Eiertanz: Roman (German Edition)
Negligé-Geschichte machte, und bevor mir endgültig die Luft wegblieb, verdeckte Quirin den Schoß mit einer Hand, gab mit der anderen das Zeichen zum Auftauchen. Ich schoss hoch, aus der Schwerelosigkeit in einen armrudernden und schmerzhaften Stand, riss den Schnorchel aus dem Mund, statt ihn, wie eben geübt, auszublasen, und stöhnte, als es in meiner Schulter stach.
»Alles okay?«
Ein rascher Griff nach meinem Arm.
»Nur mein Hexenschuss«, japste ich. »Und bei dir?«
»Super, danke.« Das Blitzen hinter seiner Angeberschwimmbrille. Ob er sich über meine Haare amüsierte? Er hatte mir verboten, meine Elfenkappe beim Tauchen zu tragen. Mit seiner lächerlichen Tauchlehrer-Autorität. »Hilft das?« Hände in meinem Nacken. Behutsam kreisend. Sein leises Lachen, dicht an meinem Ohr. Die Sonne, die auf meine Schultern brannte. Die Gänsehaut, die an meinen Armen hochkroch und sich über den Balcon ausbreitete. Auftauchende, Schnorchel ausblasende und Brillen spülende Sachsen um uns herum. Vom Ufer her rief Therese etwas, was ich nicht verstand, und Quirin ließ mich los.
Neben Therese, im Ufersand, stand ein Mann. In einem engen T-Shirt, rot, mit einem Aufdruck, der mir seltsam bekannt vorkam. Eine freche blonde Strähne fiel ihm in die Stirn, als er mit federnden Schritten auf das Wasser zuging. Unter dem T-Shirt spielten Muskeln. Muskeln, die mir nur allzu bekannt vorkamen, ebenso bekannt wie Mirkos Bühnen-T-Shirt. Wie in Trance bewegte ich mich auf ihn zu, keines Gedankens mächtig, ich sah nur seinen suchenden Blick, sein etwas zaghaftes Winken, als er mich erkannte. Anscheinend mit Mühe. Weil ich, oh mein Gott, immer noch eine Brille mit Nasenerker trug. Ich riss sie herunter, warf sie samt Schnorchel ins Wasser, was dem Tauchlehrer ein wütendes »Verdammt, Gina« entlockte, aber nichts konnte mir egaler sein, ich eilte ans Ufer, eine Nixe, die nicht schnell genug an Land kommen konnte. Erst am Ufer merkte ich, dass ich noch die Schwimmflossen trug.
7.
E s musste ein Alptraum sein. Ein Alptraum, in dem ich meine Elfenkappe verloren hatte und mit nassen, zerzausten, unmöglich geschnittenen Haaren und – zu allem Überfluss – auf viel zu großen Schwimmflossen auf den Mann meiner Träume zuwatschelte. Während ich versuchte, mir die Flossen von den Füßen zu zerren – ein Ding der Unmöglichkeit, die Riesenflossen waren an Land äußerst widerspenstig, und ich stolperte von einem Bein auf das andere –, wartete ich darauf, dass ich aufwachen würde. Aber ich wachte nicht auf. Ich sah Mirko so dicht vor mir, wie ich es mir immer erträumt hatte.
Er hatte seinen kleinen Lederkoffer bei sich, den er oft auf Tour mitnahm. Therese sah von ihm zu mir, halb fragend, halb belustigt. Kein Traum.
»Hi«, sagte ich, riss mir eine Flosse mit Gewalt vom Fuß, schleuderte sie in den Sand.
»Hi, Special Agent.«
Er lächelte sein freches Grübchenlächeln.
»Bei euch geht’s ja beinahe zu wie bei James Bond in Fireball. «
»Ist nur ein … äh … Schnorchel-Schnupper-Kurs.«
Ich hatte es geschafft, mich auch der anderen Flosse zu entledigen. Hinter mir, im See, befahl Quirin den Sachsen, zum Steg zu schwimmen und Brillen und Flossen abzulegen.
»Ich muss weiter zu die Küh, ihr kommts scho zurecht, ha?« Neugierde blinkte in Thereses Augen. Ich nickte schwach.
»Yes, Ma’am, danke nochmals.« Mirko verbeugte sich vor Therese und sah ihr nach, als sie den Kiesweg hocheilte.
»Hab sie auf dem Parkplatz getroffen. Mein erstes Cowgirl. Mensch, Special Agent, ihr führt ja ein aufregendes Leben. Jetzt verstehe ich, warum du nicht zurückgerufen hast.«
»Meine Mailbox … Du hast mich angerufen? « Oh mein Gott, was denn sonst. Er hatte mich angerufen, und jetzt war er hier. Er war hier, so nah, dass ich den Duft des Weichspülers in seinem T-Shirt riechen konnte. Und ich stotterte herum wie die letzte Idiotin.
Ich hob die Silberkappe auf, schüttelte die Sandkörner heraus, richtete mich gerade auf.
»Du hast sicher eine anstrengende Fahrt gehabt. Möchtest du dich ausruhen?«
»Liebend gern«, sagte Mirko. Ich stülpte die Kappe über mein nasses Haar, schlang so würdevoll wie möglich ein Handtuch um die Hüften und versuchte, nicht hysterisch loszukreischen oder ohnmächtig zu werden, als Mirko mir spielerisch einen Arm um die Taille legte. Durch den Garten gingen wir auf das Haus zu.
»Wow«, sagte Mirko. Ich war nicht sicher, ob es ein Laut der Anerkennung war. Ob er die
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