Eifel-Connection
früh?«, fragte sie schnell. »Ich meine, wir machen sie aufmerksam, wenn wir sie fragen. Wir sollten erst den Hintergrund kennen lernen und dann fragen.«
»Einverstanden. Ich werde mich darum kümmern. Sagst du mir Bescheid, wenn Nina zurückkommt?«
»Ich rufe dich an. Was ist mit Gabi? Geht sie zurück?«
»Sie geht zurück nach Stuttgart. Und vorher holt sie ihre Klamotten bei mir ab. Das ganze Haus ist voll von ihr.«
»Soll ich das arrangieren?«
»Da wäre ich dir dankbar.«
»Ich rufe sie an.«
Ich rollte auf meinen Hof, als es zu dunkeln begann, ich wusste nichts mit mir anzufangen. Florian war in mir wie ein ständiger, nagender Vorwurf. Gabi würde nach einem eigentlich glücklichen Jahr zum letzten Mal kommen, um ein für allemal ihre Sachen einzusammeln. Ich hockte auf einem Sofa, schluckte an einem Kaffee herum und starrte auf die Terrasse hinaus, als ließen sich dort brauchbare Antworten finden.
Etwas später, gegen neun Uhr am Abend, meldete sich Emma mit der Feststellung: »Sie haben der Nina das Blackberry ihres Mannes zurückgegeben. Aber es ist nichts mehr drauf, das Gerät ist klinisch sauber. Seine ganzen Nummern und Adressen sind futsch, die Aufzeichnungen seiner SMS, seine vielen ganz persönlichen Verbindungen, der gesamte Hintergrund seiner Arbeit. Was machen wir jetzt?«
»Jetzt müssen wir schnell sein. Kannst du mal den Lautsprecher zuschalten?« Es knackte in der Leitung, ich vergewisserte mich, dass mich beide Frauen hören konnten. »Also Nina, wir müssen davon ausgehen, dass solch ein Gerät ein ganzes Büro enthält, alle wichtigen Verbindungen geschäftlicher Natur, alle wichtigen Projekte des Büros, aber auch alle wichtigen privaten Dinge. Unter Umständen habe die nicht alles gelöscht, sondern nur herunterholt von dem Gerät, um die Daten zu verwenden. Das halte ich sogar für wahrscheinlich. Haben deine Eltern eine Anwaltskanzlei an der Hand, die dauernd für euch und euren Betrieb tätig ist?«
»Ja, klar. Das haben wir.«
»Glaubst du, dass dein Vater bereit ist, die Kanzlei zu beauftragen, den gesamten Inhalt des Blackberrys sofort auf dem Weg der Klageandrohung herauszufordern?«
»Ich nehme an, dass er helfen wird, ja.«
»Sie können die Drohung noch massiver machen, wenn sie drohen, sofort an die Öffentlichkeit zu gehen, falls der Inhalt des Geräts nicht komplett zurückgegeben wird. Darauf werden sie reagieren.«
»Ist das nicht ein bisschen schroff?« Ihre Stimme klang nicht sonderlich fest.
Ich widersprach. »Wir wissen nicht, welche Verbindungen dein Mann in die Eifel hatte. Aber das Gerät kann das beantworten. Du willst doch genau wissen, was geschehen ist.«
»Eigentlich schon«, sagte sie.
»Dann ruf deinen Vater an, und wir machen das so. Wir brauchen alles, was auf dem kleinen Computer war, wirklich alles.«
»Das erledige ich«, bestätigte sie etwas kläglich.
Eine Viertelstunde später meldete sich Emma erneut und sagte, Gabi werde früh am Morgen kommen und ihre Sachen holen.
»In Ordnung«, sagte ich. »Dann werde ich früh aus dem Haus sein.«
Gegen Mitternacht ging ich ins Bett, war nicht im Geringsten müde und wartete geduldig, bis ich gegen drei Uhr einschlafen konnte. Ich stand um sieben Uhr auf, weil jedes kleine Geräusch mich ohnehin weckte, und war eine halbe Stunde später unterwegs.
Natürlich fragte ich mich, ob ich feige sei, ob ich einfach nur vermeiden wollte, Gabi zu sehen. Aber Feigheit konnte ich nicht feststellen, eher eine aufkeimende Wut, weil sie so erkennbar in eine Falle mit ihrem Exmann gelaufen war, und weil ich nichts, aber auch gar nichts gesagt hatte.
Ja, ich hatte seit Langem geahnt, dass sie gehen wollte. Blieb die Frage, warum ich geschwiegen hatte.
5. Kapitel
Ich rief von unterwegs Gerrit den Schäfer an, und er sagte mir, dass er auf der Wacholderheide oberhalb von Gönnersdorf sei, im Dreieck Wiesbaum Birgel und der B 421. Ja, ich könnte vorbeikommen, weiterziehen werde er ohnehin nicht, ja, ich solle ein paar Brötchen mitbringen, frische, mit Wurst und Käse, doppelt belegt, und vor allen Dingen Gurken, wenn ich welche kriegen könnte, am besten ein ganzes Glas, und richtige Gurken, nicht so spirrige, krumme, kleine. »Und dann noch diese oder jene Schachtel Camel ohne Filter, weil ich sowieso mit dem Aufhören zu rauchen ein bisschen pausieren muss, einfach zu anstrengend, wenn man nur die blöden Schafe um sich herum hat.«
Ich kaufte das alles in Hillesheim, fühlte mich wie
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