Ehrensachen
bei ihr. Ich hab’s verspielt.
Ich fragte, wie er das wieder in Ordnung bringen wollte.
Was weiß ich. Als ich sagte, komm, laß uns das klären,gleich wenn wir wieder in Cambridge sind, sagte sie: keine Zeit. Punkt. Ich glaube, ich bitte Henry, daß er mal mit ihr redet. Sie mag ihn sehr, und er ist wirklich ein guter Typ. Hast du gesehen, wie toll er bei meinen Eltern angekommen ist und bei den zwei alten Krähen? Die haben früher nie mehr als drei Worte mit mir gewechselt. Ich bin froh, daß ich ihn eingeladen habe. Mutter meinte, ich solle zusehen, daß er im Sommer wiederkommt.
Eine Weile fuhren wir schweigend weiter, und dann sagte er: Weißt du, was Bunny Rollins mir über sie erzählt hat? Ich wollte es nicht weitersagen, aber ich bin auch sauer. Bunny behauptet, Margot sei das einzige Mädchen in ihrem Jahrgang, das ein Diaphragma besitzt. Jetzt frag ich dich, wozu hat sie das Ding, wenn sie sich nicht flachlegen lassen will?
Bunny Rollins aus Tyringham stand selbst in dem Ruf, daß sie niemanden von der Bettkante stieß.
Woher weiß Bunny das? fragte ich.
Keine Ahnung, antwortete er. So was spricht sich rum.
IX
Ich war am Tag vor dem Beginn der Vorbereitungszeit spätnachmittags wieder in Cambridge. George und May hatten mich im Auto mitgenommen, und May lud uns beide zum Dinner in ihren Club in Back Bay ein, wo sie übernachtete. Um sieben sollten wir da sein. Vorher ging ich ins Studentenheim, um mein Gepäck abzustellen und mich frisch zu machen. Von Henry oder Archie war noch nichts zu sehen. Als ich gehen wollte, klingelte das Telefon. Der Anrufer stellte sich vor: Oberst Palmer. Wir hatten noch nie miteinander gesprochen; bisher war immer Mrs. Palmer am Telefon gewesen. Der Oberst sagte, er habe schlimme Nachrichten: Archie habe Weihnachten einen Autounfall gehabt. Sein Bein sei in voller Länge eingegipst. Die Ärzte meinten, in einer Woche oder in zehn Tagen könne er den Flug nach New York und von dort aus nach Boston schaffen, aber den Gips würde er erst ein paar Wochen danach loswerden. Archie brauchte am Flughafen einen Rollstuhl, und jemand müßte ihm mit dem Gepäck helfen. Ob Henry oder ich ihn abholen könnten? Ich erklärte, daß Henry noch nicht wieder in Cambridge sei, und versprach dem Oberst, mindestens einer von uns würde zum Flughafen kommen. Ausgezeichnet, sagte er, in diesem Fall würden er oder Mrs. Palmer sich wieder melden, wenn die Reisepläne feststünden. Ich fragte, ob ich kurz mit Archie sprechen könne. Heute nachmittag nicht, erwiderte der Oberst. Er ist mit Schmerzmitteln vollgepumpt und ganz benommen.
Es ergab sich, daß ich allein zum Logan Airport fuhr, um Archie abzuholen. Henry hatte ein Seminar, das auch während der vorlesungsfreien Zeit stattfand, und konnte die Sitzung gerade an diesem Tag nicht schwänzen. Weder meine Unterhaltung mit dem Oberst bei seinem ersten Anruf noch irgendeine Andeutung, als er mir die Ankunftszeit des Flugzeugs durchgab, noch das Telefongespräch mit Archie hatte mich darauf vorbereitet, wie schlimm er zugerichtet war.
Dich hat es ja übel erwischt, sagte ich, als der Flugbegleiter mir mit Archies Gepäck geholfen hatte und wir ihn in seinem Rollstuhl zu den wartenden Taxis brachten.
Er meinte, es hätte viel schlimmer kommen können. Er sei gegen die Windschutzscheibe geprallt, daher die gebrochene, ganz mit Pflastern überklebte Nase und die Schnittwunden auf der Stirn und der linken Wange. Wieso das Bein an zwei Stellen gebrochen sei, wisse er nicht. Ihm sei sofort schwarz vor Augen geworden. Eine ausführlichere Beschreibung des Zusammenstoßes hörte ich auf der Fahrt nach Cambridge: Er war lange auf einem Empfang im Offiziersclub des Stützpunkts geblieben und hatte sich mit der Frau eines Leutnants unterhalten – gar nicht übel sei sie gewesen – und war anschließend mit dem Simca seiner Mutter zu einer Party von Einheimischen auf einer Hazienda gefahren – eine Fahrt von ungefähr dreißig Meilen auf einer geraden, einigermaßen gut befestigten Fernstraße. Eine mondlose Nacht, der Himmel voller Sterne, die Fahrt habe Spaß gemacht. Der Simca sei eine Schrottkarre, und er habe das Gaspedal durchgetreten, um zu testen, was sie noch schaffe. Die Straßenlage der Karre sei besser als erwartet gewesen, und der Tacho sei auf 150 geklettert. Kilometer, erklärte er. Alles lief gut, er konnte das Tempo halten, bis auf einmal ein Laster voller peones von einer Zufahrtsstraße einbog. Die hatten da nichts zu suchen;
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