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Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition)

Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition)

Titel: Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Arendt
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of Political Direction in the German Resistance to Nazism – Its Nature, Origins, and Effects«, University of Chicago, 1958, die demnächst veröffentlicht werden wird.) Je länger der Krieg dauerte, je sicherer die Niederlage wurde, desto gleichgültiger hätten die politischen Divergenzen eigentlich werden sollen: aber Ritter scheint auch hier recht zu haben: »Ohne die Entschlossenheit Stauffenbergs [wäre] die Oppositionsbewegung in mehr oder weniger ratloser Passivität versackt.« Was sie einigte, war, daß sie in Hitler einen »Schwindler« sahen, einen Dilettanten, der »ganze Armeen entgegen dem Rat der Fachmänner geopfert hatte« (ähnlich der gerade wieder von Percy Ernst Schramm verbreiteten Legende von dem halbgebildeten Autodidakten, der es versäumte, sich von Fachleuten beraten zu lassen), einen »Geisteskranken« und schließlich »die Verkörperung alles Bösen«, womit in der Sprache und Atmosphäre der Zeit zugleich mehr und weniger gesagt war, als wenn sie ihn einen »Verbrecher und Narren« nannten, was gelegentlich auch vorkam. Dies aber gerade schloß zu diesem Zeitpunkt »keineswegs irgendwie die Zugehörigkeit zur SS, zur Partei oder das Innehaben irgendeines Staatsamts« aus (Fritz Hesse), es schloß daher aus dem Kreis der Verschwörer auch nicht die recht zahlreichen Leute aus, die – wie Graf Helldorf, Polizeipräsident von Berlin (er sollte in einer der Ministerlisten Goerdelers nach dem Umbruch Chef der Polizei werden!), oder Artur Nebe aus dem RSHA und ehemaliger Chef der Einsatzgruppe B – selbst aufs schwerste belastet waren. Ja, im Sommer 1943, also zu einem Zeitpunkt, an dem das von Himmler dirigierte Ausrottungsprogramm einen Höhepunkt erreicht hatte, zog Goerdeler Himmler (der ohnehin mehr oder minder auf dem laufenden war) und Goebbels als potentielle Bundesgenossen in Betracht (»denn auch diese beiden Männer haben längst begriffen, daß sie mit Hitler verloren sind«, was auf Himmler, aber nicht auf Goebbels zutraf), und zwar in dem Entwurf eines Briefes an Generalfeldmarschall von Kluge, der Ritter zufolge »die leidenschaftlichste Äußerung seines Hasses auf das Hitler-Regiment darstellt« – dies kann nicht durch taktische Erwägungen gegenüber den Militärs erklärt werden, denn Kluge (und Rommel) gerade hatten »ausdrücklich gefordert, auch jene beiden Unholde [Himmler und Göring] müßten beseitigt werden« (Ritter).
    Alle diese Männer, ob sie nun nach Osten oder nach Westen neigten, waren national gebunden und handelten im Sinne nationalpolitischer Erwägungen. Gewiß mögen manche von ihnen, wie der Graf Yorck, zuerst durch »die abscheuliche Judenhetze vom November 1938 zu politischer Empörung« getrieben worden sein (Ritter), aber damals ging ohnehin, weil die Synagogen brannten, ein Schrecken durch das Volk: man hatte Gotteshäuser angesteckt, und Gläubige wie Abergläubische fürchteten die Rache Gottes. Gewiß waren die Befehlshaber der Wehrmacht höchst bedrückt, als sie im Mai 1941 Hitlers sog. Kommissarbefehl für den russischen Feldzug erhielten, demzufolge alle politischen Funktionäre und natürlich alle Juden einfach niederzumachen seien. Selbstverständlich verurteilte man in allen diesen Kreisen, »daß in den besetzten Gebieten und den Juden gegenüber Methoden der Menschenbeseitigung und der Glaubensverfolgung angewendet sind, … die dauernd als schwere Belastung auf unserer Geschichte ruhen werden« (Goerdeler). Aber daß dies mehr und Furchtbareres besagte, als daß es »unsere Stellung [bei Friedensverhandlungen mit den Alliierten] ungeheuer erschwert«, den guten Namen Deutschlands belastet und die Moral der Armee untergräbt (»Was hat man aus der stolzen Armee der Freiheitskriege und Wilhelms I. nur gemacht!« rief Goerdeler aus auf den Bericht eines SS-Mannes, der »mit Gelassenheit erzählte, daß es ›nicht gerade sehr schön wäre, Gräben mit Tausenden von Juden angefüllt mit dem Maschinengewehr abzusägen und dann Erde auf die noch zuckenden Körper zu werfen‹«), daß es z. B. etwas mit der ihrer Meinung nach nationalistischen und unvernünftigen Forderung nach bedingungsloser Kapitulation zu tun haben könne, ist ihnen offenbar nie in den Sinn gekommen. Das hielten sie für verblendeten Haß. Noch im Jahre 1943, ja noch später glaubten sie ein Recht darauf zu haben, »als gleichberechtigte Partner« mit den Alliierten um einen »gerechten Frieden« zu verhandeln, obwohl sie doch alle nur zu genau wußten, einen wie

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