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Ehrensachen

Ehrensachen

Titel: Ehrensachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Duldung oder offizielle Zustimmung der Regierung erfordern. Aber für die meisten Abschlüsse beliebiger Größe ist eine solche Genehmigung notwendig.
    Also was kannst du tun, Henry?
    Er sagte, er würde seinen Plan – und die interessanten Steuervorteile, die er mir nicht beschrieben habe – gernHubert und, wenn Hubert es wünschte, auch Blondet erläutern. Wenn sie ihren Verstand benutzen, werden sie die Gefahren sehen und l’Occident verstaatlichen lassen, sagte er. Aber diese Burschen sind habgierig. Sie haben sich eingeredet, daß sie nicht leicht abzuschrecken sind, also möchten sie sich womöglich auf den Plan einlassen, ohne Rücksicht auf die Folgen. In dem Fall werde er ihnen so viel von seinen Argumenten und seinem Material zur Verfügung stellen, daß sie einen anderen – vorzugsweise einen niederländischen – Rechtsanwalt zur Übernahme und Ausführung seines Plans engagieren könnten.
    Ich habe ausführlich nachgedacht, habe Hubert mein Konzept und meine Empfehlung dargelegt und damit meinen Teil getan, sagte er. Den Rest kann jeder durchschnittlich kompetente Mensch erledigen.
    Wenn du so weit gehst, warum bringst du die Sache nicht auch zu Ende? fragte ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich verstanden habe.
    Es geht um den guten Namen der Kanzlei, gab er zur Antwort.
    Er fügte hinzu, die Pariser Niederlassung der Kanzlei sei so bekannt, daß Wiggins & O’Reilly sich nicht mit dem Pech dieser Transaktion einschwärzen lassen dürften. Er sei bereit, die Kanzlei zu bitten, Hubert und der Sainte-Terre-Unternehmensgruppe kein Honorar für seine Arbeit in Rechnung zu stellen, falls sie mit einem Berater aus einer anderen Anwaltsfirma weitermachten.
    Es gibt noch ein anderes Problem, das mit Hubert zu tun hat, sagte er nach einer Weile. Darüber kann ich nicht reden.
    Und wenn sie auf dich hören und den Plan fallenlassen? fragte ich.
    Dann hätte ich meine Arbeit perfekt erledigt und müßte natürlich bezahlt werden, antwortete er.
    Ich konnte seine Logik verstehen, aber eine einfache Frage hatte ich noch. Wäre es nicht die geradlinigste Lösung, Hubert zu erklären, daß kein Weg an der Verstaatlichung vorbeiführt? Wer hat je behauptet, daß alle Probleme lösbar sind? Hinderte Henry Whites Stolz ihn daran, zu sagen, er sei geschlagen, obwohl es sich in Wahrheit anders verhielt?
    Henry gab zu, das habe er sich auch mehr als einmal gefragt. Aber sein Gewissen sei rein. Was immer die Bedürfnisse seines amour propre , seiner Eigenliebe, seien, als Anwalt habe er die Pflicht, dem Mandanten seine Ergebnisse mitzuteilen. Er könne sie nicht zu dessen Bestem verschweigen, denn schließlich müsse der Mandant selbst entscheiden, was das Beste für ihn sei. Daß dieses Resultat mit den Bedürfnissen seines amour propre zusammenfalle, sei ganz und gar unerheblich. Aber, sagte er dann, ich kann die Unterredung mit Hubert nicht führen, bevor ich den leitenden Partnern der Kanzlei das Problem geschildert habe. Das könne er nicht am Telefon erledigen. Er habe sich entschlossen – erst während unseres Gesprächs –, am nächsten Morgen nach New York zu fliegen. Nur für einen Tag, er hoffe, ich könne ihm verzeihen, daß er mir weglaufe. Er werde auf dem Hin- und Rückweg die Concorde nehmen.
    Aus dem einen Tag wurden drei. Wir trafen uns zum Abendessen, sobald er sich nach seinem Überschallflug frisch gemacht hatte. Er war sehr ernst; die leitenden Partner hatten sich die Entscheidungsfindung nicht leicht gemacht. Würde Hubert nicht verärgert sein, wenn Henry es ablehnte, seinen eigenen Plan auszuführen, und wie würde sich sein Ärger auf die Flut von Sainte-Terre-Aufträgen auswirken? Das sei die große Frage gewesen. Aber am Ende hätten sie ihr Einverständnis gegeben, auch dazu, daß notfalls kein Honorar für die Arbeit verlangt würde, obwohl mehrere Partner ihn dringend gebeten hätten, sich bezahlen zu lassen, auch weit unter seinem Preis. Alle hätten die Hoffnung ausgedrückt, daß eine großzügige Geste Hubert besänftigen könne. Am nächsten Tag werde er mit ihm sprechen. Zufällig sei Hubert in Paris.
    Mehr wollte er anscheinend nicht über l’Occident sagen; darüber war ich erleichtert, aber ich fragte, ob er mit Margot gesprochen habe.
    Das kann ich jetzt nicht, sagte er. Sie hat zu viele eigene Sorgen. Seit du Roc herausgefunden hat, daß Margots Erbe in einem Trust festliegt, der ausschließlich zugunsten Margots und ihrer Kinder eingerichtet ist – solange sie lebt,

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