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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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kaut nervös auf der Unterlippe und beginnt erst, als Swensen einen Tee in seine Tasse gegossen hat.
    »Der Speicheltest ist verhältnismäßig problemlos über die Bühne gegangen. Sieben Personen sind nicht erschienen. Namen und Adressen stehen auf dem Zettel, der vor euch liegt. Denen sollten wir einen kurzen Besuch abstatten und ihr Alibi überprüfen.«
    »Wie lange müssen wir auf die Auswertung warten?«, fragt einer der Flensburger Kollegen, »wann können wir frühesten mit dem endgültigen Ergebnis rechnen?«
    »Das Labor vom LKA schafft circa vier Proben am Tag«, erklärt Colditz. »Ich gehe mal davon aus, dass wir uns bis Februar gedulden müssen.«
    »Verdammt lange hin, finde ich«, wirft Jacobsen ein. »Ich hoffe, unser Killer kommt uns nicht zuvor.«
    »Was soll ich machen? Es ist so, wie es ist! Ich kann die Leute doch nicht mit der Peitsche antreiben.«
    »Wir hätten mit mehr Nachdruck diesen Geocachern auf den Zahn fühlen sollen«, hakt Mielke verärgert nach. »Ich finde, da haben wir viel zu schnell klein beigegeben.«
    »Mir scheint, du bist nur sauer, weil deine so großartige Fahndungsidee leider in Leere gelaufen ist«, sagt Silvia Haman trocken.
    »Wer sagt denn das?«, knurrt Stephan Mielke und spielt verbissen mit dem Kugelschreiber.
    »Es gibt keinen konkreten Hinweis, dass auch nur einer etwas mit den Morden zu tun hat, Stephan«, erinnert Colditz.
    »Die beschaffen sich gegenzeitig ihre Alibis, das ist mal klar. Und gewalttätig sind sie auch«, knurrt Mielke und deutet auf die Reste seines grün schimmernden Hämatoms.
    »Du hast dem Mann aufgelauert. Was würdest du machen, wenn dich jemand packen wollte?«
    »Du hättest dich wenigstens beim Staatsanwalt für einen DNA-Test einsetzten sollen, Jean-Claude.«
    »Auch wenn ich mich wiederhole, es liegt kein konkreter Hinweis auf einen Zusammenhang mit den Morden vor. Nur weil die Typen kleine Plastikdosen an Kirchen verstecken, sind sie nicht automatisch tatverdächtig.«
    »Ich kann Jean-Claude nur beipflichten«, meldet sich Helene Klein. »Keiner der Männer ist unser Killer, da bin ich mir sehr sicher, besonders nachdem ich mich mit beiden ausgiebig unterhalten habe. Sie zeigten klare Gefühlsregungen. Ein Psychopath dagegen besitzt ein völlig anderes Schema. Wenn ich in einem Verhör beispielsweise Worte wie See, Fahrrad, Schaf, Vergewaltigung, Folter oder Mord benutze, verändern sich bei normalen Personen die Aktivität der Stirnlappen. Psychopathen dagegen reagieren darauf überhaupt nicht. Sie empfinden bei Worten wie Vergewaltigung oder Mord das gleiche wie bei den Worten essen gehen oder Blumen pflücken. Für sie gibt es zu keinem der Wörter irgendeine emotionale Verbindung.«
    »Und das kann man in einem Gespräch herausfinden?«, fragt Mielke abfällig.
    »Schätze, Helene hat dafür eine spezielle Ausbildung, Stephan«, springt Silvia der Profilerin zur Seite.
    »Liebe Silvia, spielst du hier jetzt Ball paradox? Du lässt auch keine Gelegenheit aus, um mir eins beizupulen.«
    »Du leidest nur an der Haman-Paranoia, lieber Stephan!«
    »Sofort Schluss jetzt!«, brüllt Colditz dazwischen. »Diese ewigen Kabbeleien hören auf der Stelle auf! Ich sage das nicht noch einmal, Silvia … Stephan!«
    Plötzlich steht ein beklemmendes Schweigen im Raum. Stephan Mielke und Silvia Haman sitzen stocksteif auf ihren Stühlen und starren stumm auf die vor ihnen liegenden Zettel.
    »Habt ihr das verstanden?«, fragt Colditz.
    »Ja«, sagt Silvia Haman kleinlaut.
    »Ja«, schließt Stephan Mielke sich an.
    Noch bevor Colditz erneut zur Tagesordnung übergehen kann, wird die Tür zum Konferenzraum aufgerissen und Heinz Püchel steht im Raum. Sein Gesicht verrät im Voraus, dass es unangenehme Neuigkeiten gibt.
    »Es ist eine Vermisstenmeldung reingekommen«, sagt der Polizeirat ungewöhnlich ruhig. »Eine Mitarbeiterin von Libo in St. Peter ist gestern von der Arbeit nicht nach Hause gekommen. Ihr Ehemann, ein gewisser Harald Ebsen, hat heute Morgen bei uns angerufen.«
    Für einen kurzen Moment könnte das Team eine Stecknadel fallen hören. Jeder ahnt sofort, was diese Nachricht bedeutet, doch niemand möchte der Erste sein, der es laut ausspricht.
    Swensens Stimme drängt sich in die unerträgliche Stille: »Mein buddhistischer Lehrer sagte einmal einen sehr klugen Satz: ›Je mehr ein Mörder tötet, desto mehr stärkt er den Mörder in sich. Er muss dann immer neue Dinge erschaffen, die dann wieder getötet werden müssen.‹

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