Eifel-Connection
meine Augen nicht mehr zu funktionieren, manchmal sah ich Strukturen doppelt.
Es war 2.30 Uhr, als ich in meinem Auto hockte. Ich schaltete die Scheinwerfer erst ein, als ich die kleine Siedlung erreichte. Ordnung muss sein.
Ich scheute mich, Emma zu wecken, begriff aber, dass die Wunde auf meinem Schädel genäht werden musste, außerdem bin ich eitel.
Ich klingelte sie also aus dem Bett und sagte etwas nuschelnd: »Ich suche Asyl.«
»Wie siehst du denn aus?! Das ist ja Blut!« Sie hatte ganz große Augen und zog mich ins Haus.
»Zeig mal her, hab dich nicht so, was hast du denn wieder angestellt, setz dich mal auf den Stuhl da, du hast doch nicht etwa Schmerzen, ach, du lieber Gott, dein Kopf ist ja ganz auf, und überall dieses Blut, das ist ja ekelhaft, warte mal, das klafft ja richtig …«So lief, alles in allem, das ungemein anregende Gespräch in den nächsten paar Minuten.
Dann das Resultat: »Da rufen wir aber den Notarzt, da will ich ganz sicher gehen, da können wir das Risiko nicht eingehen, das gefällt mir gar nicht, ach, du mein armer Baumeister!«
Dann rief sie den Notarzt und sagte erregt: »Wir haben hier einen offenen Schädel. - Wie? Was meinen Sie? - Nein, keinen offenen Schädel, also eher einen, wo die Schwarte durch ist. Das reicht aber.«
Sie drückte die rote Taste, mir war immer noch flau im Magen.
»Sie kommen gleich. Erzähl mal, was ist passiert?« Also erzählte ich etwas müde von Müller bis Peugeot, und es erschien der gleiche Notarzt, der schon Nina geholfen hatte. Er sagte trocken: »Ich abonniere dieses Haus. Was ist es denn diesmal? Nein, sagen Sie nichts, ich rate mal. Sie sind beim Fensterin erwischt worden, und der in Wahnsinn geratene Ehemann kippte die Leiter um.«
»Nicht ganz«, antwortete ich. »Es war ein Einbrecher, ich habe ihn gestört.«
»In diesem winzigen Anwesen hier?«
»Nein, nein, drüben in Hillesheim.«
Er sah mich misstrauisch an.
»Sie dürfen mir keine Gesetzesverstöße mitteilen«, murmelte er, »sonst muss ich Meldung machen. Strecken Sie mal den Kopf nach vorn. So, so ist es gut. Mein lieber Schlemihl, der hat aber gründlich zugelangt. Ich würde sagen, wir weisen Sie ein. Aber wir nähen Sie vorher und stillen die Blutung. Ruhig, bitte, Gleich gibt es einen kleinen Pieks, wenn die Spritze kommt. Haben Sie doppelt gesehen?«
»Ja, einige Sekunden lang, unmittelbar danach. Seitdem nicht mehr.«
»Und was war es wirklich?«
»Ein Unbekannter mit Knüppel«, antwortete ich so korrekt, wie es mir möglich war. »Und hätten Sie etwas gegen Kopfschmerz?«
»Überfall etwa?«
»Na ja, er war wohl sturzbetrunken«, sagte ich milde.
»Auch das noch. Geben Sie mir mal die Schere da, bitte. Die Haare sind so unpraktisch.«
Emma reichte ihm die Schere, und er schnippelte.
»Und wer, bitte, hat Ihnen das Veilchen verpasst?«
»Das war in einem vorherigen Leben ein vorheriger Gegner.«
Er arbeitete hochkonzentriert und schnell, trank zwischendurch von dem Kaffee, den Emma ihm hingestellt hatte, und erzählte Döneken aus seiner Zeit als Notarzt.
»Ich nehme Sie mit. Sie brauchen Untersuchung, sie brauchen Abklärung, Sie brauchen Ruhe. Und kein Widerspruch, bitte, sonst kriege ich erhebliche Schwierigkeiten mit meiner Haftpflichtversicherung.« Das klang gar nicht mehr lustig. »Einverstanden«, nickte ich.
Er bestand darauf, dass ich mich in seinem Kombi auf die Trage legte, dann zeigte er mir, wie schnell ein Notarzt in der Eifel sein kann.
»Was war es denn nun? Ein Einbrecher? Ein Kneipengegner? Ein wilder Ehemann?«
»Eine Mischung daraus«, sagte ich.
»Also, im weitesten Sinne ein missglückter Streich unter Freunden auf Ihren Kopf?«
»So würde ich sagen«, lautete meine Antwort. »Na, also.«
Im Krankenhaus Maria Hilf zu Daun erfuhr ich liebende Fürsorge. Sie schoben mich in eine Röhre, sie befanden, dass meine Schädeldecke standgehalten hatte, sie injizierten mir einige Flüssigkeiten, nach deren Sinn und Zweck ich gar nicht erst fragte. Dann wurde ich auf eine Behelfsliege gepackt, die mit einer Art Pferdedecke belegt war, will sagen dunkelbraun mit dem Versuch einiger eingewebter Sonnenblumen in noch dunklerem Braun. Was karitative Katholiken allemal als freundlich bezeichnen würden. Aber geeignet für arg strapazierte Straßenkleidung.
Eine winzige, ganz junge Krankenschwester, nicht wesentlich größer als ein Gartenzwerg, die vor lauter Überlastung nicht wusste, wo sie war und was sie hier wollte, drehte mir
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