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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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augenblicklich anrufen. Auch dann, wenn er sich gerade um seine Verdauung kümmert.« Lange Pause. »Okay, ich schreibe mit.« Dann ein muffiges: »Danke!«
    Er wählte wieder und sagte: »Spreche ich mit Bruno Colbert? Mein Name ist Rodenstock, ich wage es, Sie anzurufen, weil hier ein äußerst dickes Ding zu geschehen scheint, und weil ich sonst gezwungen bin, das Innenministerium anzurufen. Und, ehrlich gestanden, möchte ich das nicht, weil meine Erfahrungen auf dem Sektor nicht erfreulich sind. Sie sollten bitte Zeit haben, mir drei Minuten zuzuhören. Ist Ihnen das möglich?« Es war anscheinend möglich, Rodenstocks Stimme senkte sich zu einem vertraulichen Flüstern.
    Es war 0.45 Uhr, als er seufzend bekannt gab: »Der Mann kommt jetzt. Aus Koblenz.«
    »Da sind wir doch froh!«, sagte seine Ehefrau. »Wie ist das eigentlich? Musst du nicht zurück in die Klinik?«
    »Ich muss zum Frühstück dort sein, ich habe also noch Zeit«, antwortete er lächelnd.
    »Dann könnten wir uns doch eine Stunde hinlegen. Dieser Mann wird einige Zeit brauchen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte ich. »Verzieht euch, ihr alten Leute, und ich bewache tapfer euer Haus.«
    Sie verzogen sich tatsächlich, und ich schlug mein Lager auf dem Sofa auf, hörte dösend Radio D-Kultur, schlief ein, und wurde von Emma geweckt, die kichernd sagte: »Er rief an, er ist schon in Niederehe, und du siehst richtig niedlich aus, wenn du schläfst.«
     
    Als er aus seinem Auto stieg und klingelte, duftete es nach Kaffee, und Emma war dabei, ein paar Brötchen aufzubacken. Sie öffnete die Haustür und sagte: »Guten Morgen, Sie werden schon erwartet. Gehen Sie nur durch.«
    »Das ist sehr freundlich«, sagte eine hohe, etwas heisere Stimme. Und dann stand er in der Tür, linste freundlich auf uns, und war alles in allem viel schlimmer als eine Träne. Er trug einen sehr alten Trenchcoat, hatte den Kragen hochgeschlagen, die zwei Enden eines Gürtels hingen lang herunter, und seine Rechte umklammerte eine uralte Aktentasche mit ordentlichen Lederschließen, wie man sie vor fünfzig Jahren kaufen konnte. Er hatte ein rundes Gesicht mit stark fleischigen Wangen, und seine trüben, etwas rotgeränderten Augen versprühten eine unsägliche Milde, als sei er außerstande, so etwas wie einen zornigen Satz formulieren. Die wenigen Haare auf seinem Kopf waren lang, und er hatte sie sich einfach quer über den Schädel gelegt, als friere er. Alles in allem war er ein kleiner, fetter Mann, nahe den Sechzig.
    Offensichtlich hatte er auch keine Ahnung, wie er aus dem Trenchcoat herauskommen sollte. Er ließ kurzerhand die Aktentasche auf den Boden fallen, griff nach dem rechten Ärmel des Mantels und versuchte irgendwie dem Kleidungsstück zu entkommen, was aber nicht gelang, bis Emma freundlich sagte: »Warten Sie, ich helfen Ihnen.«
    »Diese Dinger sind auch recht unpraktisch«, sagte er. »Kann ich den Stuhl da nehmen?«
    »Oh, sicher«, sagte Rodenstock. »Natürlich.«
    Er setzte sich, hatte die Aktentasche auf seinem Schoß und hielt sie mit seinen dicken Patschehändchen umklammert. Er erklärte: »Meine Tochter heiratete gestern, und mein Männergesangverein hatte einen sehr intimen, schönen Auftritt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Da wurden es denn schon mal zwei Bier. Ich singe seit vierzig Jahren im Tenor, es macht mir Freude. Aber ich habe einen guten Fahrer. Dürfte ich Sie bitten, dem eine Tasse Kaffee an den Wagen zu bringen?«
    »Kann er denn nicht ins Haus kommen?«, fragte Emma.
    »Natürlich, wenn das möglich ist. Er ist ohnehin sehr verschwiegen.«
    Also verschwand Emma, um den Fahrer zu holen, und Rodenstock murmelte: »Wir hatten kein Glück mit einem Ihrer leitenden Herren.«
    »Der rief mich schon an«, nickte er freundlich. »Er ist ein guter Manager, aber wenn es an den Beruf geht, taugt er überhaupt nichts.«
    Der Fahrer kam hinter Emma her und erwies sich als ein Hüne, der stumm grüßte, und zielgenau an uns vorbeiging zu einem Hocker, der im Halbdunkel wartete und nie benutzt wurde.
    »Das ist Manfred Glöckler«, stellte sein Chef ihn vor. »Ihm braucht man niemals etwas zweimal zu sagen.«
    Glöckler grinste. Er war um die dreißig Jahre alt und trug das Grau offizieller Fahrer. Sekunden später verschmolz er mit seiner Umgebung, man hörte ihn nicht einmal atmen, seinen Kaffee trank er vollkommen lautlos.
    »Mein Name ist Bruno Colbert, ich bin beim Zoll beschäftigt«, sagte sein Vorgesetzter.
    Rodenstock stellte

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