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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mal: Hast du den Eindruck, daß der General auf Geheimdienste spezialisiert war?«
    »Ich weiß nur, daß er sich über die Dienste und die Geheimhaltung immer lustig gemacht hat. Er nannte das Machospiele.«
    »Hat er jemals geäußert, daß er etwas an den Geheimdiensten ändern will?«
    »Nie!« sagte sie energisch. »Aber er sprach selten mit mir über dienstliche Dinge.« Sie machte eine Pause, wurde leicht verlegen und setzte hinzu: »Ich war eben viel zu sehr seine Tochter.«
    »Wir sollten uns trennen«, bemerkte Emma sachlich. »Baumeister macht die Eltern von Carlo und die kleine Nutte. Rodenstock und ich fahren die Frau von Herterich besuchen. Und du, Germaine, machst weiter mit Seepferdchen und versuchst, so viel wie möglich aus ihr herauszubekommen. Wahrscheinlich weiß sie Dinge, von denen sie nicht weiß, daß sie sie weiß.«
    »Hast du Urlaub?« fragte ich.
    »Sicher«, nickte Emma. »Ich dachte, wenn ich Rodenstock finde, falte ich ihn zusammen und fliege mit ihm nach Hawaii oder so etwas. Jetzt ist es eben die Eifel. Und meistens ist die schöner als die betonierte Südsee.« Sie lächelte und legte Rodenstock die Hand auf den Kopf.
    »Dann laßt uns jetzt schlafen«, murmelte Rodenstock verlegen.
    Ich verteilte Zimmer, Bettwäsche und Schlafmöglichkeiten und legte mir eine Matratze in das Arbeitszimmer. Aber ich schlief nicht, ich dachte an Dinah und wurde ein Opfer meiner Phantasien. Erst gegen sechs Uhr in der Frühe kam ich zur Ruhe, als die Sonne hochkam und die Glocke im Kirchturm den Tag einläutete.
    Gegen neun Uhr weckte mich Rodenstock. »Ich fahre jetzt mit Emma zur Frau von Herterich. Weißt du wirklich nicht, wo Dinah sein könnte?«
    »Überall und nirgends. Nein, ich weiß es nicht.«
    »Was ist mit den Eltern? Es kann doch sein, daß sie dort ist.«
    »Wenn sie dort ist und sich nicht meldet, will sie sich nicht melden.«
    Rodenstock wurde unsicher. »Noch eine Frage, mein Sohn. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ist da etwas zwischen dir und dieser Germaine?«
    »Nicht das geringste. Sie ist einfach ein guter Kumpel. Sie ist in die Geschichte hineingestolpert. Es ist okay so, und danke für die Nachfrage.«
    »Es war so verrückt«, murmelte er. »Emma ist jemand, der Haut mag, meine Haut. Und ich habe immer angenommen, Sexualität ist in diesem Alter bei Frauen vorbei. Aber Emma sagt: Eigentlich ist es seltener, aber besser. Und da ... Es hat mich geworfen, verstehst du? Ich dachte, es sei jetzt alles zu Ende, ich dachte an meinen Krebs, und ich dachte auch: Ich will wissen, wie lange ich es noch machen kann. So ist das gekommen.«
    »Schon gut«, nickte ich. »Du bist ja wieder da. Du mußt einfach bedenken, daß Emma dich liebt. Und sie tut das ganz freiwillig.«
    Er nickte und ging hinaus, und ich trat die Reise ins Badezimmer an. Schmerzen hatte ich nicht mehr.
    Eine halbe Stunde später hörte ich Germaine mit Annalena telefonieren und machte mich auf den Weg. Der Tag war schon heiß, und ich fuhr die Strecken, die ich so liebte.
    Auf der Hochebene zwischen Nohn und dem Ahrtal flog ein Sperberpärchen.

SIEBTES KAPITEL
    Bad Godesberg ist eine seltsame Mischung aus hoffnungslosen Provinzialitäten und kühnen Vorstößen in die Kühle einer Einkaufsstadt. Wahrscheinlich macht das seinen Charme aus.
    Die Metzgerei der Mechernichs war nicht zu übersehen, da Carlos Vater seinen handwerklichen Genius in Chrom verewigt hatte. Die Straßenfront war drei Riesenschaufenster lang, die in Chrom gefaßt waren. Im ersten Fenster hing ein Plakat. Wir garantieren, daß unsere Rinder BSE-frei sind. Unsere Rinder stammen aus den Höhen der Eifel und haben England nie gesehen! Innen hingen an Chromhaken Würste, auf Chromtabletts waren Koteletts gestapelt, in Chromnäpfen ringelten sich alle möglichen Innereien. Es war ein Rundumschlag der Götter der Völlerei, und ich war schon vom bloßen Anblick satt. Ganz abgesehen davon waren alle vier Verkäuferinnen bukolisch drall, man konnte sich sehr gut vorstellen, daß sie anzügliche Witze rissen und Bratwürste mit Bier in sich versenkten, wobei ihnen das Fett vom Maule troff.
    Ich ging hinein und stellte mich etwas abseits, um den Hausfrauen nicht im Wege zu sein. Ich winkte einer der Verkäuferinnen und fragte: »Ist Herr Mechernich im Hause? Oder Frau Mechernich?«
    Sie hielt sich offenbar für eine De-Luxe-Ausgabe, sie schnurrte: »Vertretertag ist bei uns der Donnerstag.«
    »Ich bin kein Vertreter, und es ist privat. Es betrifft

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