Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
Vom Netzwerk:
trink ma alle mitananda erstmoi an Obstler drauf« klang.
    »Ihr könnts trinken, was ihr wollt, ich sauf ned am Mittag. Vor allem ned mit so am Hosenbiesler.« Quirin wandte sich ab, setzte sich wieder zu seinen Schülern. An deren Tisch ich gleich darauf trat.
    »Divers Dream oder Seemannsüberraschung?«
    Er hätte auch nichts gegen eine Haxe, sagte der Mann mit den Fischlippen, und das dünne Mädchen fragte, ob es die Seemannsüberraschung auch vegetarisch gebe. Alle anderen bestellten Divers Dream, nur Quirin schwieg, blitzte wütend zum Tisch der Strobls herüber. Seine Augen wirkten nicht mehr kornblumenblau, sondern violett, ein sich verdunkelnder Gewitterhimmel. Während ich »7 x Divers Dream, Haxe?« und »vegetarisch?« auf meinem Block notierte, spürte ich Quirins Blicke auf meinem Gesicht, meinen schlecht übertünchten Stichen, der zum Glück nur leicht geschwollenen Nase unter der Elfenkappe.
    »Einen netten Abend verbracht, Frau Zuhlau? «
    Diesem Provinz-Surflehrer fiel es anscheinend schwer, sein brodelndes Testosteron auf kleinere Flamme zu schalten. Aber das war nicht mein Problem.
    »Danke, grandios«, sagte ich, so kühl wie ich konnte, schnappte meinen Block und marschierte zurück in die Küche.

    Nach einer Stunde hektischen Brotschneidens, Kraut- und Würstchenkochens standen Therese und ich mit einem Berg Geschirr in der Küche. Das Café war leer. Ich zückte meinen Block.
    »Der Mann, der die Haxe wollte, hat gesagt, eine Überraschung hätte er sich anders vorgestellt.«
    »Ha! Wer sagt denn, dass a Überraschung immer guad sei muss?«
    Therese fegte Eier- und Würstchenreste von seinem Teller, räumte ihn in die Spülmaschine. Die Strobls hatten ihren Divers Dream unangetastet zurückgehen lassen, garniert mit Alexander Strobls galanter Bemerkung, hier handele es sich wohl eher um Divers Nightmare.
    »Wundert mich ned. Auch an Likör?«
    Therese holte eine Flasche vom Bord über der Spülmaschine, füllte zwei Schnapsgläser mit etwas Grünlichem.
    »Der tuat nix, der hat nur fuchzehn Prozent.« Sie kippte ihren Likör mit einem Satz.
    Was Alexander Strobl eigentlich plane, fragte ich, im Ort hätte ich etwas über ein Ferienzentrum gelesen.
    »A Feriensiedlung und an Hotelkomplex mit Sauna und allem Firlefanz. Der junge Strobl is a bissl größenwahnsinnig, und der Alte ziaggt mit. Scho allein, um mir eins auszuwischn. Wenns damit durchkommen, kann ich mit meinem soften Tourismus einpacken.«
    Ich nippte von dem Likör. Er schmeckte gesund, eher nach Kräutern als nach Alkohol.
    »Wieso, was hat er gegen dich?«
    »Ach, das is a alte Geschichte, a ganz alte. Ich war amoi mit eahm verlobt.« Therese lachte, goss sich ein neues Glas ein. »Und dann hab ich nein gsagt. Im letzten Moment. Im allerletzten, verstehst. Er wird’s wohl nie verwinden. Is jetzt a Art Sippenhaftung draus geworden. Wie in am Mafiafilm, weißt.« Sie hob ihr Glas. »Prost. Dank dir für deine Hilfe, Gina. Deine Chefin weiß sicher, was sie an dir hat.«
    Einen Moment wurde mir eng im Hals. Christiane lobte mich selten. Sie hielt Überstunden, Notfalleinsätze und gute Arbeit für selbstverständlich. Wie eigentlich jeder in meiner Umgebung. Schnell kippte ich den Likör, und Therese füllte mein Glas wieder auf. Eine Weile schwiegen wir, dann fragte Therese: »War ned der volle Erfolg gestern, ha?«
    Ich zuckte nur mit den Schultern.
    »Mei, ’s is immer dasselbe mit die Mannsbilder: Entweder sans zu fesch oder zu greislich, und wenns koans von beiden san, dann sans langweilig, hosd mi?«
    Es war zweifellos Erfahrung, die aus Therese sprach, und bevor ich darüber nachdachte, war mir, vielleicht beflügelt vom Likör, schon eine Frage herausgerutscht.
    »Woran erkennt man eigentlich, dass ein Mann verliebt ist?«
    »Des fragst ernsthaft?« Therese trank ihr Glas halb aus, stellte es in den Sonnenstreifen auf dem Tisch und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
    »Er steigt dir nach. Er kann ned aufhörn, dich anzulachen, und in seinen Augn kannst a Gedicht lesn, a Gedicht nur für dich. Seine Finger san so zart wia die Flügl von am Schmetterling, er kann gar ned genug kriagn von deinen Lippn und deinem Gsicht und all deinen Schmankerln, er hält dich fest, die ganze Nacht, und du bist glücklich, so glücklich, dassd weinen mechst und lacha zugleich, die Nacht ist wia a Blütn, die sich öffnet, und ihr beide lassts euch neifalln, und dann liagts aufm Grund von dera Blütn, mittn im Duft und behütet

Weitere Kostenlose Bücher