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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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antwortete er. »Und das BM ist sicher?«
    »Das hoffe ich«, sagte ich. »Ein weißes Fahrzeug. Wie lange kann so etwas dauern?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er. »Wenn wir etwas finden, rufe ich dich sofort an. Und was treibst du?«
    »Nichts. Ich stehe hier an einem Bach und schaue zu, wie das Wasser vorbeifließt. Noch zwei Nachrichten, über die du dich freuen wirst. Hast du was zu schreiben? Hier kommen zwei Firmen, aufgestellt in Irland, um Geld zu waschen.« Ich erklärte ihm den Hintergrund und diktierte ihm die Namen. »Wir sind gegen Abend in Köln bei Elvis, dem Stier. Ich werde berichten, was das Treffen ergeben hat. Habt ihr eine Ahnung, wer der Pate der Halle ist? Und wer auf das Rauschgift gekommen ist?«
    »Es geht nur langsam voran. Aber eines kann ich sagen: Wir haben die Ehefrau eines gewissen Kölner Kaufmanns ganz vorsichtig ins Gebet genommen. Die erste Aussage war: >Ich habe ihn immer gewarnt, ich habe ihm immer gesagt: Geh nicht zu weit! Ich habe immer gesagt: Du kriegst, verdammt noch mal, den Hals nie voll!<« Er schwieg eine Weile. »Dann ist da noch etwas. Wir haben die Kripo eingeschaltet. Für den nationalen Teil. Den internationalen Teil erledigen wir.«
    »Okay. Das ist doch schon mal etwas. Bis später.«
    Ich rauchte die Zebrano, das machte mich ein wenig gelassener, und ich schaute den kleinen Rauchwölkchen nach, wie sie sich vor mir auflösten. Ein Fischchen sprang, ein winziger, silbriger Strich, der in der Sonne aufblitzte. Dann flog ein Graureiher sehr niedrig über mich hinweg in das Tal hinein, aus dem der Bach kam. Er wusste wahrscheinlich genau, wo er die Forelle finden würde, auf die er jetzt Hunger hatte. In diesem Tal hatten Wanderer vor Jahren Schwarzstörche beobachtet, eine echte Rarität. Ich wusste nicht, ob es sie noch gab, aber schon die Geschichte war tröstlich. Es tat gut, zu spüren, dass ein langer Atem über diesem Bach, diesen Wiesen und tiefen Wäldern wehte, und dass die Hektik der Menschen dagegen sehr hilflos und beinahe grotesk wirkte.
    Ich fuhr weiter, ich hatte kein Ziel, ich wusste nur, dass es mir gut tat durch die Sonne zu rollen und träge die Menschen wahrzunehmen, die mir begegneten.
    Irgendwann, präzise zwischen Pelm und Gerolstein, beschloss ich dann, mir das Haus anzusehen, in dem der Industrielle Glatt lebte.
    Zurück nach Pelm, dann rechts ab auf Hinterweiler und Kirchweiler zu, weiter nach Daun. Was tat ich hier? Baumeister auf Besichtigungsfahrt war eindeutig eine komische Nummer.
    Das Haus lag an einem weit geschwungenen Hang mit Blick nach Süden. Es lag isoliert, weil reiche Leute immer isoliert wohnen. Der Sicherheitsabstand zu den benachbarten Gebäuden fiel auf und war gewiss gewollt. Wir hier sind wer, und wir halten genug Abstand zu euch. Deshalb haben wir auch vier Grundstücke gekauft und nicht nur eins. Es gab alles, was man erwartete. Einen glasverkleideten Rundbau nach Süden hin, eine riesig wirkende Garage, sogar ein kleines Häuschen, in dem ein Hausmeister wohnen mochte oder irgendein anderer guter Geist. Der Garten davor und dahinter schien sehr groß zu sein. Irgendjemand hatte einmal formuliert: »Es sind satte tausend Quadratmeter für ein übergroßes Ego, das eigentlich zweitausend braucht!« Ich zählte sechs Kameras an einem drei Meter hohen Zaun, und wahrscheinlich war die gesamte Rückseite ebenso bestückt.
    Aber mich interessierte es nicht wirklich, ich fand es fade, also zog ich weiter mit dem Ziel Friedhelm Werendonk. Wie wohnte ein klassischer zweiter Mann?
    Richtung Udersdorf, ein beinahe ähnlich liegender Hang, eine Geländenase mit sechs Häusern, jedes davon in einem großen Garten, jedes davon atmete satte Gelassenheit. Werendonk war das zweite auf der linken Seite und zeigte eine Architektur, die vor zwanzig Jahren einmal Mode gewesen war. Der Haupttrakt des Gebäudes wurde flankiert von zwei Rundtürmchen, und ich konnte mich an Zeiten erinnern, in denen ich einigermaßen fassungslos gefragt hatte, was zum Teufel zwei Türmchen sollten, und was sie verbargen. Die Antwort, und auch daran erinnerte ich mich, hatte gelautet: Treppen, die Treppen! Und es hatte Leute gegeben, die es als durchaus elitär betrachteten, wenn jemand das Geld hatte, zwei Treppen in zwei Türmchen zu setzen. Die Wehrtürme des Spießers Werendonk.
    Ich erinnerte mich, dass jemand erzählt hatte, Werendonk sei ein geradezu wüster Arbeiter, der nur selten nach Hause komme, stattdessen schon mal im Betrieb auf einer

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