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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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der Stunde war. »Und wenn, was ist denn so schlimm daran?«
    »Nichts,
Thomas, nichts.«
    Noch etwas,
das ihm auf die Nerven ging und geeignet war, ihn in Nullkommanichts auf die Palme
zu bringen. ›Thomas‹, mit britischer Aussprache und Kensington-Akzent. Herablassend
und voll unterschwelliger Ironie. Dazu ein Hut, wie man ihn vermutlich in Ascot,
und ein Kleid, das man bei einer Gartenparty oder auf den Zuschauerrängen eines
Polospieles trug. Und natürlich den Stock, den die alte Dame trotz ihrer 73 Jahre
nicht benötigte. Adel verpflichtete, Aristokrat blieb nun einmal Aristokrat. Von
dieser Maxime war die unerwartete Besucherin zeitlebens nicht abgewichen. »Dann
ist ja alles in Ordnung.«
    »Findest
du? Wenn man dich anschaut, könnte man meinen, morgen gehe die Welt unter.«
    »Wer weiß.«
In der Erkenntnis, den Tatsachen ins Auge sehen zu müssen, stieß Sydow einen Stoßseufzer
aus und wandte sich seiner Gesprächspartnerin zu, welche mehrere Meter entfernt
von ihm auf der Stelle verharrte und ihn im Stil eines Kolonialoffiziers musterte.
Fehlt nur noch der Prägestock!, durchfuhr es den Kriminalhauptkommissar, der sich
Mühe gab, ein Minimum an Wiedersehensfreude zu heucheln. »Wie dem auch sei: Willkommen
in Berlin. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, Mutter?«

5
     
    Berlin-Charlottenburg, Schlosspark │ 13:40 h
     
    »Jetzt machen Sie mal halblang,
Herr Michalke! Eins nach dem andern.« Anders als sein Kollege Tom Sydow, dem schon
lange der Kragen geplatzt wäre, war Kriminalkommissar Eduard Krokowski ein besonnener
Mensch. Der 34-jährige Lübecker, Idealbild des deutschen Beamten, stand im Ruf,
zurückhaltend, freundlich und korrekt zu sein. Attribute, von denen Sydow nur träumen
konnte. Leider war ›Kroko‹, wie er im Präsidium genannt wurde, aber auch ein Paragrafenreiter
und die bevorzugte Zielscheibe für Kollegen, die es mit Dienstvorschriften nicht
so genau nahmen. Am Respekt, den man ihm zollte, änderte dies jedoch nichts. Krokowski
ließ sich nicht für dumm verkaufen, weder von Kollegen noch während seiner Ermittlungen.
Schon mancher Zeitgenosse, vor allem einer ohne weiße Weste, hatte das zu spüren
bekommen. Eine Falschaussage, Finte oder offenkundige Lüge, und die vermeintliche
Witzfigur ging zum Angriff über. Dann hatte der Betreffende nichts zu lachen.
    Momentan,
so schien es, war dies jedoch nicht vonnöten. Der Schlossgärtner, einziger Zeuge
eines Mordes, den man mit Fug und Recht als Hinrichtung bezeichnen konnte, war ein
redseliger Mensch. In einem Ausmaß, dass Krokowskis Geduld auf eine harte Probe
gestellt wurde. »Also ehrlich, Herr Kommissar, so wat hab ick in meene janze Leben
…«
    »Wie gesagt:
Eins nach dem andern, Herr Michalke. Und bitte so, dass man Sie versteht.«
    »Hochdeutsch?
Icke? Da hamse sich aber den Falschen rausjesucht.«
    Krokowski,
Sprachpurist aus Überzeugung, neigte das sorgsam gescheitelte Haupt und stierte
wie ein Oberlehrer hinter seiner Hornbrille hervor. »Das kann doch nicht so schwer
sein, Herr Michalke. Je schneller wir beide wieder ins Trockene kommen, desto
besser, oder?« Der Schlossgärtner, ein ungehobelter Gnom jenseits der 60, der einen
verschmutzten blauen Overall trug, unentwegt an den Nägeln herumkaute und zu allem
Überfluss auch noch nach Doppelkorn roch, murmelte etwas, das Krokowski nicht verstand.
Doch war er klug genug, es für sich zu behalten.
    Stattdessen
machte er sich daran, seine Fingernägel zu begutachten und blitzte den Kripobeamten
scheel an. Krokowski tat so, als bemerke er dies nicht, verharrte schweigend unter
seinem Regenschirm und ließ den Blick über die von Buchsbaumkegeln begrenzte Rasenfläche
schweifen, welche sich in unmittelbarer Nähe des Luisenmausoleums befand.
    »Weil Sie’s
sind, Herr Kommissar.«
    »Na also,
geht doch.« Als Zeichen seiner Gunst brach Krokowski sein Schweigen und sah den
Gnom mit hochgezogener Braue an. »Also: Was genau haben Sie gesehen? Beziehungsweise
gehört?«
    »Zwee …
äh … zwei Schüsse, Herr Kommissar.«
    »Wann genau?«,
fragte Krokowski, drückte Michalke den Regenschirm in die Hand und straffte sein
Jackett. Gerade Letzteres, beziehungsweise sein Muster, war zur Quelle zahlreicher
Scherze der Kollegen geworden. Ein Krokowski ohne Karo-Jackett, Fliege und bis oben
hin zugeknöpftes Hemd hätte das gesamte Präsidium in Aufregung versetzt und Anlass
zu wilden Spekulationen gegeben. Allein schon deshalb sah der Kriminalkommissar,
der seine Rolle

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