tun werden. Ich blicke nicht durch, ob du gerade bei mir einziehst oder
schon wieder ausziehst.«
»Rein und raus«, sagte er in einem letzten Bemühen, witzig zu sein und einer Diskussion
auszuweichen. Sie boxte ihn gegen die Schulter.

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