Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Sofort.
Das Haus gegenüber war ein eher neues Haus, wahrscheinlich in den Siebzigern gebaut. Die Leute hießen Margolin. Ich schellte.
Der Mann, der die Tür öffnete, war jung und freundlich.
Ich stellte mich vor und erklärte mein Anliegen. »Ich bin drüben in Sambas Haus«, sagte ich. »Da haben Leute etwas vergessen, eine Unterlage. Waren die Verwandten von Samba da?«
»Da waren Leute in der vergangenen Nacht«, sagte er. »Aber es waren nicht Verwandte. Wir haben gedacht, es waren Leute aus seinem Imbiss. Also Ausländer. Vielleicht solche, die helfen wollten. Aber wir kannten sie nicht. Wie geht es denn Monika?«
»Schon besser«, sagte ich. »Sie kommt bald nach Hause.«
»War ja auch schlimm für sie«, sagte er gedehnt. Dann fragte er: »Wann ist denn die Beerdigung?«
»Das wissen wir noch nicht, muss noch festgelegt werden. Die Polizei weiß noch gar nicht, wann er freigegeben wird. Ist ja alles ein Elend. Wir sagen euch Bescheid. Was war denn das für ein Auto vergangene Nacht?«
»Das weiß meine Mutter nicht, sie achtet nicht auf so was.«
»Wieso Ausländer?«, fragte ich.
»Na ja, weil er doch eine Dönerbude hatte. Waren halt dunkle Typen.«
Ich wurde sofort sauer und wollte gegenfragen, ob er Schwarzafrikaner meinte oder schlichtere Schwarze wie vielleicht Türken oder Afghanen. Ich ließ es sein, weil er nicht so wirkte, als würde er es verstehen.
»Alles klar«, sagte ich, bedankte mich artig und ging zurück zu Sambas Haus. Davor drehte ich mich um und fragte hinüber: »Wo hat er denn sein Auto stehen?«
»Hinter dem alten Haus!«, rief er und winkte noch einmal.
Hinter dem alten Bauernhaus hatte Samba einen kleinen Carport aufgestellt, vier Pfosten, ein hölzernes Dach. Darunter stand ein älterer, schwarzer BMW der mittleren Baureihe, wahrscheinlich ein Dreier oder ein Fünfer, ich kannte mich nicht aus. Aber einer mit sehr, sehr viel PS, wenn ich den Auspuffrohren Glauben schenken wollte. Ich prüfte die Türen, alle verschlossen. Ich starrte hinein, es gab nichts zu sehen. Aufgeräumt, kein Stäubchen zu entdecken, als hätte nie ein Mensch an seinem Steuer gesessen. Ich notierte das Kennzeichen und ging wieder zurück ins Haus.
Ich versuchte, mich an die Bilder zu erinnern, die dieses Haus in mir zurückgelassen hatte. Der Wohnraum, in dem ich saß, war nicht verändert, außer dem Aschenbecher. Es war alles an den Stellen, an denen ich es wahrgenommen hatte, keine Veränderung. Wir hatten in die Küche hineingeschaut, Rodenstock und ich. Auch das Bad hatten wir gesehen. In den Räumen gab es keine Veränderung, wenn meine Erinnerung mich nicht täuschte.
Jetzt das Schlafzimmer, in dessen Schrankwand wir das Geld in dem Koffer gesehen hatten. Das Fach unmittelbar darüber war leer. Ich erinnerte mich genau, dass dort kleine Akten gelegen hatten, einfache, bunte Hefter, in denen irgendetwas Wichtiges aufbewahrt worden war. Geburtsurkunden und aktuelle Rechnungen, Steuererklärungen und Pachtverträge oder Erbschaftsangelegenheiten. Ich konnte mich sogar daran erinnern, was ich gedacht hatte, als ich das sah: Sieh mal an, der Samba konnte auch nie mit seinem Bürokram umgehen, er stopfte das einfach hier in seinen Wäscheschrank.
Ich rief Rodenstock an und fragte: »Erinnerst du dich an den letzten Schrankteil, in dem der Koffer mit dem Geld lag? Was lag in dem Fach darüber?«
»Kleiner Bürokram, einfache farbige Hefter. Nächstes Fach drüber: Unterwäsche von Samba. Wieso?«
»Das ist weg. Hier war jemand zu Besuch.«
»Hast du deine Kamera dabei? Fotografiere das, bitte. Und komm endlich heim, Junge, du bist doch auch übernudelt.«
»Ja, ja. Tu mir bitte noch einen Gefallen. Recherchiere mal ein Autokennzeichen ...« Ich nannte es ihm.
Dann ging ich die Kamera holen und fotografierte jeden Raum aus vier Perspektiven, vielleicht entdeckte Rodenstock noch etwas Fehlendes. Sicherheitshalber packte ich den Aschenbecher in Toilettenpapier und nahm ihn mit. Dann machte ich mich auf den Weg.
Ich traf sie in Heyroth am Esstisch bei einer ernsthaften und offensichtlich deprimierenden Konferenz. Emma, Rodenstock, Kischkewitz und Tessa Brokmann. Sie tranken Bier und Rotwein.
Kischkewitz erläuterte gerade lustvoll: »... und was ist, wenn überhaupt keine Ermittlungen dabei eine Rolle spielten? Was ist, wenn das Ganze nichts als ein Privatkrieg war, von dem wir nur den Schluss erlebt haben?«
»Ja gut«, meinte Rodenstock, »aber was machen wir dann mit
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